Ehrenamtliche beraten Jobsuchende seit 20 Jahren
Was ist ein Arbeitsmarktmentor?
„Hartz IV“-Namensgeber Peter Hartz hatte in seinem Bericht vor 21 Jahren viele Vorschläge für moderne Dienstleistungen auf dem Arbeitsmarkt. Eine der Empfehlungen lautete, „Profis der Nation“ zu finden, die anderen beruflich helfen.
Ein Jahr später ging Matthias Vogelgesang, Leiter der neu geschaffenen Agentur für Beschäftigtentransfer bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFK) Kaiserslautern mit dem Auftrag, beim Verbessern des Arbeitsmarkts in der Region mitzuhelfen, die Schneiderstraße entlang. Dort sah er ein Mini-Büro mit überdimensionalem Schaufenster und der Aufschrift: „Freiwilligen Agentur“ und dachte: „Geh einfach mal die Tür rein und schau dich nach potenziellen Kooperationspartnern für Arbeitsmarktprojekte um.“ Er traf auf die Leiterin der Freiwilligenagentur Lydia Müller und die beiden entwickelten die Idee der ehrenamtlichen Arbeitsmarktmentoren Kaiserslautern (AMM). Sie wünschten sich Menschen aus dem Berufsleben, die ihre Erfahrungen, Netzwerke und Freizeit dazu einsetzen, Jobsuchende kostenfrei zu beraten und zu begleiten.
Planen, austauschen, Anderen helfen
„Wir dachten, dass die Initiative vielleicht drei Jahre besteht“, erzählt Matthias Vogelgesang schmunzelnd. Dass es nun 20 Jahre geworden sind, findet er beachtlich. Im Anschluss an die Vorstellung der Projektidee schlug ihm der damalige Arbeitsamtsdirektor Jung vor: „Gehen Sie mal zur Kirche, die machen auch Beratung in Betrieben und könnten gut in diese Initiative passen“ - und damit war die Evangelische Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft und deren Verein „Kirche und Arbeitswelt“ mit im Boot, welcher sich auch um die Verwaltung kümmerte. Die inhaltliche Arbeit konnte beginnen. Pfarrer Sascha Müller und Lydia Müller gaben Impulse zur Professionalisierung der Beratung und zum Aufbau des Mentorenteams. 20 Interessierte meldeten sich zu Fortbildungsabenden, um sich auf den gleichen Stand zu bringen und eine Jahresplanung zu entwickeln.
„Wenn ich zurückdenke, gab es viele glückliche Umstände und mir fällt auf, dass es ein gleichberechtigter Vorgang war; ganz ohne Hierarchie, ohne Druck und ohne Statistiken.“
Wie weiter?
Das fragen sich nicht nur die ratsuchenden Klienten. Auch das Team der Arbeitsmarktmentoren schaut nach vorne: Am 23. Mai werden die vergangenen 20 Jahre gefeiert, Arbeitsminister Alexander Schweitzer und Prof. Dr. Tanja Rabl von der RPTU sind mit dabei. „Wir waren immer mal wieder in der Presse,“ das klingt aus dem Mund des Manns der ersten Stunde fast beiläufig, aber es gab dafür gute Gründe: Das Konzept der Arbeitsmarktmentoren wurde nach nur einem Jahr mit einem Innovationspreis belohnt, 2007 durch die Stadt geehrt, war 2018 beim Ehrenamtstag dabei und gewann 2020 einen Ideenwettbewerb. So viel zu „immer mal wieder in der Presse.“ An neuen Anfragen mangelt es nicht, die Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit und den Jobcentern ist unkompliziert.
Weg ist weg?
„Am meisten hat uns Beratende anfangs irritiert, dass wir von vielen Menschen, die wir trafen, plötzlich nichts mehr hörten“, beschreibt Vogelgesang eine große Herausforderung. „Dann haben wir gemeinsam beschlossen, dass dies ein gutes Zeichen ist. Diese Personen sind nicht weg, sondern auf ihrem beruflichen Weg weitergekommen. Und es gibt dann einfach kein Bedürfnis mehr, sich Rat zu holen.“ Manchmal kommen Kandidaten wieder, um sich Unterstützung bei einer erneuten Arbeitsplatzsuche zu holen. Corona sorgte auch in der Beratung durch die Arbeitsmarktmentoren leider für eine Vollbremsung. Da kam 2019 der „Ehrenamt 4.0“-Preis wie gerufen, um mit dadurch finanzierter Technik Beratungen auch über Videotelefonie durchzuführen.
Wozu die AMM beraten …
Rund 60 Personen engagierten sich in den letzten 20 Jahren als Mentorin oder Mentor. Sie schätzen den Austausch, die Erfahrung selbstwirksam zu sein und die Gestaltungsfreiheit in der Beratung, die immer an halböffentlichen Orten stattfindet – ungezwungen im Café, bei einem Spaziergang im Park oder in den Räumen der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, wo auch Matthias Vogelgesang sein Büro hat. Derzeit sind 15 Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen mit im Team, Interessierte sind immer willkommen.
Weitere Informationen:
Ehrenamtskoordinator Daniel Helmes
(Stabsstelle Bildung und Ehrenamt der Stadt): 0631 365-4471
ehrenamt@kaiserslautern.de
Referentin für Arbeitswelt Dagmar Eck
(Ev. Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft): 0631 3642-140
dagmar.eck@evkirchepfalz.de
Autor:Nadja Donauer aus Kaiserslautern |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.