„Das Leben neu schmecken“
Zu Fuß und mit dem Bike auf dem Weg zu sich selbst

The Sky is the limit: Alex Müller-Perlefein radelte in 48 Tagen 4000 Kilometer bis zum Nordkap | Foto: Roofless Cat
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  • The Sky is the limit: Alex Müller-Perlefein radelte in 48 Tagen 4000 Kilometer bis zum Nordkap
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Von Ralf Vester
Outdoor.Bis vor kurzem bestand das Leben von Alex Müller-Perlefein aus „Arbeit, Arbeit, Arbeit“, wie der 34-Jährige sagt. Kurz vorm Burnout stehend, entschied sich der Virtual Designer aus Kaiserslautern, sowohl privat als auch beruflich sein Leben komplett umzukrempeln. Seither entdeckt er radelnd oder wandernd die Welt und tut jede Menge Gutes dabei.

???: Alex, was hat dich letztes Jahr dazu bewogen, den Resetknopf zu drücken?
Alex Müller-Perlefein: An der Grenze zum Burnout fühlte ich einfach, dass es mehr da draußen geben muss, als das Materielle, wofür wir uns Tag für Tag abschuften und dadurch die alltäglichen Dinge vergessen. Ich war im privaten und beruflichen Alltag gefangen. Die Tagesroutine erschöpfte mich und machte mich antriebslos, meine persönlichen Interessen zu verfolgen. Ich bin aus dem Hamsterrad ausgebrochen, kündigte meine Wohnung und verkaufte mein Hab und Gut.“

???: Dann hast du dich auf dein Gravel Bike gesetzt und bist Anfang Mai 2021 in 48 Tagen 4000 Kilometer zum Nordkap geradelt. Du bist zwar sportlich, aber das ist eine echte Hausnummer. Hattest Du keine Sorge, zu scheitern?
Alex Müller-Perlefein: Natürlich hatte ich anfangs Zweifel, und in den ersten Tagen war“s auch verdammt hart. Aber je weiter ich vorangekommen bin, umso leichter fühlte ich mich seelisch wie körperlich. Ich habe mich im wahrsten Sinne in jeder Hinsicht freigestrampelt und dieses überwältigende Freiheitsgefühl genossen. Die täglich zurückgelegten Distanzen wurden immer länger. Ich habe dabei so viel über mich gelernt und so viele Dinge haben sich relativiert.

???: Du bist richtig auf den Geschmack gekommen, denn inzwischen hast Du bereits weitere Touren bewältigt.
Alex Müller-Perlefein: Im Sommer letzten Jahres habe ich den alpinen Fernwanderweg Grande Randonnée 20 (GR 20) auf Korsika in Angriff genommen. Über 180 Kilometer geht es vom Norden in Richtung Süden, quer über die korsische Gebirgswelt. Dieser Wanderweg zählt zu den schwierigsten und anspruchsvollsten Touren Europas. Das hat mich körperlich echt an meine Grenzen gebracht, und es war zum Teil auch richtig gefährlich. Ebenso atemberaubend, fordernd, anstrengend und aufregend war in diesem Frühjahr der Madeira Insel-Ultra-Trail (MIUT). Dieses Rennen besteht aus Nacht- und Tagesläufen mit einer Vielzahl anspruchsvoller Routen. Beides war zwar extrem fordernd, aber die unfassbar schöne Natur und die unvergesslichen Eindrücke und Begegnungen entschädigen für alles.

???: Du wirbst auch unermüdlich für Spenden. Um welche Projekte geht es da?
Alex Müller-Perlefein: Besonders am Herzen liegt mir das Projekt in Laos. Über die Hälfte der dortigen Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze – mit schweren Folgen für die Situation der Kinderrechte. Kinder brauchen Bildung, denn es ihre einzige Chance, der Armut zu entfliehen. Gemeinsam wollen wir eine Schule bauen und den Kleinen eine hoffnungsvolle Zukunft bieten. 50.000 Dollar sind nötig, um eine Schule zu errichten. Und nicht nur das: Eine Infrastruktur wird aufgebaut, durch Hygienemaßnahmen das Gesundheitssystem verbessert, ein Frischwasserbrunnen installiert, lokale Lehrer auf internationalem Standard ausgebildet und vieles mehr. Bereits mit einer kleinen Spende können wir so viel Gutes bewirken.

???: Was steht an weiteren Projekten an?
Alex Müller-Perlefein: Im Drei-Länder-Eck Schweiz, Frankreich, Italien steht derzeit die Besteigung einiger Viertausender als Vorbereitung auf den höchsten Alpengipfel, den Mont Blanc (4810 Meter), bevor. Dieser Tage habe ich mit Breithorn (4164 Meter) meinen ersten Viertausender geschafft – meine bisher größte und gefährlichste Expedition. Eine Kajak-Tour in Schweden steht auch noch auf dem Programm. Und im Spätsommer will ich dann die Alpenüberquerung XXL von Wien nach Nizza mit 2000 Kilometern in unter zehn Tagen und 30.000 Höhenmetern angehen.

???: Hast Du diesen persönlichen Befreiungsschlag jemals bereut?
Alex Müller-Perlefein: Zu keiner Sekunde – es war die haargenau richtige Entscheidung. Ich schmecke das Leben ganz neu und bin dankbar für jede Kleinigkeit. Dieses unbeschreibliche Gefühl der Freiheit ist absolut unbezahlbar. Ich habe auch viele großartige Menschen kennengelernt. Mit meinen Projekten wiederum andere zu inspirieren und obendrein Gutes zu tun und denjenigen zu helfen, die keinen Zugang zu alltäglichen Dingen haben, macht mich glücklich und zufrieden. rav

Weitere Informationen:
Alex-Müller-Perlefein dokumentiert seine Reisen auf Instagram und YouTube und sammelt obendrein Spenden für soziale Projekte. Alles über seine Touren, Projekte, Fundraisings etc. ist zu finden unter:
Instagram @Roofless Cat
YouTube @Roofless Cat
www.rooflesscat.de

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Autor:

Ralf Vester aus Kaiserslautern

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