Ergebnisse des Armutsberichts des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes
Jeder fünfte Westpfälzer lebt laut Statistik in Armut
von Ralf Vester
Westpfalz. Jeder fünfte Westpfälzer lebt nach Angaben des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Armut. Das geht aus dem aktuellen Armutsbericht hervor. Vor zehn Jahren war noch knapp jeder siebte Westpfälzer von Armut betroffen. Wer in Deutschland als Alleinstehender weniger als 1.035 Euro netto pro Monat verdient, gilt nach Angaben des Wohlfahrtsverbands als arm. Die Armutsquote in der Pfalz hat sich laut des Verbandes ausgesprochen schlecht entwickelt. 2008 war sie noch die Region mit den wenigsten armen Menschen in Rheinland-Pfalz. 2018 jedoch bereits die Region mit dem zweithöchsten Wert.
Die Pfalz gehört demnach zu den Regionen in Deutschland mit dem stärksten Armutswachstum in den vergangenen zehn Jahren. Lag die Armutsquote 2008 noch 1,1 Prozentpunkte unterhalb des Bundesdurchschnitts, wurde sie 2018 bereits 2,0 Prozentpunkte oberhalb dessen gemessen. Auffällig ist hier vor allem der rasante Anstieg seit 2012. Bis 2015 lag die Armutsquote der Pfalz in allen Jahren unterhalb des Bundesdurchschnitts. Die Westpfalz startete 2008 mit 15,4 Prozent auf mittlerem Armutsniveau und verzeichnet bis 2018 einen Anstieg der Armut um mehr als 20 Prozent bzw. 3,2 Prozentpunkte (18,6 Prozent).
Dass viele Menschen im Land in Armut leben, bestätigen auch neueste Zahlen des rheinland-pfälzischen Verbands der Tafeln. Demnach nutzen fast 54.000 Menschen das Angebot der Tafeln, die meisten von ihnen wöchentlich. Die Zahl der Tafeln ist in den vergangenen 20 Jahren laut Verband kontinuierlich gestiegen.
Die Daten für den Armutsbericht stammen aus dem „Mikrozensus“. Hierfür befragt das Statistische Bundesamt jährlich mehr als 400.000 Haushalte in Deutschland, das ist etwa ein Prozent der deutschen Bevölkerung. Als arm gilt in dem Bericht, wer über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens in Deutschland verfügt. Die Armutsschwelle für einen Single ohne Kinder lag daher bei einem Nettoeinkommen von 1035 Euro im Monat. Es geht also um „relative Armut“. Das bedeutet, dass die Betroffenen nicht zwingend von Hunger und Elend betroffen sind. Ihnen fehlen aber die Mittel für gesellschaftliche Teilhabe.
Bundesweit ist die Armutsquote im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht gesunken, der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert von der Bundesregierung trotzdem einen Masterplan zur Armutsvermeidung – unter anderem einen höheren Mindestlohn, mehr Geld für Hartz-IV-Empfänger und die Einführung einer Kindergrundsicherung.
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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