Ein Mann seiner Klasse
Stück eines Lautrers auf der Werkstattbühne

Regie- und Schauspielteam danken dem Publikum und der Technik | Foto: Nadja Donauer
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Allein die “On Tour”- Vorbereitung war klasse - wie bekommt man das öffentliche Interesse? Man kann Menschen erreichen, indem man auf sie zugeht mit Angeboten - wie bei der LKW-Bühnen-Tour mit Kaffee und Keksen - und sie auch erzählen lässt, statt nur das Bildungsprogramm auszupacken. Eine Bildung darüber wie es laufen kann, wenn Armut alle Bildungsmöglichkeiten übertüncht.
Und es enormes Glück braucht, sich vom Stigma zu befreien. Wenn Armut krank macht.

Alle Vorstellungen waren lange vor der Premiere bereits ausverkauft, kein Wunder bei so viel guter Vorbereitung. Auch der nachher eingeplante Termin - gleich ausgebucht.

Der Stempel, arm zu sein, der Makel - er wurde bei der Premiere deutlich. Die Schauspieler verteilen Salzstangen, Pommes und Süßigkeiten im Publikum. Beschenkt zu werden hat den Effekt, auch an die Nachbarn zu verteilen. Um dann kauend und entspannt nebeneinander sitzend dabei zuzusehen, wie die Kinder der Familie in einer Arbeitslosigkeitsphase hungern. Die verzweifelte Gewalt wird nicht ausgeführt sondern ausgesprochen. Die heftigste Szene einer beinahe-Vergewaltigung fand unmittelbar neben mir statt - und nahm mir den Atem. Das kurze Liebesglück, die Trauer um ein verlorenes Kind - alles ist direkt spürbar. Und bei allem Sozialdrama gibt es durchaus lustige Szenen, wie das Telefonat mit der Rheinpfalz-Redaktion - aber auch eindrücklich Bedrückendes, wie der Beamte, der alle Chancen ausreden will. Die Fressszene des Vaters, deren Geräusche die Kinder beim Zuschauen verstärken. Die doppelte Stimme des Großvaters. Genauso eindrucksvoll: Der ständige Rollentausch der vier Hauptakteure. So wird austauschbar, wer gerade Opfer ist. Auch der Vater ist Opfer. Eins von vielen Erkenntnissen.

Es ist bewegt, dieses Stück. Mit rollenden Bühnen, Gartenzaunelementen, die von den Schauspielern ständig verändert werden, die vieles symbolisieren Abgrenzung, Schutz, Wunsch nach Ausbruch und auch Zaunschau für das Publikum.

Und das Stück bewegte mich innerlich. Von Mitgefühl über Entsetzen bis zur Angst über das, was noch passieren kann.
Mein großes Lob an Regisseur Jan Langenheim und Dramaturgin Melanie Pollmann für deren Ideenreichtum und an das Schauspielteam für die überzeugende Umsetzung. Und ein Dank an den „Lautrer“ Christian Baron, der seine Erinnerungen zu Papier brachte und es so ermöglichte, dort Anteil zu nehmen, wo man bisher weggeschaut hat.

Wie Christian Baron nach der Premiere treffend formulierte:

„Jetzt ist das Stück da, wo es hingehört.“

Autor:

Nadja Donauer aus Kaiserslautern

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