PETA fordert verpflichtende Einführung eines Hundeführerscheins in Rheinland-Pfalz
Frau von eigenem Hund schwer verletzt

Symbolfoto | Foto: pixabay

Kaiserslautern. Am Dienstagabend attackierte ein Hund in der Mainzer Straße in Kaiserslautern seine Halterin und verletzte sie schwer. Beim Spaziergang mit ihrem Vierbeiner traf die Frau einen Bekannten und geriet mit ihm in Streit, wodurch der Hund zunehmend aggressiver wurde. Beim Versuch, das Tier zu beruhigen, wurde die 39-Jährige mehrfach gebissen und schwer verletzt. Ihre tiefen Biss- und Fleischwunden an beiden Armen, einem Bein sowie am Gesäß mussten im Krankenhaus operativ behandelt werden. Angesichts dieses Vorfalls fordert die Tierschutzorganisation PETA die umgehende Einführung eines sogenannten Hundeführerscheins in Rheinland-Pfalz.

„Viele Halter können die Signale ihrer Vierbeiner nicht richtig einschätzen. Meist liegt die wahre Ursache für Beißattacken daher nicht beim Tier, sondern auf der anderen Seite der Leine“, so Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Jeder Hund, der falsch gehalten oder behandelt wird, kann zu einer Gefahr für Mensch und Tier werden – unabhängig davon, ob er einer ‚Rasse‘ angehört oder ein Mix ist.“

Der Hundeführerschein sieht vor, dass künftige Halter bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, bei dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben. Nach dem theoretischen Kurs folgt für Halter und Hund ein gemeinsames obligatorisches Praxisseminar in einer Hundeschule. Ein solcher Nachweis kann sicherstellen, dass Hundehalter sachkundig mit ihrem Tier umgehen und dessen Signale richtig deuten. Eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter ist unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern. Zudem vermittelt das Training Kenntnisse über die Anforderungen der Hundehaltung – Voraussetzung für ein tiergerechtes Leben der Hunde.

Als erstes deutsches Bundesland hat Niedersachsen einen Sachkundenachweis für Hundehalter beschlossen – der allgemeine Hundeführerschein ist dort seit Juli 2013 verpflichtend. Nachweislich wurde nach drei Jahren eine Reduzierung von Vorfällen erreicht. Einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2016 zufolge unterstützt mit 65 Prozent eine deutliche Mehrheit der Deutschen die Einführung des Sachkundenachweises für Hundehalter. Wer in München nach dem 1. Mai 2014 einen Hundeführerschein absolviert hat, kann sich ein Jahr lang von der Hundesteuer befreien lassen. In Mannheim gilt eine zweijährige Steuerbefreiung für alle Hunde, deren Halter den Hundeführerschein nach dem 1. Januar 2016 erworben haben. Wer in Berlin seit dem 1. Januar 2017 einen Hund neu aufgenommen hat, ist dazu aufgefordert, sich die notwendige Sachkunde anzueignen.

Die Einführung eines Hundeführerscheins hat einen weiteren Vorteil: Sie kann Menschen, die sich noch nicht ausführlich mit dem Thema Hundehaltung auseinandergesetzt haben, von einem eventuellen Impulskauf abhalten. Jedes Jahr landen 80.000 Hunde in deutschen Tierheimen, darunter sehr viele Tiere, die unüberlegt „angeschafft“ wurden.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein: eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

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Autor:

Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern

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