Das Erwachen der Buchenwälder in Rheinland-Pfalz
Mutter des Waldes
Pfälzerwald. Gefördert durch den Witterungsverlauf der letzten Tage hat sich in unseren Wäldern ein Naturschauspiel vollzogen, das uns selbst gewöhnlich erscheint, vielleicht, weil es sich jährlich wiederholt. Weltweit betrachtet ist es jedoch etwas ganz Besonderes. Die Knospen der Buchen (Fagus sylvatica) haben fast explosionsartig ihre zartgrünen Blätter entfaltet und damit in unseren sommergrünen Laubwäldern einen frischen Farbenrausch entfacht. Eine Karte der von Buchen dominierten Gebiete im Pfälzerwald mit einer Größe von mehr als einem Hektar zeigt, wo man diese Erscheinung im Biosphärenreservat am besten erleben kann.
In Mitteleuropa und damit auch in Rheinland-Pfalz befinden wir uns mitten im ökologischen Verbreitungsoptimum der Baumart Buche. Anders als viele noch immer glauben, ist unser Bundesland nach den Ergebnissen der letzten Bundeswaldinventur (BWI³) mit einem Anteil von 61 Prozent eine von Laubbäumen geprägte Großregion. In der Rangfolge der Einzelbaumarten liegt bei uns die Buche mit 22 Prozent vor allen anderen auf Platz 1. Einer der Gründe, weshalb sie auch unter dem Beinamen „Mutter des Waldes“ bekannt ist. Danach folgen gleichauf die Eiche und (noch) die Nadelbaumart Fichte mit jeweils 20 Prozent vor den sonstigen Laubbäumen (17 Prozent).
Aufgrund der weltweit herausragenden Bedeutung, hat die UNESCO die „Alten Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ vor genau zehn Jahren (Juni 2011) zum Weltnaturerbe erklärt. In Deutschland gehören die fünf repräsentativen Buchenwälder in den Nationalparks Jasmund, Müritz, Kellerwald-Edersee, Hainich und im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in dieses Cluster.
Natürliche Tiefland-Buchenwälder sind heute auf Deutschland beschränkt und Buchenwälder nährstoffarmer Standorte haben in den deutschen Mittelgebirgen ihren weltweiten Verbreitungsschwerpunkt. Damit besteht hierzulande eine besondere Verantwortung für deren Erhalt.
Gleichwohl ist selbst diese in unseren Breiten naturnahe Waldgesellschaft durch die Klimakrise bedroht. Die extremen Hitzesommer und Dürren der letzten drei Jahre (2018 bis 2020) ließen selbst alte Buchen absterben. Diese Beobachtung muss uns mit großer Sorge erfüllen. Sie ist ein deutliches Indiz dafür, dass wir beim Klimaschutz unverzüglich größtmögliche Anstrengungen unternehmen müssen, denn Klimaschutz bedeutet Waldschutz und damit letztendlich Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen.
Das rheinland-pfälzische Umweltministerium hat deshalb im September 2020 einen Erntestopp für Buchen im Staatswald verhängt, die über 100 Jahre alt sind, keine Gefahr für Menschen darstellen oder Baumnachwuchs oder lichtbedürftige Mischbaumarten bedrängen und in einem geschlossenen Bestand vorkommen. ps
Weitere Informationen:
Weitere Informationen und Kartenmaterial unter www.wald.rlp.de
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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