„lauterjungs und -mädels“ aktuell wie nie: „Normalität abschaffen!“

Patricia und Lexi vom Verein Lauterjungs und-mädels | Foto: Nadja Donauer
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  • Patricia und Lexi vom Verein Lauterjungs und-mädels
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Kaiserslautern. Kyra, Lexy und Patricia engagieren sich im Vorstand des Vereins „lauterjungs und -mädels“, der 1998 als Verein für homosexuelle Männer gegründet wurde. Das waren die „lauterjungs“. Inzwischen kamen die „Mädels“ hinzu und nun steht wieder eine Umbenennung an. Auf Instagram nennen sie sich bereits „Lauterregenbogen“, um auch nichtbinäre Personen anzusprechen. Im Gebäude der Aidshilfe an der Pariser Straße in Kaiserslautern gibt es einen Treffpunkt, zwischen der Apostel- und Marienkirche. Kyra, Lexy und Patricia werden mit den Pronomen „sie, ihre“ angesprochen, sind unter dreißig, belesene, wortgewandte, engagierte, vielfältig interessierte und weltoffene junge Menschen. Über die Ursprünge können sie nichts sagen, denn sie sind ja selbst kaum älter als der Verein.

von Nadja Donauer

Patricia hat am gleichen Tag die Unterlagen ihres Masterabschlusses in integrativen Sozialwissenschaften an der Technischen Universität Kaiserslautern abgeholt. Sie ist Transfrau, erfuhr bei einem queeren Spieleabend an der Uni, dass es den Verein gibt und ist jetzt Schriftführerin. „Ich musste zwanzig Jahre alt werden, bis ich in einer Doku auf einem Privatsender zum ersten Mal den Begriff Transgeschlechtlichkeit hörte“, sagt sie. Daher setzt sie sich, wie andere aus dem Vorstand, ehrenamtlich für das Projekt SCHLAU ein, geht an Schulen und klärt Jugendliche über sexuelle Orientierungen und geschlechtliche Vielfalt auf. „Meine Transition ist beendet und ich bin so, wie ich immer sein wollte“, sagt sie, „ich habe mein Ziel erreicht.“ Sie weiß, dass das Hinterfragen der eigenen Sexualität sehr verwirrend sein kann.

Lauterjungs und -mädels geben praktische Tipps

Während des Gesprächs bekommt Patricia eine Chatnachricht. Jemensch fragt um Rat, wie ein bevorstehendes Comingout angegangen werden kann. „Ich bin froh, dass es den Verein als Anlaufstelle gibt - um Gleichgesinnte zu finden, Rückhalt zu erleben und Freundschaften zu schließen“, sagt Patricia. Die Lauterjungs und -mädels sind keine offizielle Beratungsstelle, geben aber Tipps aus eigener Erfahrung, wenn beispielsweise eine Vornamensänderung ansteht. Es gibt verschiedene Gruppen für aktuell 38 Mitglieder: „Café Q“ für 14-bis 18-Jährige, die Jugendgruppe für 16- bis 27-Jahrige, den „Trans*-Treff“ für alle über 18 und eine „Ü25“-Gemeinschaft. Manchmal wird zusammen gekocht, diskutiert, gespielt oder es werden Plakate für den nächsten Christopher Street Day gestaltet.

Patricia und Lexi beim Kickern | Foto: Nadja Donauer
  • Patricia und Lexi beim Kickern
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Kyra wehrt sich gegen den Vorwurf, dass Queer-Sein ein Trend sei. Wenn sie in weiterführenden Schulen aufklären wollen, heiße es oft, das sei doch Frühsexualisierung. „Dann muss ich oft lachen, wenn ich mitbekomme, dass kleine Kinder im Kindergarten gefragt werden, ob sie schon einen Freund oder eine Freundin haben oder wenn der kleine Junge lobend als „sicher mal ein Frauenheld“ bezeichnet wird“, sagt Kyra.
Jede*r sei Expert*in für alles und zudem ziehen Informationen viel schneller durch eine soziale Bubble, sagt Lexy. Und dann idealisieren die Leute die Vergangenheit als viel prüder als sie wirklich war. „Dabei gab es früher mehr Nacktheit in der Werbung und Dr. Sommer in der Bravo“, sagt sie. Sie befasst sich mit Politikgeschichte und widmet sich dem Fachgebiet der Neurodivergenz, welche Formen von Autismus, ADHS und Legasthenie umfasst. „Da gibt es Parallelen zum Queer-Sein“, hat Lexy festgestellt.
Politisch gebe es immerhin positive Entwicklungen. Das 43 Jahre alte Transsexuellen-Gesetz (TSG) soll zu einem Selbstbestimmungsgesetz werden, mit Kostenübernahme geschlechtsangleichender Behandlungen und ohne ärztliche Atteste und Gutachten, um Vorname und Geschlecht amtlich zu ändern. Mehr rechtliche Sicherheit und dadurch mögliche Sichtbarkeit und Freiheit für queere Menschen wünschen sie sich. Lexy bringt es auf den Punkt: „Normalität abschaffen!“

Info:

Nähere Informationen online unter www.lauterjungs.de auf Instagram und #lauterregenbogen
Infos auch beim Aufklärungsprojekt SCHLAU von Queernet RLP unter www.schlau-rlp.de

Patricia und Lexi vom Verein Lauterjungs und-mädels | Foto: Nadja Donauer
Patricia und Lexi beim Kickern | Foto: Nadja Donauer
Autor:

Nadja Donauer aus Kaiserslautern

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