Kammgarn-Besucherzahlen ziehen spürbar an
Trotz vieler Herausforderungen ist Zuversicht angesagt

Kammgarn-Chef Richard Müller blickt zuversichtlich in die Zukunft | Foto: Ralf Vester
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Von Ralf Vester
Kultur. Zumindest im Hinblick auf die Besucherzahlen schaut Richard Müller inzwischen wesentlich optimistischer drein als noch im Juni vergangenen Jahres. Damals schlugen die Nachwirkungen der Pandemie und die frischen Auswirkungen des schlimmen Krieges in der Ukraine noch voll durch auf die Branche der Kulturveranstalter. Angesichts immens gestiegener Lebenshaltungs- und Energiekosten und hoher Inflation war die Zurückhaltung beim Kartenkauf gerade auf dem Höhepunkt. Zahlreiche neue Acts verzeichneten einen frustrierend geringen Besucherzuspruch.

Die Besucherzahlen steigen merklich

Doch die Situation hat sich erfreulicherweise zum Positiven verändert. Das Kulturzentrum Kammgarn – seit Jahrzehnten ein Leuchtturm der Kulturszene weit über die Region hinaus – verzeichnet wieder merklich anziehende Zuschauerzahlen bei seinen Veranstaltungen. „Während das ältere Publikum noch immer etwas zögerlich ist, haben die Ticketverkäufe bei den Besuchern mittleren und jüngeren Alters spürbar angezogen. Wenn diese positive Entwicklung weiter anhält, kommen wir bis Ende des Jahres womöglich wieder an das Niveau vor Corona heran“, blickt Kammgarn-Chef recht zuversichtlich in die Zukunft.

Das eingespielte Kammgarn-Team hat in den vergangenen Krisenjahren unheimlich viel Arbeit in das Innenleben des beliebten Kulturtempels investiert. Die Be- und Entlüftung entspricht dem neuesten Standard. Die Sanitäranlagen wurden deutlich aufgewertet. Das Interieur von Kasino und Cotton Club steht picobello da, und die aus- und umgebaute Schreinerei ist ein echtes Schmuckkästchen und dient künftig als dritte Location fürs vielfältige Programm.

Internationales Jazzfestival steht vor der Tür

Die Vorfreude auf das traditionsreiche Internationale Jazzfestival der Kammgarn ist sowohl beim Veranstaltungsteam als auch beim Publikum riesig. Vom 20. bis 22. April steigt wieder das regelmäßig mit internationalen Topstars des Jazz gespickte Festival. Ansonsten bietet die Kammgarn weiter einen abwechslungsreichen Mix aus Konzerten, Kabarett und Comedy.

Der Kulturgarten im Innenhof, mit dem in den Corona-Jahren die Sommermonate überbrückt wurden, ist zumindest fürs Erste eingemottet worden. Untätig bleibt die Crew beileibe auch dann nicht, denn kosmetische Arbeiten und vieles mehr gibt's immer zu tun.

Hohe Nebenkosten bereiten Sorge

Was Richard Müller allerdings nach wie vor Sorge bereitet, sind die durch die Decke geschossenen Nebenkosten für Kulturveranstalter. Nicht nur die Energiepreise sprießen mächtig in die Höhe, sondern sämtliche mit einer Veranstaltung verbundenen Kosten. Das betrifft sowohl die Gagen für die Künstler als auch deren Reisekosten. Zudem sind die Mitarbeiterlöhne allenthalben gestiegen und freilich auch die Einkaufspreise für die Bewirtung in der Kammgarn.

Um das einigermaßen aufzufangen, müssten die Eintrittspreise eigentlich im Schnitt um 10 bis 15 Euro angehoben werden, aber genau das will der Kammgarn-Frontmann partout weiter vermeiden. Eisern hält er an dem Prinzip fest, die hohe Qualität des Programms dem Publikum auch künftig zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Daher finden unter der Woche vermehrt Firmenevents und Mietveranstaltungen statt, für die die Kammgarn ihre Räumlichkeiten und die Technik zur Verfügung stellt. Durch diese Mehreinnahmen lassen sich die Ticketpreise querfinanzieren und stabil halten.

Was genau braucht die freie Kulturszene?

Die freie Kulturszene bestmöglich zu unterstützen, liegt dem studierten Sozialpädagogen seit jeher am Herzen. Deswegen spricht sich Richard Müller auch deutlich dafür aus, in den städtischen Haushaltsplan künftig einen diesbezüglichen Etat zu verankern. Allerdings brauche es seiner Ansicht nach als Basis hierfür dringend eines Kulturentwicklungsplanes. Darin müsse neben einer umfassenden Erhebung des Ist-Zustandes auch eine konkrete Bedarfsanalyse enthalten sein. Auch in Bebauungspläne gehöre das am besten gleich mit aufgenommen. „Was braucht die freie Szene genau an Räumlichkeiten etwa zum Proben, Auftreten oder Ausstellen? Wo genau wollen wir hin?“, lauten Kernfragen, die es zügig zu beantworten gelte. rave

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Autor:

Ralf Vester aus Kaiserslautern

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