Detlef Engel richtet sich an die Kunden
Verabschiedung „einmal anders“
Kaiserslautern. Nach 26 Jahren in seinem Zustellbezirk verabschiedet sich Paketzusteller Detlef Engel von seinen langjährigen Kunden: „Als ich vor 26 Jahren meinen Bezirk als Postpaketzusteller unter anderem im Stadtteil Auf dem Kotten, Burgstraße und Mühlstraße zugeteilt bekam, war es mir gar nicht Wohl bei der Sache, dass ich als Landmensch jetzt in der vielbefahrenen Innenstadt durch die engen Straßenzüge mit meinem großen Zustellfahrzeug fahren musste, um meine Pakete an den Mann zu bringen.
Am Anfang gab es eine Zeit, in der ich dachte, ich würde es nicht schaffen. Nach gewissen Anfangsschwierigkeiten hatte ich meinen inneren Schweinehund überwunden, und merkte, dass ich mich hier von Tag zu Tag immer mehr wohlfühlte. Die Anfangsprobleme sah ich gelassener und bekam auch immer mehr Routine mit meinem Fahrzeug auf den engen Straßen.
Mittlerweile kenne ich dort jede Haustür und jede Treppe und auch fast jeden, der dort wohnt. Der Stadtteil war mir ans Herz gewachsen, ich fühlte mich schon fast, als ob ich hier wohnen würde. Zu manchen Kunden kam ich fast jeden Tag, zu manchen nur zwei- bis dreimal in der Woche oder im Monat. Auf den Zeitraum von 26 Jahren kamen da schon ein paar Kundenkontakte zusammen.
Da ich bei jeder Paketabgabe klingeln musste, um eine Unterschrift einzuholen, entstand dann manchmal ein eher aus zeitlichen Gründen kurzes aber dennoch interessantes oder auch ein lustiges Gespräch. Mit vielen Menschen hatte ich über den langen Zeitraum ein sehr gutes freundschaftliches Verhältnis aufgebaut, das ich nie missen möchte.
Da ich jetzt aus organisatorischen Gründen aus dem Postleitzahlenbereich 67659 weichen musste, stimmte mich das sehr traurig. Die Postpakete bringt jetzt der Briefträger mit der Post zusammen. Das Alltägliche, die Routine, die örtlichen Gegebenheiten sowie das Wissen, wo man seine Pakete am besten losbringt − all das, was ich mir in den 26 Jahren aufgebaut habe, was mir die Zustellung im Alter auch etwas vereinfacht hat, ist nun weg − genauso wie das alltägliche Abfahren der Straßen in meinem Bezirk, das für mich schon eine Art Ritual war. Es war für mich schon mehr als nur ein Beruf, eher eine Berufung.
Es wäre mir persönlich sehr schwer gefallen, mich von jedem zu verabschieden und hätte auch viel Zeit in Anspruch genommen. Deshalb möchte ich es nun auf diese Weise tun. Bleibt alle wie Ihr seid, vor allem gesund. Jetzt fahre ich in einem anderen Teil der Stadt. Arbeitslos bin ich dadurch nicht geworden. Noch oft werde ich an die Zeit zurückdenken. Es war ein schöner Arbeitsabschnitt in meinem Leben, den ich nie vergessen werde.“ ps
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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