Familien und Pandemie
Und die Kinder?

Die Wirklichkeit ist immer weitaus komplexer als jede Beschreibung von ihr.

Diese Allerweltsweisheit, die für jede Art von Berichterstattung gilt, sei auch diesem Bricht vorangestellt. Er kann nur einen Ausschnitt der ganzen Wirklichkeit in Schulen und Kindergärten darstellen. Aber er ist definitiv ein Teil davon.

Anm.: Um die befragten Familien und deren Freunden und Bekannten zu schützen, werden keine Namen genannt. Sie sind dem Autor aber bekannt.

Viel konnte man lesen, hören und sehen in den letzten zwei Jahren über die Maßnahmen, Regeln und Einrichtungen zur Umsetzung der Corona-Bekämpfung hierzulande. Auch die Landesregierung sah sich gefordert, komplexe Corona-Bekämpfungsverordnungen (inzwischen 33 an der Zahl) zu erlassen, in denen möglichst in allen Lebensbereichen Verhaltensnormen und Vorschriften umgesetzt werden mussten. Dies alles sollte zum Schutz vor Infektion und Erkrankung der Bevölkerung dienen und hatte somit auch eine apodiktische Komponente. Auch in Schulen und Kindergärten galten plötzlich völlig neue Regeln, die von Lehrern und Erzieherinnen überwacht und umgesetzt werden mussten. Für alle Beteiligten waren das große Herausforderungen, besonders aber auch für die Familien mit kleinen und größeren Kindern. So unterschiedlich die Lebensverhältnisse sind, so unterschiedlich konnten die einzelnen Familien damit umgehen. Insbesondere während der Lockdown-Zeit standen eher komfortable Wohnverhältnisse mit Haus und Garten den beengten Mietwohnungen mit weniger Gestaltungsmöglichkeiten gegenüber. Eltern mit höherem Bildungsgrad und gutem Einkommen konnten ihren Kindern während des Hybridunterrichts besser helfen als jene, die sich schon aufgrund der angespannten Erwerbs- und Wohnungssituation kaum Zeit dafür nehmen konnten. Nicht wenige Eltern waren bis an die Grenze der Belastbarkeit gefordert. Einige befragte Eltern berichten, dass die Maßnahmen niemanden mehr trafen, als die Kinder.
Eine betroffene Mutter schildert in einer Zusammenfassung das, was offenbar mehrere Familien erlebt und beobachtet haben.

„Kita- und Schulschließungen waren die ersten „Coronamaßnahmen“ im März 2020. Man rechtfertigte es mit dem Schutz der Allgemeinheit, da die Kinder ja die unbemerkten Coronavirenträger seien. Man redete ihnen und vor allem der Bevölkerung ein, dass sie der Hauptträger und Verbreiter des Erregers seien und sie damit ihre Familien und Mitmenschen gefährden würden! Diese These ist sehr fragwürdig und konnte nie bewiesen werden. Dennoch hielt sich der Glaube hartnäckig und fungierte als Rechtfertigung für alle Maßnahmen an Schulen und in Kitas.
Was der Ausfall von Schule und Kita mit dem plötzlichen Wegfall des Sozialgefüges mit den Kindern machte, darüber wurde zwar gemutmaßt, es gab auch Studien, die sogar die Schädlichkeit nahelegten – aber selbst diese Ergebnisse brachten die Entscheider nicht zum Umdenken und nicht die Abkehr von den Maßnahmen an Kindern. Über die Verhältnismäßigkeit und Kollateralschäden wurde nicht ausreichend öffentlich diskutiert!
Was den Kindern und Jugendlichen alles aufgebürdet wurde, war zu Beginn gleich die harte Kante mit weitreichenden Schließungen und weitreichendem Kontaktverbot:
• Ausfall von Schul- und Kitabetreuung
• Ausfall von Angeboten in Sportvereinen und sämtliche Freizeitaktivitäten
• alles war zeitweise verboten: Freunde treffen, draußen im Freien(!) mit Freunden spielen, Geburtstag feiern, Verwandtschaft besuchen, die Spielplätze gesperrt, Schwimmbäder zu, keine Kerwe, keine Eisdielen, usw.
• keine Einschulungsfeiern, keine Abschieds- und Abschlussfeiern,
• keine Familienfeiern, keine Taufen und Konfirmationen
Sang- und klanglos ging so manches Schuljahr kläglich zu Ende und der Schulstart begann bei vielen Kindern ebenso jämmerlich – ohne Oma und Opa, Onkel, Tante, usw. da maximal Mutter und Vater bei der Einschulung anwesend sein durften. Auch Kitaeingewöhnungen wurden verschoben, Kita-Abschiedsfeiern fielen aus. Die Abschlussjahrgänge ohne Abschlussball! Meilensteine des Lebenslaufs sind unwiederbringlich verloren gegangen.

Nachdem nach mindestens 6-wöchiger Schließung (für alle Kinder, die keine Notbetreuung erhielten) wenigstens Schulen und Kitas wieder den Betrieb aufnahmen, herrschten dort dann aber ganz neue Abläufe – Kindern wurden ihr Gewohntes entrissen - andere Räume, andere Bezugspersonen, Schulhöfe und Kitaspielbereiche geteilt, Pausen reguliert, Trennung in „Betreuungskohorten“, was bedeutet, dass auch Freunde getrennt, viele Kinder sich nur in sehr engem Kreis von anderen Kindern austauschen konnten. War das nicht schon irritierend genug, wurde den Kindern kurz darauf erst der Maskenzwang, später noch der Testzwang auferlegt.
Wurden offen die Fragen diskutiert, ob das Maskentragen neben dem vermeintlichen Schutz auch gesundheitliche Risiken mit sich bringt, die kindliche Entwicklung beeinträchtigen kann oder was die Abstandsregeln mit den Kindern in ihrer Entwicklung machen? Nach meinem Eindruck nicht.
Hat jemand nach der Qualität der Bildung gefragt, die den Kindern geboten wurde, als die Eltern sie zuhause beschulen mussten (Homeschooling) oder nach dem tatsächlichen Bildungserfolg beim e-learning und dem digitalen Fernunterricht? Allein das Fehlen reichhaltiger sozialer Kontakte (wie normalerweise in der Schule und Kita möglich) wird vielen Kindern Entwicklungspotenziale genommen haben.
Neben dem psychischen Druck des Regeln-Einhaltens, der geschürten Angst, Gruppenzwang, und der Schuldzuweisung, dass die Kinder wesentlicher Überträger eines todbringenden Virus seien, kamen auch tatsächliche physische Belastungen durch das Maskentragen, das Testen mit Stäbchen, Bewegungsmangel, Wegfall von geregeltem Tagesabläufen (kein Mittagsessen in Schule/ Kita) hinzu! Später dann Schulsport mit Maske! Man kann es sich kaum vorstellen, wenn man es nicht selbst erlebt hat.
Schließlich dann noch die mRNA-Injektionen. Diese brachte für die Kinder weiteren psychischen Druck und erste Spaltungen in „Geimpfte“ und „Ungeimpfte“. Die Risiken und Ungewissheiten über die direkten und langfristigen Wirkungen dieser injizierten Stoffe in den Kinderkörpern belasteten viele Eltern.

Auf Gewalt an Kindern, insbesondere in der nicht beobachteten häuslichen Umgebung, mit körperlichen und psychischen Schäden durch diese hervorgerufene Krisenzeit wurde zwar immer wieder in den Medien hingewiesen. Dass sämtliche Kinder- und Jugendpsychiatrien wegen absoluter Kapazitätsengpässe nur noch suizidgefährdete Kinder aufnehmen, ist wohl vielen bekannt. Aber hat diese Kenntnis irgendetwas im Handeln, derjenigen, die dies beeinflussen könnten, verändert? Ich konnte bisher nichts erkennen.

Von den kleinen Kindern in der Kita bis zu den jungen Erwachsenen im Abiturjahrgang haben alle diese Kinder starke Lasten aufgebürdet bekommen und sind sicherlich zahlreicher Entwicklungschancen und auch Erlebnissen beraubt worden!
Es wurden viele Opfer gebracht“. Soweit die Mutter.

Die Auskunft gebenden Eltern sind Lehrern wie Erziehrinnen dankbar für alle Bemühungen, die Umsetzung der geforderten Maßnahmen so human und kindgerecht wie möglich zu gestalten. Manche Situationsschilderungen muten dennoch geradezu grotesk an.
Den Eltern bleibt die Hoffnung, dass die entstandenen Defizite in der sozialen und bildungsbezogenen Entwicklung ihrer Kinder möglichst umgehend durch gezielte Maßnahmen zumindest teilweise ausgeglichen werden können.

Anmerkung des Autors:
Hier wurden lediglich einige Eltern befragt. Es ist wohl davon auszugehen, dass andere Familien diese Zeit auch anders erlebt haben. Ebenso haben Pädagogen aus ihrer Perspektive höchstwahrscheinlich einiges dazu anzumerken und möglicherweise auch eine ganz andere Sicht auf das Geschehen.
Die soziologische und psychologische Aufarbeitung in Untersuchungen und Studien muss sicher noch erfolgen. Pädiater und Kinderpsychologen geben heute teils unterschiedliche Einschätzungen zu diesem Komplex ab.
Auch wenn Kinder möglicherweise manches besser verarbeiten, als man befürchten mag, so wird diese Zeit doch eine nachhaltig prägende für sie bleiben.

Nachtrag 13.05.2022

https://www.aerzteblatt.de/archiv/224865/Seelische-Gesundheit-und-Gesundheitsverhalten-von-Kindern-und-Eltern-waehrend-der-COVID-19-Pandemie

Jugend in Deutschland_Trendstudie 2022
https://simon-schnetzer.com/blog/pressemitteilung-zur-trendstudie-sommer-2022/

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Autor:

Berthold Kliewer aus Kaiserslautern

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