Pfalzpreis Bildende Kunst 2024: Madeleine Dietz erhält Lebenswerkpreis für Bildende Kunst
Kaiserslautern. Madeleine Dietz erhält den Lebenswerkpreis für Bildende Kunst des Bezirksverbands Pfalz. Die Entscheidung der Jury war einstimmig, gehört sie doch zu den renommiertesten Künstlerinnen Deutschlands. Sie ist überregional etabliert, ihre Arbeiten finden sich im gesamten Bundesgebiet. Die Bildhauerin, 1951 in Mannheim geboren, lebt und arbeitet in Landau. Metall und getrocknete Erde sind ihr bevorzugtes Material, die großen Fragen der menschlichen Existenz wie Leben und Tod, Verletzung, Trauer und Heilung, Werden und Vergehen ihre Themen. Ihre Skulpturen sind meist raumgreifend: Tresore, Schreine, Würfel und Kuben aus rohem Stahl und getrockneter, ockerfarbener Erde. Diese stammt aus ihrem Garten in Landau. Inzwischen malt sie auch Bilder, wofür sie hiesige Erde für ihre selbst hergestellten Farben verwendet.
Madeleine Dietz studierte von 1969 bis 1973 an der Werkkunstschule in Mannheim Buchgrafik und Buchillustration. 1986 entstanden erste Videoarbeiten, Performances und Rauminstallationen, sechs Jahre später erste Lichtinstallationen und Projektionen. Kirchgänge, Konzeptionen und Organisationen in elf Kirchen Landaus folgten 1993. 1996 erhielt sie ein Stipendium Cité International des Arts Paris, 1997 ein Gaststipendium an der Villa Romana in Florenz und 1998 ein Arbeitsstipendium in Houston, Texas. Einen Lehrauftrag an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken versah sie 1999/2000.
Für den Pfalzpreis für Bildende Kunst gab es nie zuvor so viele Bewerbungen. Der Grund dafür war sicher, dass es diesmal eine Spartenöffnung gab und ein Thema vorgegeben war: „Transformationen“ ließ Raum für Interpretationen, wie es die 334 Bewerbungen (250 für den Hauptpreis, 75 für den Nachwuchspreis und neun für eine Schüleranerkennung) widerspiegeln. Sie lassen einen Querschnitt des künstlerischen Schaffens der Region auf einem hohen künstlerischen Niveau erkennen. Für die von Denise Kamm kuratierte Ausstellung im mpk, Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern, wählte die achtköpfige Jury 23 Hauptpreis- und neun Nachwuchspreiskandidatinnen und -kandidaten aus, aus denen nun die jeweils vier Nominierungen erfolgten. Die Künstlerinnen und Künstler überzeugten mit hoher handwerklicher Qualität, Innovation in der Umsetzung und einem vielschichtigen Gesellschaftsbezug. Für den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis, der auch mit einer Einzelausstellung im mpk und einem Ankauf eines Werkes verbunden ist, wurden Veronika Olma, Mara Pollak, Gertrud Riethmüller, Michael Volkmer und Elias Wessel nominiert. Veronika Olma greift in ihrer Arbeit „vade mecum“ (2011 bis 2024) den Aspekt der Raumerkundung auf, lädt ein zur Teilhabe und transferiert unzählige Kilometer (über 34.000) gelaufener Wegstrecke zeichnend in skulpturale Raumelemente um. Detailliert und auf anschauliche Weise dokumentiert Mara Pollak die Auswirkungen strukturellen Wandels und spürt in ihren Fotografien typischen Veränderungen in unserer Gesellschaft nach. Mit ihrem raumgreifenden Werk „Ein Kragen – im Tanz der Verflechtung“ (2022) schuf Gertrud Riethmüller eine handwerklich komplexe Arbeit auf höchstem Niveau, die audiovisuell anspricht und der Relevanz intakter Sozialstrukturen und fairer Lohnarbeit mit einem assoziativen Hinweis auf geklöppelte Spitze nachgeht. Michael Volkmer schafft im Sinne des Ready Made Kunstwerke, die in ihrer Ästhetik eine fast spirituelle Präsenz entwickeln, indem er Objekte des Alltags aufgreift und sie in einem neuen Kontext zu größeren Werkgruppen gekonnt fusioniert. Das Wechselspiel zwischen Mensch und Technik thematisiert Elias Wessel und führt uns in eine „Schöne neue Welt“ (2020/21) – das ästhetische Potenzial von Zerstörung vor Augen.
Für den mit 2500 Euro dotierten Nachwuchspreis nominierte die Jury Valentina Jaffé, Oscar Lebeck und Pia Treiber. Valentina Jaffés künstlerisches Werk ist geprägt durch einen experimentellen Umgang mit Material und Ressourcen und weist ein sensibles Formengespür auf. Ihre Werkgruppen sind inspiriert durch die Beobachtung flüchtiger Naturphänomene. In seiner fotografischen Serie „Cella“ (2021) erweckt Oscar Lebeck Kulträume früher Zeiten, reflektiert den Aspekt der Unsicherheit im Hinblick auf rekonstruktive Prozesses und verleiht den Orten als forschender Künstler neue Präsenz. Pia Treibers fokussierte Performance „Kohle verschleudern“ (2022) lenkt den Blick auf Missstände innerhalb politischer Entscheidungsfindungsprozesse und übt Kritik am Umgang mit ökologischen Ressourcen.
Ein Katalog zur Ausstellung mit Textbeiträgen und Abbildungen der ausgestellten Werke/Positionen, die bis Sonntag, 11. August, läuft, ist im mpk erhältlich.
Das mpk, Museumsplatz 1, ist donnerstags von 11 bis 20 Uhr und dienstags, mittwochs, freitags, samstags, sonn- und feiertags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Wer nun den Pfalzpreis und den Nachwuchspreis erhält, gibt der Bezirksverband Pfalz bei der Pfalzpreis-Gala am Sonntag, 10. November, 18 Uhr, im Pfalztheater Kaiserslautern bekannt. Dann wird auch Madeleine Dietz geehrt, außerdem werden die Schüleranerkennungen vergeben.red
Autor:Karin Hoffmann aus Ludwigshafen |
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