Sanierung des Studentenwohnheims ESA: Ein Vorzeigeprojekt im Denkmalschutz
Kaiserslautern. Noch sind die Arbeiten nicht vollständig abgeschlossen. Ehemalige Bewohner, Studierende des Fachbereichs Architektur, angehende Handwerker der Meisterschule in Kaiserslautern und Mitarbeiter von Handwerksfirmen krempeln noch in dem Studentenwohnheim ESA die Ärmel hoch. Die Abkürzung steht für "Energiesparendes Studentenwohnheim Architekturökologie", ein schon vor rund 40 Jahren visionäres Projekt auf dem Campus in Kaiserslautern der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU).
Von Monika Klein
Als die Idee für das ESA-Projekt Anfang der 1980er Jahre Gestalt annahm, waren Nachhaltigkeit und energiesparendes Bauen und Wohnen Leitgedanken. Unter Federführung von Professor Heinrich Eissler wurde das Vorhaben im Rahmen eines studentischen Projekts 1986 geplant und gebaut. Seit 2019 gilt es als Vorzeigeobjekt für energiesparenden Wohnheimbau unter Denkmalschutz.
Das dreigeschossige Gebäude mit einer Grundfläche von knapp 600 Quadratmetern befindet sich am Rande des Campus und ist umgeben von Bäumen. Die rund 35 Meter lange Front und das Dach, das innen mit einer automatisierten Beschattung und einer Lüftung durch Klappen im vorderen und hinteren Bereich versehen ist, bestehen aus Glas.Gebaut wurde das ESA nach dem Haus-in-Haus-Prinzip mit fünf Wohneinheiten, die über insgesamt 20 Appartements für Studierende mit einer Größe zwischen circa 17 und etwas über 20 Quadratmeter verfügen. Zusätzlich gibt es eine Gemeinschaftsküche, ein Wohnzimmer und gemeinschaftlich genutzte Sanitärräume.
Vor jedem dieser Appartements befinden sich eine Terrasse und ein kleiner Garten, der von dem jeweiligen Bewohner bewirtschaftet wird. Der Vergleich, den Annette Mechel von der RPTU-Stiftung mit einem Gewächshaus zieht, ist naheliegend. "Die Gewächshaushülle wurde sozusagen komplett erneuert. Das war dringend notwendig", erläutert Annette Mechel, Vorsitzende der RPTU-Stiftung, einen der Sanierungsschwerpunkte. Auch seien Glas und Holzrahmen der Wohnkuben vollständig ausgetauscht sowie rückwärtig drei zusätzliche Fluchtwege geschaffen worden, um die Auflagen des Brandschutzes zu erfüllen.
Ein anderer Schwerpunkt lag auf der energetischen Sanierung mit einer deutlich verbesserten Dämmung. Schon zuvor konnten Energiekosten von bis zu 90 Prozent eingespart und die Hälfte des Energiebedarfs durch Eigenversorgung gedeckt werden. Nach Abschluss der Arbeiten soll der Energieverbrauch von aktuell 130.000 Kilowattstunden Wärme und 25.000 Kilowattstunden Strom durch passive bauliche Maßnahmen gesenkt werden, sodass sich die bisherige Wärmeversorgung durch Flüssiggas erübrigt.
Zukünftig wird die Stromversorgung über eine neue Photovoltaikanlage und die Wärmeversorgung über eine Solarthermieanlage mit einem Erdwärmespeicher zu 100 Prozent regenerativ erfolgen. Hierfür wurde eine Wärmepumpe mit Erdwärmesonden installiert, die das Wohnheim im Sommer kühlt, indem Wärme ins Erdreich abgeführt wird, und im Winter heizt. Eine Investition, für die die zukünftigen Bewohner sicher froh sind, denn: "Im Winter waren es drinnen schon mal minus fünf Grad und im Sommer 55 Grad", berichtet Mechel. Dennoch sei das Wohnen im ESA immer sehr beliebt gewesen.
Für Architektur-Student Ronald Tak, der als Co-Bauleiter bei dem Projekt Hand anlegt, ist ein Einzug keine Option, denn er wird schon bald sein Diplom in Händen halten. "Schade", bedauert er, "je länger ich hier arbeite, umso mehr verliebe ich mich in das Gebäude." Er schätzt die Erfahrungen, die er dabei sammelt, das Praktische, Planerische und Organisatorische.
Als Eigentümerin des ESA hatte die Stiftung die Sanierung angestoßen. Anfang 2022 wurde nach dem Auszug der Bewohner mit dem Abriss begonnen. Nach vollständigem Abschluss sollen die ersten Studierenden im Herbst mit dem Beginn des neuen Semesters einziehen. Die Gesamtkosten belaufen sich laut Mechel auf 3,3 Millionen Euro. Das rheinland-pfälzische Klimaschutzministerium steuerte rund 1,2 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung bei, 850.000 Euro steuerte der Denkmalschutz bei, 400.000 Euro stammen aus Rücklagen des Studierendenwerkes und der Rest wurde aus Eigenmitteln der Stiftung und durch Spenden gedeckt. [lmo]
Autor:Monika Klein aus Kaiserslautern |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.