Studenten aus Guatemala zu Gast bei der Apostelkirchengemeinde
Friedlicher Wandel durch Bildung
Apostelkirchengemeinde. Am 14. April, dem Sonntag Palmarum, hatte die Apostelkirchengemeinde vier Studenten aus Guatemala und ihren deutschen Projektleiter Christian Stich zu Gast. Er stammt aus Kaiserslautern, ist 48 Jahre alt und gelernter Jurist, der sich seit seinem Studium in Saarbrücken auch sehr für die Menschenrechtsarbeit in Afrika und Lateinamerika interessiert.
Er lebt seit zehn Jahren in Guatemala und ist mit Maria José, einer Guatemaltekin, verheiratet. 60 Stipendiatinnen und Stipendiaten kann das Stipendienwerk Samenkorn e.V. / Proyecto Ija’tz im Jahr materiell fördern und sie in ihrem individuellen Bildungsweg und ihrer Persönlichkeitsentwicklung begleiten. „Ija’tz“ ist das Maiskorn, das den Mayas heilig ist und Wachstum, Weisheit und Leben bedeutet. Gleichzeitig soll der Same für einen friedlichen Wandel durch Bildung in Guatemala gelegt werden. Alle Stipendiaten zeichnen sich durch christliches und soziales Bewusstsein und Verantwortungsgefühl, überdurchschnittliche akademische Leistungen aus und wollen auch nach Abschluss ihrer Ausbildung in Guatemala bleiben, um einen Beitrag zur Entwicklung ihres Landes zu leisten. In der Apostelkirche waren Alicia (29 Jahre, Studienfach Journalismus), Ana Christina (26 Jahre, Studienfach Krankenpflege), Oscar (22 Jahre, Studienfach Pädagogik) und José Aníbal (23 Jahre, Studienfach Agrarwissenschaften). Sie zeigten im Gottesdienst einen liturgischen Tanz und lasen einen biblischen Text auf Spanisch und in der Maya-Sprache „K’equi“. 41 Prozent der 17 Millionen sind indigene Nachkommen eines der 22 Maya-Völker. Trotz der Amtssprache Spanisch werden noch 25 voneinander unabhängige Sprachen der Mayas gesprochen. Spanisch war für keinen der vier Stipendiaten die Muttersprache. Sie berichteten im Anschluss an den Gottesdienst im Gemeindehaus der Apostelkirche sehr bewegend von ihrem ganz persönlichen Kampf um ihre Bildungschancen. So musste Ana Christina schon als kleines Mädchen sehr hart arbeiten, um sich den Grundschulbesuch zu finanzieren. Oscar erinnerte sich, dass sein Vater ihm immer sagte, dass Lernen Zeitverschwendung sei. Alle vier stammen aus Familien, die in extremer Armut leben. Gerade auch gegen Widerstände innerhalb der eigenen Familie mussten sich speziell die jungen Frauen durchsetzen, weil die dominierende „Männerkultur“ es ihnen schwermacht, höhere Bildung zu erlangen. Das traditionelle Frauenbild geht kaum über Haushalt und Kinder hinaus. Projektleiter Christian Stich informierte über die allgemeine Situation in Guatemala, wo auch 23 Jahre nach Ende eines 36 Jahre dauernden Bürgerkrieges die Maya-Bevölkerung von politischer, wirtschaftlicher und sozialer Teilhabe weitestgehend ausgeschlossen ist. Nur sechs von zehn Kindern bzw. Jugendlichen im schulpflichtigen Alter gehen zur Schule, fast die Hälfte aller Kinder unter fünf Jahren ist chronisch unterernährt, die entsprechenden Zahlen in indigenen Regionen liegen noch weit höher. Bildung ist in diesem mittelamerikanischen Land ein Privileg weniger und kein Grundrecht für alle.
Der Ausschuss für internationale Beziehungen der Apostelkirche um Helga Gröbel und weitere Helferinnen und Helfer sorgten für die Verpflegung der Gäste.ps
Autor:Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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