140 Schutzvisiere für das Westpfalz-Klinikum
TUK produziert behelfsmäßige Schutzausrüstung
von Ralf Vester
Kaiserslautern. Durch eine glückliche Fügung fand vor gut zwei Wochen zusammen, was zusammengehört. In Zeiten, in denen Schutzausrüstung jeglicher Art im medizinischen, öffentlichen und privaten Bereich zu einem höchst seltenen, händeringend gesuchten und mit höchster Dringlichkeit benötigten Gut geworden ist, bedarf es mitunter kreativer Allianzen, um diese Engpässe zu lindern. Anfang April kam das Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern mit der Anfrage auf die TU Kaiserslautern (TUK) zu, ob es nicht möglich wäre, Schutzvisiere für das Klinikum zu produzieren.
Mit dieser Bitte stießen die Verantwortlichen bei den Experten der Hauptabteilung 5/Bau-Technik-Energie der TUK auf offene Ohren. Alexander Würkner (Mitarbeiter der Elektronikwerkstatt 2) hatte bereits im Vorfeld der Anfrage Nachforschungen im Internet angestellt, wie sich die Halterungen für solche Schutzvisiere in den 3D-Druckern des Fachbereichs reproduzieren lassen. Er stieß auf den tschechischen 3D-Pionier Josef Prusa, der kürzlich seine eigene Version eines Schutzvisiers der Öffentlichkeit zur freien Verfügung gestellt hat. Als Open Source-Datei stellt der Tscheche in der Corona-Krise seine Druckdatei für die Halterungen kostenfrei zur Verfügung – unter der Bedingung, dass damit keine kommerziellen Zwecke verfolgt werden.
Idee und Nachfrage hatten also zum perfekten Zeitpunkt zueinandergefunden. Umgehend wurden die beiden 3D-Drucker in der Elektronikwerkstatt von Gebäude 22 der TUK mit dem entsprechenden Druckauftrag gespeist. Seither laufen sie unter den wachsamen Augen von Alexander Würkner, Henning Braß (Leiter der Abteilung Zentrale Elektronik) und Martin Krauß (Gruppenleiter der Elektronikwerkstatt 2) rund um die Uhr und spucken rund 15 Halterungen, an denen die Kunststoffvisiere befestigt werden, pro Tag aus.
Die Visiere, die das gesamte Gesicht abdecken und schützen werden mithilfe von Lochungen an der gedruckten Halterung festgeklickt und letztlich mit einem verstellbaren Gummiband zur Befestigung am Hinterkopf versehen. Das Material der Visiere ist etwas dicker als eine Folie für einen Overhead-Projektor. Der Tragekomfort ist hoch, eine Atemschutzmaske passt vom Abstand her noch bequem hinter die „Scheibe“. Ein weiterer Vorteil eines solchen Visiers ist, dass es sich schnell und problemlos reinigen und somit vielfach wiederverwenden lässt.
„Wir sind der Bitte des Westpfalz-Klinikums sehr gerne nachgekommen. Sie waren von der Qualität unserer Fertigung auf Anhieb begeistert“, berichtet Uni-Kanzler Stefan Lorenz, der gute Kontakte zum Klinikum unterhält. „In einer ersten Tranche an Gründonnerstag haben wir 80 Visiere geliefert, am Dienstag nach Ostern noch einmal 60“, sagt Dr.-Ing. Jens Holger Dieckmann (Leiter der Hauptabteilung 5/Bau-Technik-Energie). „Wir erheben damit natürlich nicht den Anspruch der Qualität eines nach allen Regularien verifizierten Produkts, es soll lediglich ein bestmöglicher Behelf sein“, stellt Dieckmann klar. Seinen Angaben zufolge haben bereits zwei weitere Krankenhäuser Interesse an den Visieren „Made by TUK“ signalisiert. Sollte der Bedarf des Westpfalz-Klinikums durch die 140 Visiere vorerst gedeckt sein, könne man weitere Nachfragen bedienen.
An der Produktion der Schutzvisiere der TUK für das Westpfalz-Klinikum wird einmal mehr deutlich, wie kurz und effizient die Wege in Kaiserslautern sind und wie unbürokratisch und gedeihlich die Zusammenarbeit von wichtigen Institutionen der Stadt mit den klugen Köpfen der Uni immer wieder ist.
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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