Online-Adventskalender Türchen 18: Valentina Dederer hilft im Lautrer Frauenhaus
Online-Adventskalender 2023. "Helden des Alltags" haben viele Gesichter, manche arbeiten in der Öffentlichkeit, andere helfen im Hintergrund. Wir stellen in unserem diesjährigen Adventskalender jeden Tag solche Heldinnen und Helden vor, die nicht wegsehen, sondern anderen helfen.
Von Monika Klein
Kaiserslautern. Warum hat sie das so lange ertragen? Warum ist sie nicht schon viel früher gegangen? Valentina Dederer kennt die Antworten auf solche und ähnliche Fragen, denn sie engagiert sich seit 13 Jahren ehrenamtlich im Lautrer Frauenhaus. „Oft sind die Frauen ganz alleine und abhängig oder sie haben Angst vor Abschiebung“, benennt Dederer drei Hauptgründe für dieses Aushalten von häuslicher Gewalt in ihren unterschiedlichsten Formen. Eine Rolle spielen könne auch, was Familie und Nachbarn sagen. Ein Großteil der Frauen, ob mit oder ohne Kinder, habe einen Migrationshintergrund, erzählt sie. Sie stammen aus Rumänien, der Slowakei, aus Syrien, Afghanistan, aus der Türkei und der Ukraine. Aber es seien auch Frauen mit deutscher Staatsbürgerschaft darunter. Haben sie dann aber den Absprung geschafft, seien sie „froh über den Schutz, den sie hier bekommen“, berichtet Dederer.
Die 66-Jährige ist 2002 von Kasachstan nach Deutschland gekommen, seit 2007 wohnt sie in Kaiserslautern. Aufgewachsen ist Dederer in einer deutschstämmigen Familie, in der nur Deutsch gesprochen wurde. Erst später hat sie in der Schule Russisch gelernt. Ihren Mann Alexander Dederer, von dem sie heute getrennt lebt, hat sie durch ihre Arbeit beim Deutschen Haus in Almaty in den 1990er Jahren kennengelernt. In Verbindung mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit wurde humanitäre Hilfe für die Bewohner Kasachstans geleistet. Dass ihre Tochter Irina ein Studium in Deutschland aufgenommen hatte, war ausschlaggebend dafür, dass sie hierher kam und zunächst nur für einige Monate bleiben wollte. Mittlerweile sind über 20 Jahre daraus geworden, was sie mit einem Lächeln und einem Schulterzucken quittiert. Die Großmutter eines 16-jährigen Enkels fühlt sich wohl in Kaiserslautern, Verwandte leben verteilt im Bundesgebiet – und da gibt es ja noch das soziale Engagement, das sie als eine erfüllende Aufgabe ansieht.
Zuhören ist eine Hauptaufgabe
Über eine Bekannte hat sie den Weg zu ihrem Ehrenamt im Frauenhaus gefunden. Schon als sie die damalige Leiterin der 1981 gegründeten Einrichtung zum ersten Mal getroffen hat, meinte diese: „Sie sind wie für uns gemacht. Wir brauchen warmherzige Frauen.“ Hinzu kam ihre Zweisprachigkeit, die dann besonders wichtig wird, wenn russischsprachige Frauen einziehen wollen. „Ich bin froh, dass mir Deutsch erhalten geblieben ist“, meint Dederer. Sie sieht ihre Hauptaufgabe darin, zuzuhören, zuzuhören, zuzuhören. Auf Gespräche mit Betroffenen ist sie in Schulungen vorbereitet worden, die sozialpädagogische Betreuung obliegt jedoch den Fachkräften. Bei regelmäßigen Treffen tauschen sich die Haupt- und die Ehrenamtlichen über jeden Einzelfall aus. „Wir sind ein tolles Team“, sagt Dederer mit Überzeugung. Anfangs hat sie einmal wöchentlich Nachtdienste absolviert und in stundenlangen Gesprächen Anteil an der Lebensgeschichte der Frauen genommen. „Sie suchen meistens den Fehler bei sich“, berichtet sie von dem Gehörten. In dringenden Fällen hat sie auch schon in Verbindung mit der Polizei landesweit und darüber hinaus nach einer Unterkunft gesucht, wenn alle neun Plätze im hiesigen Frauenhaus belegt waren.
Frauenhaus bietet einen geschützten Raum
Seit eineinhalb Jahren hat sie ihren Dienst auf einen Nachmittag wöchentlich reduziert, weil sie sich zusätzlich in dem Verein Landsmannschaft der Deutschen aus Russland einbringt. Aber sie ist weiterhin greifbar, wenn im Frauenhaus eine Lücke entsteht, wenn Kinder betreut werden müssen, weil deren Mütter zur Arbeit gehen oder Besorgungen zu erledigen haben. Auch hat sie schon Betroffene zu Gerichtsverfahren begleitet. „Damit sie sich nicht alleine fühlen. Das bedeutet den Frauen sehr viel.“
So manches Schicksal geht der Rentnerin unter die Haut, etwa das einer sehr gebildeten Russin und zweifachen Mutter. Sie sei nachts von der Polizei gebracht worden, nachdem sie Anzeige gegen ihren Mann erstattet hatte. Geplagt von Schuldgefühlen habe sie die Anzeige am nächsten Tag zurückgenommen. „Ich frage mich oft, was wohl aus ihr geworden ist.“
Ihr wird viel Dankbarkeit von den Frauen entgegengebracht, denen das Frauenhaus einen Schutzraum bietet. „Den gebe ich an die Gründerinnen weiter. Ich selbst kann den Frauen ja gar nicht so viel helfen und denke oft, dass es solche Häuser auch in ihren Herkunftsländern geben sollte.“ Für Dederer kommt ein Aufhören nicht in Frage. Mit Bestimmtheit sagt sie: „Ich mache weiter, solange ich kann.“
Weitere Informationen und Hilfe für Betroffene:
https://frauenhaus-kaiserslautern.de/
www.frauenhaeuser-rheinlandpfalz.de
Adventskalender-Türchen 18: Tickets für Kammerkonzert am 18. Januar in der Fruchthalle Kaiserslautern
Eine Konzerterfahrung der besonderen Art erwartet das Publikum am 18. Januar 2024 um 19:30 Uhr mit dem vision string quartet in der Fruchthalle Kaiserslautern. Dieses hat sich zehn Jahre nach seiner Gründung bereits als eines der besten Streichquartette seiner Generation etabliert und neue Klangfarben im internationalen Konzertgeschehen kreiert. Im Adventskalender verlosen wir mit freundlicher Unterstützung vom Kulturamt Kaiserslautern zwei Tickets für das Konzert. Teilnehmen kann man nur heute:
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Autor:Monika Klein aus Kaiserslautern |
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