Plätze für Hunde im Tierheim ausgeschöpft
Jeder Fall ist einer zu viel

Hat gute Fortschritte im HuKo-Training gemacht: die etwa drei Jahre alte Malinois-Hündin „Flummy“ mit Hundetrainerin Manuela Habermann. „Cujo“ stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht für ein Foto bereit  | Foto: Monika Klein
  • Hat gute Fortschritte im HuKo-Training gemacht: die etwa drei Jahre alte Malinois-Hündin „Flummy“ mit Hundetrainerin Manuela Habermann. „Cujo“ stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht für ein Foto bereit
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Von Monika Klein

Kaiserslautern. Der Fall „Cujo“ war der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. „Cujo“, ein Schäferhund-Kangal-Mix, wurde Mitte Juli am Kaiserslauterer Tierheim ausgesetzt. Der Fall „Cujo“ hat dazu geführt, dass das Tierheim-Team mit Vehemenz ausruft: „Wir können nicht mehr.“

„Cujo“ war am späten Sonntagabend, 16. Juli, beim Tierheim angebunden entdeckt worden. „Der Hund war sehr verängstigt und reagierte dementsprechend aggressiv“, schildert Hundetrainer Jonas Brill seinen Eindruck. Nach der Meldung war er zuerst vor Ort, doch trotz seiner Erfahrung war es ihm unmöglich, sich dem Tier innerhalb kurzer Zeit zu nähern und Vertrauen aufzubauen. „Cujo“ wurde von den Tierrettern aus Kindsbach gesichert und ist nun im Tierheim untergebracht.
„Cujo“ ist alles andere als ein Einzelfall. „In den letzten acht Wochen wurden sage und schreibe fünf Hunde bei uns ausgesetzt. Wir sind sprachlos, ratlos, entsetzt, verzweifelt“, sagt Tierärztin Anne Knauber, die dem hiesigen Tierschutzverein (TSV) vorsteht. „Dazu kommen täglich zwei bis drei Anfragen wegen Abgabe und das auch aus einer Entfernung von Hunderten von Kilometern.“
Dabei sind mit 20 Hunden, die meisten davon groß und schwierig zu vergesellschaften, alle Platzkapazitäten der Einrichtung ausgeschöpft. Das Team versucht zwar, verstärkt in die Vermittlung zu gehen, dennoch: „Es ist ein Zittern“, beschreibt Knauber die Situation. Denn sollte ein Fundhund dazu kommen, bleibt ihr nur zu hoffen, dass er wieder abgeholt wird oder dass sie für ihn einen Platz in einem umliegenden Tierheim ergattert.
Für die TSV-Vorsitzende steht fest, dass diese Häufung weder mit der Ferien- und Reisezeit noch mit der Corona-Pandemie zu tun hat. „Es ist ein Problem, das sich seit circa zehn Jahren verschärft.“ Knauber sieht die Ursache darin, dass sich viele Leute unüberlegt Hunde anschaffen – auch aus dem Auslandstierschutz. Darunter seien seriöse Organisationen, aber auch vermehrt solche, die Hunde und Welpen aus dem Transporter heraus verkaufen. „Oft wissen die neuen Halter gar nichts über das Tier. Sie haben nur das Bild im Internet gesehen und sind dann überfordert. Wir haben mehrere solcher Hunde hier sitzen“, stellt sie fest und macht deutlich: „Wir nehmen unsere Hunde zurück, wenn es nicht klappt.“
Das Tierheim-Team kämpft noch an anderen Fronten. „Wir müssen viel Geld investieren für die medizinische Versorgung.“ Denn manche Hunde zeigen aufgrund von Schmerzen ein aggressives Verhalten. Außerdem ist die Vermittlung von Problemfällen, für die ein hoher personeller und finanzieller Aufwand erforderlich ist, nicht einfach. „Da ist es schwierig, den richtigen Menschen zu finden“, weiß Knauber aus Erfahrung. „Wir werden zu Gnadenhöfen.“
Damit Hunde möglichst nicht dauerhaft im Tierheim ihr Zuhause haben, ging vor sechs Jahren das Hunde-Kompetenz-Projekt (HuKo) im Tierheim an den Start. Ziel ist es, verhaltensauffällige Hunde intensiv zu trainieren, um so ihre Vermittlungschancen zu steigern.
Über „Cujos“ Vergangenheit und Herkunft liegen bislang trotz Recherchen keine Erkenntnisse vor. Damit er nicht zu einem Dauerbewohner wird, beschäftigt sich Hundetrainerin Manuela Habermann fast täglich mindestens eine Stunde lang mit ihm. Habermann freut sich, dass das belohnungsbasierte Training Erfolge zeigt. „,Cujo’ wird immer fröhlicher und fängt an zu spielen. Er öffnet sich.“ Sie sieht in ihm auch einen möglichen Kandidaten für das HuKo-Projekt.
Entschieden fordern Knauber und die Hundetrainerin fundierte Schulungen für Halter, einen Hundeführerschein als Basis und eine Beratung darüber, welche Rasse die passende ist und welche zum Umfeld und zum Leben passt. Habermann würde sich außerdem wünschen, dass Hundetrainer ein anerkannter Ausbildungsberuf mit einheitlichen Bewertungskriterien und Qualitätsstandards wird.
Um die Kasse aufzubessern, wurden Patenschaften eingeführt. Paten können Geld für das Training oder die medizinische Versorgung bestimmter Hunde, wie zum Beispiel „Cujo“, spenden. Wer das Tierheim mit dem Kauf von Futter unterstützen möchte, sollte vorher gezielt nachfragen, welcher Bedarf besteht. [lmo]

Kontakt und Bankverbindung

Tierheim Kaiserslautern, Altes Forsthaus 11, 67661 Kaiserslautern, Telefon 0631 3503667,
www.tierheim-kaiserslautern.de/start/
Sparkasse Kaiserslautern, IBAN DE58 5405 0220 0000 0108 19 und IBAN DE84 5405 0220 0000 1209 31

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Autor:

Monika Klein aus Kaiserslautern

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