Donnersberger Literaturtage
Junge Autor*innen in der Pfalzbibliothek

Pauline Vogelsanger | Foto: Peter Herzer
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Pfalzbibliothek, Samstag, den 23. Sept. Was bewegt die Jugend – nach schweren Jahren mit Pandemie, Inflation, Ukraine-Krieg und sonstigen Verwerfungen. Will man noch die Schönheit der Erde bewusst erleben, bevor sich die klimatische Abwärtsspirale gravierend beschleunigt? Wie belastbar ist das Selbstwertgefühl. Folgte eine innere Migration oder Protest? Aus dem Gefühl der Eingrenzung, die der Einzelne nicht lösen kann, steigt die Bedeutung des Outcoming. Die vier Schülerinnen und Schüler widerspiegeln in den vorgestellten Werken ihre aktuellen Befindlichkeiten, große frühere Themen wie Liebe oder Weltschmerz waren nachrangig. Teilweise ist ein Trend zum Pessimismus verspürbar. Zwei Autorinnen konnten nicht erscheinen, ihre Geschichten wurden stellvertretend vorgetragen.

Claudia Germann, die Leiterin der Pfalzbibliothek, sprach zu Beginn vom Interesse, welches für junge Literaten hier geweckt wird, das Spielen mit den Wörtern, die vielfachen Gedanken und Gefühle stimmig aus Papier gebracht, ja, das sollte man würdigen. Sie lobte das Konzept des Donnersberger Literaturvereins, welcher einen spürbar wichtigen Beitrag zur Verankerung von Literatur in der Gesellschaft leistet.

Thomas M. Mayr, Initiator und Mitorganisator der Donnersberger Literaturtage, stellte prämierte Schüler*innen und deren Texte vor,  welche am diesjährigen Schreibwettbewerb mit dem Thema "Hoffnung" teilnahmen. Es gab 80 Einreichungen aus 14 verschiedenen Schulen. Mit 58 Schülerinnen resultierte eine deutliche Mehrheit für das weibliche Geschlecht. Den Preis für die "schreibkreativste" Schule erhielt das hiesige Rittersberg-Gymnasium.

Der Hauptpreis erinnert an die aus Kaiserslautern stammende Schriftstellerin Susanne Faschon (1925–1995), welche später in Jakobsweiler nahe dem Donnersberg lebte. Faschon gründete und leitete nach dem Zweiten Weltkrieg in Kaiserslautern eine der allerersten Autorengruppen in der Pfalz, die sich zunächst in Wohnungen trafen.

Die Gruppenlesung muss in einem größeren Kontext betrachtet werden. Die alle zwei Jahre stattfindenden Literaturtage beginnen mit Lesungen nationaler Schriftsteller als Zugpferd, wie z. B. Sebastian Fitzek oder Ingrid Noll. Es folgen regionale Autorinnen und Autoren, auch bilingual, Mundart sowie PoetrySlam.
Schülerinnen und Schüler lesen in verschiedenen pfälzischen Städten, um die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit und ihre Leseerfahrungen allgemein zu stärken. Ein hervorragendes Mittel zur Förderung lokaler Talente. Thomas M. Mayr lobte insbesondere die Vielfalt der Veranstaltungen. 

Maya Müller aus Hettenleidelheim trug mit ruhigen Ton ihre Kurzgeschichte "Eine große kleine Geste" vor. Ein Obdachloser auf einer Parkbank, der seinen Träumen von der guten Vergangenheit nachhängt, erhält unerwartet ein Geschenk und schöpft neue Hoffnung an einem düsteren Tag.
Andreas Schuster aus Biedesheim stellte seine Kurzprosa "Die Magie der Hoffnung" vor. Ein Kleinkünstler versucht, sich mit viel Idealismus mehr schlecht als recht durchzuschlagen, letztendlich wird seine Ausdauer und Talent überraschend belohnt.
Pauline Vogelsanger, Trägerin des Susanne-Faschon-Preises 2023, las aus ihrer Kurzprosa "Kraniche", eine subtile, fein ausbalancierte Studie über zwei Frauen, die sich in einem Zimmer einer Klinik befinden, eine Suizidgefährdung wird angedeutet. Der Stil ist verknappt, mit Metaphern angereichert, der Leser muss unwillkürlich fehlende Bilder ergänzen, so bei den Zeilen: "Drei Veilchen liegen noch begraben / unter hundert Seiten Effi Briest / und trocknen langsam aus". Die junge, talentierte Autorin stammt aus Winnweiler und besucht das Rittersberg-Gymnasium in Kaiserslautern.
Xenia Riexinger aus Steinwenden ist Schülerin am Burggymnasium Kaiserslautern und brachte zwei Gedichte mit: "Nie berührt" und "Von brennenden Tauben", letzteres äußert Ängste, Traumatisierung, Empörung, aber die Verse am Schluß lauten:
"Ein Phönix, aus der Asche schwebend / Freier Vogel, verglüht und trotzdem lebend / Hoffnung, die kann niemals sterben".
Hoffnung drückt sich oft derart aus, dass es am Ende einen mehr oder minder großen Schwung nach oben gibt, mag sein, ein Wunder des Alltags. Durchaus interessant, wie die Autor*innen textkritisch eine Problemlösung anstrebten und die Hörer geschickt mitnahmen.

Schönes Momentum – die Mundartdichterin Renate Demuth eilte spontan nach der Lesung nach vorne, um ihrer Begeisterung Gehör zu verschaffen. Auch von der Schülergruppe in der hintersten Reihe hörte man Lob. Die knapp 40 Gäste und Teilnehmer waren offensichtlich sehr zufrieden.

In der Pfalzbibliothek ist derzeit die Wanderausstellung "Starke Frauen" zu sehen. Darunter auf einer der vielen Schautafeln Martha Saalfeld, welche trotz ihrer hohen lyrischen Begabung jahrzehntelang gegen das Vergessen ankämpfte. Da wünscht man sich diesbezüglich ganz offen für die Zukunft Schriftstellerinnen mit überregionaler Strahlkraft.

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Autor:

Peter Herzer aus Kaiserslautern

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