Was Flechten mit Antibiotika und Plastik zu tun haben – Forscher in Kaiserslautern gelingt Durchbruch

Dr. Laura Briegel-Williams, Dr. Michael Lakatos und Dr. Patrick Jung sammeln Cyanoflechten aus der ganzen Welt. Und völlig überraschend war für sie die große Vielfalt, die sie dabei entdeckten (von links) | Foto: Hochschule Kaiserslautern
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  • Dr. Laura Briegel-Williams, Dr. Michael Lakatos und Dr. Patrick Jung sammeln Cyanoflechten aus der ganzen Welt. Und völlig überraschend war für sie die große Vielfalt, die sie dabei entdeckten (von links)
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Kaiserslautern. Forscher an der Hochschule Kaiserslautern haben eine verblüffende Vielfalt von symbiontischen Cyanobakterien entdeckt und erschließen nun das biotechnologische Potenzial der Organismen. Cyanobakterien liefern nämlich nicht nur Antibiotika, antivirale Substanzen und abbaubare Kunststoffe, sondern können auch in Symbiose mit Pilzen leben, den sogenannten Cyanoflechten. Und genau dort gewinnen die Wissenschaftler nun die Bakterien und können so bestimmte Arten besser untersuchen. 
Diese Forschung zeigt nicht nur die unterschätzte Biodiversität, sondern birgt auch einen ungeahnten Schatz der biotechnologischen Potenziale dieser Symbionten bei der Produktion von innovativen Enzymen, Wirkstoffen und Wertstoffen. Die Ergebnisse eröffnen neue Horizonte sowohl in der biologischen Vielfalt als auch in der Biotechnologie und versprechen viele weitere spannende Entdeckungen.
Ein internationales Forschungsteam der Hochschule Kaiserslautern hat eine überraschende Vielfalt an Pilzpartnern in Flechten entdeckt, die extreme Umgebungen von der Antarktis bis zur Atacama-Wüste besiedeln. Diese Flechten bestehen meist aus einem Schlauchpilz, der in Symbiose mit Grünalgen oder Cyanobakterien lebt. Diese Symbiosen werden als Flechtenthallus bezeichnet, bieten Lebensraum für viele weitere Organismen und bilden miniaturisierte Ökosysteme.

Cyanoflechte: starke Vergrößerung des Flechtenthallus der Cyanoflechte Peltula sp., die mit einzelligen Cyanobakterien eine Symbiose eingeht | Foto: Hochschule Kaiserslautern
  • Cyanoflechte: starke Vergrößerung des Flechtenthallus der Cyanoflechte Peltula sp., die mit einzelligen Cyanobakterien eine Symbiose eingeht
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Besonders wenig erforscht waren bisher einzellige Cyanobakterien, die als Symbiosepartner in Flechten leben. Cyanobakterien, die vor 3,5 Milliarden Jahren die Fotosynthese erfunden haben, liefern Zucker an ihre Symbiosepartner. Sie tragen maßgeblich zur heutigen Pflanzenvielfalt und zum Sauerstoffgehalt der Atmosphäre bei. Die Isolation und Charakterisierung dieser Cyanobakterien war bisher schwierig und führte oft zu Missinterpretationen.

Peltula: Stark vergrößerter Querschnitt durch den Thallus der Cyanoflechte Peltula sp. mit blau-grünen Cyanobakterien, die den Pilzpartner (weiß) durch die Fotosynthese mit Zucker versorgen | Foto: Hochschule Kaiserslautern
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Das Team um Dr. Patrick Jung, Dr. Laura Briegel-Williams und Dr. Michael Lakatos hat ein internationales Netzwerk aufgebaut, um Cyanoflechten zu sammeln und die Cyanobionten mit neuen Methoden zu isolieren und zu analysieren. Dabei entdeckten sie eine große Vielfalt an Cyanobakterien, die bisher unbekannt war. Ihre Ergebnisse wurden im Fachmagazin ISME Communications veröffentlicht und enthüllen, dass ein wichtiger Aspekt der Cyanobakterien-Diversität bisher übersehen wurde. red

Autor:

Cynthia Schröer aus Landstuhl

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