"Bäder nicht zu öffnen, ist ein Bärendienst"
Förderverein Warmfreibad bezieht Stellung
Kaiserslautern. Die Idee von Oberbürgermeister Dr. Weichel, die städtischen Bäder in dieser Saison nicht zu öffnen zeugt von einem aus unserer Sicht falschen Verständnis von Verwaltung in diesem Punkt: Verwaltung sollte Probleme lösen, die die Bevölkerung an sie heranträgt. Hier läuft es anders herum: Die Verwaltung schiebt Probleme vor, malt tumbe Negativszenarien und wir Bürger*innen sind gefragt, diese zu lösen. Vom Förderverein sind wir uns sicher, dass es anderen, Verwaltungen ohne Probleme gelingen wird, ihren Bürger*innen einen gesunden Schwimmsport auch in öffentlichen Einrichtungen zu ermöglichen. Da dem kreativen Denken hier offensichtlich auf Verwaltungsseite enge Grenzen gesetzt sind, mal ein wenig Nachhilfe:
Wir befinden uns im Jahr 2020. Die Digitalisierung hat begonnen. Es ist möglich, jedem Gast eine ständige Karte zuzuweisen. Diese enthält einen Barcode. Entweder ist es eine Dauerkarte, oder eine Karte, die beim Betreten des Bades zum Begleichen des Eintrittspreises verpflichtet. Es bleibt aber eine persönliche Karte. Unter dem Barcode sind die persönlichen Daten des Karteninhabers gespeichert. Über ein Scansystem checkt der Badegast ein. Wer aus Datenschutzgründen so etwas nicht will, kann zu Corona-Zeiten leider nicht in ein öffentliches Bad. Nach zum Beispiel 300 Besucher*innen ist ein Einchecken nicht möglich und es muss gewartet werden, bis ein Badegast mit seiner Karte auscheckt. Die Anzahl der aktuellen Badegäste wird automatisch auf der Webseite der Stadt angezeigt. So kann jeder sehen, ob es Sinn ergibt, in ein Bad zu fahren oder ob es belegt ist, auch ohne sich in eine Schlange zu stellen. Wie in jedem Biergarten, jedem Möbelladen, jedem Supermarkt oder wo auch immer dürfen wir darauf vertrauen, dass wir uns alle verantwortungsbewusst verhalten. Auch ohne das der Staat hier "durchgreifen" muss. Das klappt doch insgesamt sehr gut in Kaiserslautern. Die soziale Kontrolle stimmt und alle wären sich bewusst, dass es für jeden einzelnen eben nur funktioniert, wenn wir gemeinsam Rücksicht nehmen. Traut uns der Verwaltungschef das nicht zu?
Was passiert nun, wenn wir die Bäder nicht öffnen? Wird damit die Pandemie eingeschränkt? Mitnichten. Es ist davon auszugehen, dass sich alle Freunde eines gesunden Schwimmsports am Gelterswoog treffen werden. Der See hat auch Ufer, die nicht zum Strandbad gehören. Hier werden sich dann die Menschen notgedrungen tummeln, Die Verwaltung wird das Personal, mit dem sie in den Bädern Gutes hätte für die Bürger*innen bewirken können einsetzen müssen, um den Bürgern Schlechtes zu tun, sie nämlich von einem übermäßigen Besuch am Gelterswoog mit Gewalt abhalten müssen. Sie setzt sich ins Unrecht.
Es gibt sicher zahlreiche Möglichkeiten mit der Bürgergesellschaft und den Vereinen zusammen auch den Aufwand für die Öffnung der Bäder im Rahmen zu halten. Hat die Verwaltung hier Gespräche gesucht? Nein! Die Öffnung der Bäder wurde von allen Parteien und auch von uns als Verein schon vor Wochen gefordert. Wurde daraufhin von der Verwaltung agiert? Nein! Es werden acht Wochen an Zeit angegeben, um ein Bad zu öffnen. Jetzt darf die Verwaltung zeigen, dass sie etwas anderes leisten kann, als den Bedürfnissen der Menschen im Weg zu stehen und es schneller schaffen. Es bleibt zu hoffen, dass die Parteien standhaft bleiben und kreative Ideen zur Öffnung der Bäder entwickeln. ps
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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