"Richtig stolz"
Hospizverein für Stadt und Landkreis Kaiserslautern feiert Jubiläum
„Richtig stolz“ sind Franziska Emrich und ihre 17 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen darauf, dass sich im gerade gestarteten Aufbaukurs neun ehrenamtliche Männer in die Frauendomäne Hospizarbeit einarbeiten. Aktuell gibt es 14 Männer unter den ehrenamtlich Mitarbeitenden, die in Stadt und Landkreis zum Einsatz kommen. Denn ambulante Hospizarbeit hat als größte Herausforderung, dass menschliche Zeitressourcen so verteilt werden müssen, dass den Sterbenden in ihrer verbleibenden Zeit Zuhause verlässlich jemand zur Seite steht.
„Meist hat der sterbende Mensch ein volles Behandlungsprogramm und es sind mehr die Angehörigen, die von unserer Zeitspende profitieren. Weil sich viele Menschen fragen, ob sie es aushalten oder ob sie alles richtig machen. Da schwingen viele Ängste mit und jemand der dann da bleibt, sich vom Leid berühren lässt und trotzdem Kraft gibt, das ist ein großes Geschenk. So wie viele Angehörige es im Rückblick auf die Zeit der Sterbebegleitung es auch als Geschenk sehen, dass sie es möglich machten, dass ein Familienmitglied zuhause sterben durfte.“
1993 bildet sich eine erste private Gruppe
Und richtig stolz kann Franziska Emrich sein auf die 25 Jahre, die es diesen Verein gibt. Ihre Mutter Hiltrud Puff hat als Ärztin in Kaiserslautern mitangesehen, wie Sterbende im Krankenhaus an der Drehtür nach Hause entlassen wurden und damals gab es nach diesem „Tschüss“ niemand, der diese Menschen daheim auffing. Aus Ärzten, Kirchenleuten und weiteren Interessierten bildete sich 1993 eine private Gruppe, die wusste, was zuvor Cicely Saunders, eine Krankenschwester in London nach einer Liebesgeschichte dazu bewegte, einen Platz zum Sterben zu schaffen und das erste Hospiz zu eröffnen. Das war 1967. Das Geburtsjahr von Franziska Emrich und eine ihrer Gemeinsamkeiten mit Saunders: Auch sie war zuerst Krankenschwester und studierte danach soziale Arbeit. Ihr ehemaliges Jugendzimmer wurde zum ersten Beratungszimmer für Hospizarbeit, lange bevor aus der Ehrenamtsgruppe 1998 ein Verein wurde.
Franziska Emrich führt Arbeit ihrer Mutter fort
Kein Wunder also, dass Franziska Emrich später die Arbeit ihrer Mutter nach deren Tod 2013 weiterführte. 2017 kam der Kinder- und Jugendhospizdienst dazu, 2021 die spezialisierte ambulante Palliativversorgung, die medizinisch über den Hausarzt oder das Krankenhaus verordnet werden kann. Im Juni wird der Hospizverein in den Hertelsbrunnenring umziehen. Aus bisher zwei Standorten wird einer.
„Ein Schiff mit vielen Menschen, die an der hospizlichen Nabelschnur hängen und die Sterbende und deren Familien ganzheitlich im Blick behalten.“ Es ist ein Generationenprojekt, was die Geschäftsführerin mit ihren 17 haupt-, 61 ehrenamtlich Mitarbeitenden und sechs Honorarkräften gemeinsam auf Kurs hält. Jede und jeder Sterbende wird begleitet, unabhängig vom religiösen oder kulturellem Hintergrund. Und es ist oft Puzzle-Arbeit, den oder die Richtige je nach Besonderheit der Familiensituation zu finden.
Betroffene wollen oft selbst etwas zurückgeben
Zum Selbst-Zeit-Spenden gibt es einen Grundkurs an zwei Wochenenden, der 50 Euro kostet und der die Gründe verdeutlicht, warum Menschen sich auf diese Weise für andere einsetzen. Oft sind es Betroffene, die nach der Zeit der eigenen Trauer etwas zurückgeben wollen, manche wollen generell Gutes tun und andere wiederum lernen bei der Ausbildung und der Begleitung viel über sich selbst, entwickeln sich dadurch weiter. Leben und Sterben, Lachen und Weinen.
Nach dem Grundkurs gibt es einen kostenfreien Aufbaukurs über ein halbes Jahr, erst dann geht es langsam hinein in die Begleitung. Der enge Kontakt zu den Hospizschwestern ist wichtig, genauso wie der monatliche kollegiale Austausch. „Wir lachen auch viel,“ erklärt Franziska Emrich – kurz nachdem wir beide so berührt waren von einer Geschichte, dass Tränen flossen. Leben und Sterben, Lachen und Weinen, rückwärts verstehen und vorwärts erleben. Unvorhersehbar. Der Rat an die Leserinnen und Leser lautet: „In guten Tagen informieren, wenn die Kraft dazu noch da ist.“ Das kann zum Beispiel ein eintägiger Letzte-Hilfe-Kurs sein.
Viele Aktionen im Jubiläumsjahr 2023
Das 25-jährige Jubiläum wird das ganze Jahr hindurch gefeiert: Bis in den Dezember gibt es an jedem 25. Tag im Monat Aktionen. Am Samstag, 25. März, steht beispielsweise die „Trostbank-to-go“ auf dem Kaiserslauterer Wochenmarkt. Es folgen Konzerte, Lesungen und Mitmachangebote. Wer keine Zeit spenden kann, darf natürlich auch gerne mit einer Geldspende oder Mitgliedschaft den Hospizverein für Stadt und Landkreis Kaiserslautern unterstützen.
Weitere Informationen: www.hospiz-kaiserslautern.de
Autor:Nadja Donauer aus Kaiserslautern |
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