Flugzeugabsturzstellen bei Frankenstein gesucht - Hoffnung auf Zeitzeugen
Frankenstein. Gibt es Zeitzeugen, die zur Aufklärung von drei Flugzeugabstürzen während des Zweiten Weltkrieges bei Frankenstein im Landkreis Kaiserslautern Informationen beisteuern können? Darauf hofft zumindest die Interessengemeinschaft „Heimatforschung“. Diese sucht in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde in Speyer (GDKE-Generaldirektion Kulturelles Erbe) nach Flugzeugabsturzstellen aus dem Zweiten Weltkrieg.
„Wir haben Hinweise auf drei Flugzeugabstürze bei Frankenstein, die sich im Februar und März 1945, kurz vor Kriegsende, ereigneten“, informiert Erik Wieman von der Interessengemeinschaft (IG). Gestützt werden diese Hinweise laut Wieman auf Recherchen aus den Missing Aircrew Reports (MACRs) der amerikanischen Streitkräfte. Diese enthalten unter anderem Details zum Flugzeug, zu den Insassen, Seriennummern der Bordwaffen und Zeugenaussagen von Kollegen, die an dem Tag ebenfalls im Einsatz waren. „Nun wollen wir diesen drei Abstürzen bei Frankenstein vor Ort auf den Grund gehen, die Absturzstellen lokalisieren und die Nachfahren kontaktieren. Im Nachgang wollen wir für die Opfer beider damaligen Kriegsparteien eventuell eine Gedenktafel realisieren“, berichtet der gebürtige Niederländer Wieman und nennt auch gleich Eckdaten zu den drei Abstürzen in der Westpfalz.
Nach den Recherchen sei es am 14. Februar 1945 gegen 8 Uhr zu einem Absturz eines Jagdbombers vom Typ P-51 Mustang, nördlich von Frankenstein gekommen. Der Pilot war 2e Leutnant Robert Rudkin. Er habe sich auf einer Aufklärungs-/Fotomission zwischen Mannheim und Kaiserslautern befunden, als er abgeschossen worden sei, so die Recherche. Rudkin selbst ist mit dem Fallschirm abgesprungen und wurde zwei Tage später, am 16. Februar 1945, südlich von Frankenstein, bei Weidenthal, gefangen genommen. Das geht aus einem damaligen Polizeibericht hervor. Der Leutnant hat den Krieg überlebt und starb 2012 im Alter von 88 Jahren.
Der zweite Absturz eines Jagdbombers vom Typ P-47 Thunderbolt hat sich am 13. März 1945 gegen 13:30 Uhr ereignet. Der 20-jährige 2e Leutnant John F. Wright flog den Jagdbomber. Sein Ziel seien die Eisenbahntunnel (Kehretunnel, Eisenkeiltunnel) bei Frankenstein gewesen. Wright stürzte direkt nach dem Angriff im Zielgebiet südlich von Frankenstein mit dem Flugzeug ab und wurde dabei getötet.
Einen Tag später, am 14. März 1945, kam es gegen 13:15 Uhr zu einem weiteren Absturz eines Jagdbombers vom Typ P-47 Thunderbolt. Der Pilot war der ebenfalls 20-jährige 2e Leutnant Allen DeBerry. Er stürzte nördlich von Frankenstein mit seinem P-47 ab und starb hierbei.
„Da alle Abstürze tagsüber zwischen 8 und 13:30 Uhr stattfanden, gibt es vielleicht noch Zeitzeugen, die an dem Tag etwas gesehen oder im Nachgang etwas mitbekommen haben“, hofft Wieman. Alle drei Flugzeuge seien vermutlich durch die deutsche Fliegerabwehr abgeschossen worden, so Wieman weiter, der seit Gründung im Jahre 2016 der IG angehört.
Nichts hält er von einer Spontan-Suche: „Selbstverständlich werden wir die detaillierte Suche vor Ort im Gelände erst starten, wenn die Absturzstellen näher eingegrenzt werden können und die erforderliche Genehmigung der GDKE Speyer vorliegt“.
Bleibt die Frage, wieso sich das Team der Interessengemeinschaft intensiv mit der Region um Kaiserslautern beschäftigt. Auch hier liefert der Niederländer eine Erklärung. Die Bundesstraße 37 zwischen Kaiserslautern und Bad Dürkheim sei damals ein zentrales Rückzugsgebiet der deutschen Armee in Richtung der Rheinbrücken gewesen und Frankenstein habe umgangssprachig im „Tal des Todes“ gelegen. „Dort war damals also einiges los. Frankenstein ist auch deshalb interessant, da dort verhältnismäßig viele amerikanische Flugzeuge auf engerem Raum abgestürzt sind“, berichtet Wieman.
Sicher ist sich das Team, dass die Familien der abgestürzten Piloten in den USA es sehr schätzen würden, wenn sie Informationen erhalten würden. „Leider gibt es bald keine Zeitzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg mehr, die über örtliche Ereignisse wie hier bei Frankenstein berichten können. Wichtige Informationen gehen so für immer verloren“, macht Wieman deutlich, in der Hoffnung, dass sich noch lebende Zeitzeugen finden. „Mittlerweile gibt es hier kein Freund oder Feind mehr, und unser alleiniges Ziel ist die Völkerverständigung, die Mahnung, und an alle Opfer, militärische sowie zivile Opfer beider Seiten, zu erinnern“, betont er.
Mit Blick auf die IG Heimatforschung berichtet er, dass durch eigene Recherchen mittlerweile acht Gedenkstätten an Absturzstellen enthüllt werden konnten, unter Hinzuziehung der Nachfahren und des Militärs der involvierten Nationen. Alle seien erfahrungsgemäß sehr an der Aufklärung interessiert. „So konnte Familien im Ausland geholfen werden, mehr über das Schicksal ihrer Familienmitglieder zu erfahren“, sagt Wieman abschließend.
Kontakt
Erik Wieman
E-Mail: erik.wieman@gmail.com
Tel: 0173-8241746
www.ig-heimatforschung.de
Autor:Bastian Meyer aus Dahn |
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