Stadtatelier: Mit dem Herbst zieht ein anderer Schwerpunkt ein
Kaiserslautern. Ende Februar wurde das Stadtatelier in einem Leerstand der Mall "K in Lautern" eröffnet. Als "Experiment" bezeichneten damals die drei Künstlerinnen Judith Boy, Sibylle Hoppe und Petra Neumahr ihr dortiges Wirken. Dieses "Experiment" läuft bis Ende des Jahres mit nur noch zwei Kunstschaffenden, aber mit frischen Ideen und neuen Plänen.
Von Monika Klein
Nachdem Sibylle Hoppe aus privaten Gründen Anfang September ausgeschieden ist und ihren Bereich in dem rund 100 Quadratmeter großen Stadtatelier geräumt hat, möchten Judith Boy und Petra Neumahr die Ausstellung umgestalten. Aber nicht nur der zusätzliche Platz, auch gut die Hälfte ihrer Aufenthaltszeit und der Jahreszeitenwechsel spielen eine Rolle. "Es geht in den Herbst, da möchten wir Neues einbringen", erzählen sie von ihren Plänen.
Bald soll unter dem Titel "Zauberhafter Herbst" nach und nach die kommende Jahreszeit im Stadtatelier einziehen und sich in den ausgestellten Werken widerspiegeln. Spätestens am kommenden verkaufsoffenen Sonntag, 20. Oktober 2024, wollen sie damit fertig sein, um dann zum zweiten Mal an einem solchen Einkaufssonntag zu öffnen und Interessierte zu begrüßen. Bei der Premiere im März hatte jede der Künstlerinnen frühlingshafte Bilder präsentiert, es gab Prosecco und Snacks für die Anwesenden. Das habe mehr Menschen als an einem gewöhnlichen Tag angelockt, berichtet Neumahr aus Kaiserslautern, die gerne mit Farben und Techniken experimentiert.
Überraschungsgäste und Kunstinteressierte
Laut Boy und Neumahr finde der typische Mall-Besucher eher zufällig den Weg ins Stadtatelier. "Viele sind überrascht und erstaunt, dass sie in einem Konsumtempel hochwertige Kunst kaufen und Arbeitsaufträge vergeben können", meint Boy. Der im In- und Ausland tätigen Künstlerin aus dem Kuseler Kreis ist es leichter gefallen als Neumahr, sich beim Schaffensprozess über die Schulter schauen zu lassen. Interessierte, die selbst künstlerisch aktiv sind, seien gezielt gekommen, um Fragen zur Herangehensweise, zu Techniken und Materialien für ihre eigenen Werke zu stellen, berichtet Neumahr.
Beide Künstlerinnen schätzen, dass ihnen der Leiter des Kulturreferats und Initiator dieses "Experiments", Christoph Dammann, die Gelegenheit gegeben hat, in der Mall ihre Arbeiten zu präsentieren. Regelmäßig ist er selbst vor Ort. "Es gibt viele Interessierte, die vorbeischauen und die in ihrem ,normalen' Alltag keine Galerie oder Museum betreten", beschreibt er seinen Eindruck.
Einzel- und Gruppenworkshops
Nun beginnt für die Künstlerinnen die zweite Phase des "Experiments". Sie legen ihren Schwerpunkt nicht mehr auf die Ausstellung, sondern auf die Kunstvermittlung. "Wir möchten Kunst ins Hier und Jetzt bringen und die Leute integrieren", erläutert Boy. Das soll durch Workshops zu unterschiedlichen Themen oder auch bei einer Eins-zu-Eins-Betreuung geschehen. Sie kann mit den Künstlerinnen vereinbart werden, um auf individuelle Fragen einzugehen. Auch können sich Teilnehmer dabei ausprobieren und herausfinden, welche Techniken und Materialien ihnen liegen. Termine können mit den Künstlerinnen persönlich oder telefonisch vereinbart werden. Boy ist in der Regel mittwochs und donnerstags von 16 bis 18 Uhr vor Ort, Neumahr freitags von 12 bis 16 Uhr.
Dammann sieht darin eine "hervorragende Idee". "Es ist nochmal etwas ganz anderes, selbst kreativ aktiv zu werden, als nur Werke anzuschauen oder beim künstlerischen Arbeiten zuzuschauen." Ob es ein nächstes Stadtatelier gibt, ist derzeit noch offen. "Wir werden das gemeinsam mit den Künstlerinnen und der Leitung der Mall auswerten. Von dort kommen positive Signale. Anders als im Stadtmuseum gibt es hier sicher mehr Besucherinnen und Besucher, auf der anderen Seite war es im Stadtmuseum besser geeignet, um zu arbeiten", meint der Referatsleiter.
Im Hinblick auf das kommende Jahr überlegt er, einen Leerstand zu suchen, in dem das kreative Arbeiten der Künstler besser möglich ist als in der Mall. Aber: "Angesichts unserer immer desolater werdenden Haushaltslage und den Einschränkungen bei den sogenannten freiwilligen Leistungen wird es ein frommer Wunsch bleiben, dass die Stadt Atelierräume bereitstellt und dauerhaft an Künstlerinnen und Künstler vermietet wie in anderen Städten. Wir versuchen das in Kaiserslautern, noch durch Kreativität auszugleichen, mal sehen, wie lange das noch funktioniert", ist er vorsichtig optimistisch. [lmo]
Info
Judith Boy, Mobil +39 3518982438, E-Mail info@judith-boy-art.com, https://www.judith-boy-art.com/
Petra Neumahr, Mobil 0157502196421, E-Mail info@atelier-neumahr.de, https://petra-neumahr.de/
Autor:Monika Klein aus Kaiserslautern |
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