Erinnerungskultur am Albert-Schweitzer-Gymnasium
Feierliche Ausstellungseröffnung
Ein besonderer Ort für eine besondere Ausstellung – bis zum 14.0ktober 2022 darf das Albert-Schweitzer-Gymnasium in Kaiserslautern als erste Schule in Rheinland-Pfalz die von Torsten Israel kuratierte und von Marita Hoffmann entwickelte Ausstellung „Renato Mordo: jüdisch, griechisch, deutsch zugleich. Ein Künstlerleben im Zeitalter der Extreme“ beherbergen, die unter der Schirmherrschaft des Landtagspräsidenten steht.
In Anwesenheit vieler an der deutsch-griechischen Erinnerungskultur Interessierter begrüßte die Schulleiterin Eva Wenzel-Staudt in einem sehr feierlichen Rahmen die zahlreichen Verantwortlichen, Förderer und Ehrengäste aus dem Bereich der politischen und schulischen Bildung, unter anderem den Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, Bernhard Kukatzki und Uwe Bader, die die Ausstellung fachlich und organisatorisch begleitet haben, sowie die zuständige Referentin der ADD, Bettina Münch-Rosenthal, die im Rahmen des Erasmus-Plus-Programms für die finanzielle Förderung der Ausstellung sorgte.
In ihrem Grußwort betonte Frau Wenzel-Staudt u.a. die Verbindung zwischen der Ausstellung und dem ASG als Schule ohne Rassismus, Europaschule und der hier seit Jahrzehnten praktizierten Erinnerungskultur.
„Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass meinem Großvater Renato Mordo posthum nach so vielen Jahren endlich die Ehre zuteil wird, die ihm gebührt.“ Diesen ganz entscheidenden Satz schreibt der Enkel von Renato Mordo, Michael Renato Mordo in seinem Brief an den Großvater, der im Begleitbuch zur Ausstellung abgedruckt ist und einen sehr schönen privaten Zugang zum Künstler öffnet“, so Eva Wenzel-Staudt.
Renato Mordo, geboren am 3. August 1894 in Wien, emigrierte bereits 1932 aufgrund der antisemitischen Umtriebe der an der Schwelle der Machtübernahme stehenden Nationalsozialisten erst nach Prag und dann nach Griechenland, wo er unter anderem als Gründer der griechischen Nationaloper Bekanntheit erlangte und als früher Förderer der jungen Opernsängerin Maria Callas in Erscheinung trat. Nach seiner Inhaftierung im KZ „Chaidari“ bei Athen, vor dem Hintergrund der deutschen Besetzung Griechenlands, emigrierte Mordo nach seiner Haftentlassung im September 1944 weiter nach Ankara, wo er seine Operntätigkeit fortsetzte. Wenige Jahre nach Kriegsende kehrte er nach Deutschland zurück und wurde schließlich 1952 Oberspielleiter der Mainzer Oper.
Renato Mordo verarbeitete seine persönlichen Erfahrungen als Häftling des KZ Chaidari noch im Jahre 1944 in einem gleichnamigen Drama. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung interpretierten Zoё Fleygnac, Moritz Floch und Mika van Eeden unter der Anleitung der Theaterpädagogin Iris Beyer eindrucksvoll eine Szene aus diesem Drama und eröffneten nicht zuletzt aufgrund ihrer großartigen schauspielerischen Leistung auch einen emotionalen Zugang zur deutsch-griechischen Erinnerungskultur.
Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung mit höchst passend ausgewählten und virtuos vorgetragenen Solistenbeiträgen von Martin Ettrich (Violine), Moritz Schumacher (Violine), Valérie Venzke (Klavier) und Frau Dr. Jessica Riemer (Einstudierung, Klavier).
Die Redner*innen des Abends hoben es als besonders lobenswert hervor, dass eine solche Ausstellung nun an einem schulischen Lernort gezeigt werde, wo sie eine besonders wertvolle Wirkung entfalten könne, indem sie ein bislang wenig bekanntes Kapitel der deutschen und griechischen Geschichte und ein bisher wenig beachtetes Thema der Erinnerungskultur ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücke. Herr Kukatzki betonte, dass das Albert-Schweitzer-Gymnasium als altsprachliches Gymnasium den Schüler*innen einen besonderen Zugang dazu eröffne und in Verbindung mit seinem musikalischen Schwerpunkt, seinem Engagement als Schule ohne Rassismus und Europaschule als Ausstellungsort für die Renato-Mordo-Ausstellung prädestiniert sei.
Die Ausstellung selbst befindet sich im Treppenhaus des Gymnasiums, über drei Stockwerke verteilt. In jedem Stockwerk findet sich ein Abschnitt des biographischen Werdegangs Renato Mordos in unmittelbarer Korrelation mit dem sein Leben beeinflussenden historischen Kontext. An zahlreichen Stationen ist man zur Lektüre und zum Verweilen eingeladen. Eine „Installation“ befindet sich in der schuleigenen Bibliothek, wo ein kleines griechisches Literaturcafé eingerichtet wurde, das an Mordos Zeit in Athen erinnert und einen medialen und haptischen Einblick in zahlreiche Quellen und Originaldokumente bietet. Dort sind auch historische Originalaufnahmen hören.
Das Albert-Schweitzer-Gymnasium ist stolz, diese Ausstellung in seinen Räumen zeigen zu können und lädt die interessierte Öffentlichkeit zu einem Besuch ein.
Dies ist möglich, dienstags und donnerstags (15-18 Uhr), nach Anmeldung per E-Mail: asg@asg-kl.de oder Wack@asg-kl.de.
Christiane Poznar, ASG
Autor:Christiane Poznar aus Kaiserslautern |
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