120 Jahre und die Suche nach dem Heiligen Gral
Der FCK feiert Geburtstag
FCK. Der 2. Juni 1900 gilt als Gründungsdatum des 1. FC Kaiserslautern, das sich heute zum 120. Mal jährt. Auch wenn der FCK heute in der 3. Liga spielt, dieser Verein hat noch immer Strahlkraft. Vier Deutsche Meisterschaften, zwei Pokalsiege und zahlreiche weitere Erfolge zieren das Briefpapier des pfälzischen Traditionsclubs. Zahlreiche legendäre Fußballspiele in den 1950er Jahren und in den Jahrzehnten seit Gründung der Bundesliga haben eine unvergleichliche und unverwechselbare Vereinshistorie geprägt. Erfolge und Spiele über die schon so viel geschrieben wurde und unter denen sicher jeder Fan gleich welcher Generation seine besonderen Highlights für sich definiert. Natürlich war der Fußball stets die dominierende Sportart in der Geschichte des Vereins.
Doch der FCK war auch immer mehr als nur Fußball und mehr als die Meisterschaften von 1951, 1953, 1991 und 1998. Nicht nur in seiner jüngeren Vergangenheit. Anlässlich des heute offiziell begangenen Vereinsjubiläums hat Matthias Gehring vom FCK-Museumsteam mit seinem Kollegen und Hobbyhistoriker Eric Lindon gesprochen, der die Geschichte des FCK seit Jahrzehnten erforscht und der viele Details und erstaunliche Erkenntnisse rund um den FCK aus Archiven zusammengetragen hat.
Eric, Du bist gebürtiger US-Amerikaner, warst als Angehöriger der US-Luftwaffe in Ramstein stationiert und hast in Kaiserslautern mittlerweile Deine Heimat gefunden. Seit wann etwa beschäftigst Du Dich mit der Geschichte des 1. FC Kaiserslautern?
Das war Mitte der 1990er Jahre. Ich habe damals fünf Pins gekauft. Zu den verschiedenen Logos auf den Anstecknadeln konnte mir niemand was sagen. Das hat meine Neugierde geweckt. Richtig intensiv zu forschen, damit habe ich 2011 begonnen, als wir die erste Ausstellung für das geplante FCK-Museum zusammengestellt haben. In dieser Zeit wollte ich vor allem das Gründungsdatum des Vereins verifizieren. Ich habe damit begonnen die im Bestand des Stadtarchivs vorhandenen Dokumente zu fotografieren und digital zu sichern. Doch bei meiner Forschungsarbeit, die ich ehrenamtlich und in meiner Freizeit vornehme, habe ich nicht nur den FCK im Blick. Ich widme mich allen Sportvereinen, hauptsächlich in Kaiserslautern, aber auch im Kreis Kaiserslautern und darüber hinaus in der ganzen Pfalz. Über die Jahre habe ich zum Beispiel begonnen einen Stammbaum aller Sportvereine zu erstellen, denen ich schon ein Augenmerk gewidmet habe. So habe ich beispielsweise einen Hinweis gefunden, dass es in Kaiserslautern mit dem Turnsport erste Sportaktivitäten schon 1816 gab!
Der 2. Juni gilt heute offiziell als Gründungsdatum des Vereins. Die ersten Vereinsgründungen in Kaiserslautern liegen immer noch weitgehend im Dunkeln. Wie realistisch ist es, dass neuere wissenschaftliche Erkenntnisse diesen Nachweis noch liefern könnten? Welche Ansätze verfolgst Du dabei?
Wichtig ist hier tatsächlich, „gilt“! Ich habe im Lauterer Stadtarchiv mittlerweile alle dort archivierten Tageszeitungen des Jahres 1900 durchgeschaut. Wenn Du aber in der im Stadtarchiv abgelegten Tagespresse aus dem Jahr 1900 für den 3. Juni, den 4. Juni, den 5. Juni und so weiter nichts findest zu einer Fusion zweier Vereine in Kaiserslautern, wirst Du stutzig. Das hat mich angespornt. Natürlich steht in der Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum des FV Kaiserslautern „Einstimmig wurde beschlossen den F.C. Kaiserslautern zum Zweck der Pflege des Fußballsports zu gründen“. Gemeint war damit der Zusammenschluss der Fußballvereine „Fußballklub Kaiserslautern“ und der „Fußballgesellschaft“ zum „F.C. 1900 Kaiserslautern“. Aber auch hier gibt es keinen Bezug zum 2. Juni, lediglich zum Jahr 1900! Auf das Datum hatte man sich vermutlich vor dem 75-jährigen Jubiläum des FCK festgelegt. Wissenschaftlich belegt ist das nicht! Im Laufe meiner Arbeit habe ich zahlreiche Satzungen gesichtet. Das sind wichtige Dokumente, um Fakten belegen zu können. In der Gesamtchronik des Vereins fehlen zwar einige Satzungen. Davon sind aber nicht alle besonders erheblich. Die sicher bedeutsamste noch fehlende Satzung, wäre allerdings die vom FC 1900 Kaiserslautern. Wenn diese Satzung irgendwo auftauchen würde, dann hätten wir mehr Gewissheit und könnten zum wirklichen Gründungsdatum höchstwahrscheinlich Klarheit schaffen. Aber speziell diese Satzung noch zu finden, fühlt sich an wie die Suche nach dem heiligen Gral! Laut einem Hinweis im Stadtarchiv soll es auch ein Protokollbuch geben, das irgendwo in Zweibrücken oder Pirmasens zu finden sein soll. Aber auch dieses fehlt. Es ist durchaus möglich, dass zahlreiche weitere fehlende Unterlagen in Archiven in München oder in Speyer liegen. Doch dort weitere Recherchen anzustellen, das erlaubt aktuell meine Zeit nicht.
Professor Dr. Markwart Herzog hat mit seinem Buchtitel „Der Betze unterm Hakenkreuz“ die Geschichte des 1. FCK in der Zeit des Nationalsozialismus wissenschaftlich aufgearbeitet. Erst im vergangenen Jahr konnte durch neue Erkenntnisse die Haltung der damals Verantwortlichen und des Vereins zu seinen jüdischen Mitgliedern neu bewertet werden. Ein Indiz, dass auch Geschichte immer wieder neu interpretiert werden muss, wenn Forschungsarbeit bisher unbekannte oder unbeachtete Dokumente zu Tage fördert. Welche noch zu schließenden Lücken in der Geschichte des FCK siehst Du Stand heute? Wo fehlen noch Erkenntnisse für eine verbesserte geschichtliche Einordnung?
Da gäbe es außer einem wissenschaftlich belegten Nachweis zum Gründungsdatum des FCK noch so einiges. Zum Beispiel die Frage um die Entstehung des SV Phönix, der nach dem 1. Weltkrieg auftaucht. Bis heute ist unklar, ob es sich hier um eine Neugründung handelte oder nur um eine Umbenennung des FC Phönix 1910. Oder die Vorgänge des Jahres 1924 als im Zusammenhang mit den Wirren um die Separatistenbewegung Sportvereine durch die Franzosen aufgelöst wurden. Ein weiteres Beispiel vorhandener Wissenslücken ist auch eine lückenlose Chronik aller FCK-Spiele. Die Liste, die Marcus Röder für seine Buchpublikation mal erstellt hatte, beinhaltet aber nur die Pflichtspiele. Testspiele beispielsweise sind nirgends chronologisch aufgeführt. Oder das Beispiel Fritz Walter. Jeder redet über Fritz, aber keiner kann lückenlos sagen wann und wo er überall gespielt hat. Zumindest für die Vorkriegszeit habe ich alle Spiele erfasst, die er absolviert hat. Am Rest arbeite ich noch. Aber was war oder ist beispielsweise mit all den anderen Nationalspielern? Auch da wäre noch viel zu recherchieren und zu dokumentieren und das wird dauern bis hier alle Lücken geschlossen sind. Der Verein hat das alles halt nie durchgehend festgehalten. Im Nachhinein das zu dokumentieren ist sehr schwierig und zeitintensiv.
Die ersten drei Jahrzehnte der Vereinsgeschichte waren geprägt von diversen Fusionen und Namensänderungen ehe im Juli 1931 der heute noch gültige Vereinsname wurde. Welche Besonderheiten zeichneten die Vereine aus, die nach heutigen Erkenntnissen als die Vorgängervereine des FCK gewertet werden können? Welche Vereinsfarben bestimmten das Jugendbild unseres FCK?
Zumindest in den ersten Jahrzehnten hat rot-weiß hier definitiv nicht dominiert. Der FC Bavaria 1902 war weiß-blau, der FC Palatia 1901 war blau-weiß, die Vereinsfarben des FV Palatia e.V. waren blau-weiß-schwarz, die des FC 1900 Kaiserslautern schwarz rot, gespielt wurde aber in schwarz-weiß. Mit dem FV Kaiserslautern wurden 1909 erstmals rot-weiß-rot als Vereinsfarben festgehalten, für den FVK/Phönix dann rot-weiß und schließlich für den FCK ab 1931 auch rot-weiß. Interessant erscheint auch der Aspekt, dass der FC Bavaria von 1904 bis 1909 eigentlich eine Fußballabteilung des Turnvereins Kaiserslautern war. Der FC Palatia 1901 wurde am 5. November 1907 zum FV Palatia e.V. umbenannt und war dann der erste Verein in unserer Vereinsgeschichte, der ins Vereinsregister eingetragen wurde. Die Satzung dazu lag ewig in irgendeiner Kiste im Stadtarchiv. Übrigens wurden auch der FV Kaiserslautern im Jahr 1909 und der SV Phönix 1910 im April 1920 ins Vereinsregister eingetragen. Aber erwähnenswert sind noch andere vereinshistorische Fakten. Eine Besonderheit ist beispielsweise, dass wir in unserer Vereinsgeschichte den Nachweis zur Gründung eines ersten Hockeyvereins in Kaiserslautern im Jahr 1925 führen können. Oder dass unser Verein die ersten beiden pfälzischen Tennismeisterschaften oben am Betzenberg veranstaltet hat. Auch in der Anfangszeit spielten neben Fußball auch immer andere Sportarten eine Rolle. In jenen Zeiten wurden Sportarten oft auch ganz anders bezeichnet als heute. In der Presse wurde seinerzeit Hockey oft als Stockball beschrieben, Tennis als Netzball, Boxen als Faustkampf. Solche Besonderheiten und Entwicklungen lassen sich in der Regel bequem in Vereinszeitungen nachvollziehen. Aber auch hier existieren beim FCK und seinen Vorgängern große Lücken.
Welche Sportarten wurden bis zum Ende des 2. Weltkrieges beim FCK und seinen Vorgängereinen neben dem Fußball für die Mitglieder noch angeboten?
Wie eben schon angesprochen gehörten zu den früheren Sportangeboten eben Tennis, Hockey, Leichtathletik, Handball, Boxen und Faustball. Wobei man auch hier festhalten muss, dass es in jener Zeit auch Sportarten gab, die heute zwar als eigenständig gelten, damals aber bei der Leichtathletik angesiedelt waren. Zum Beispiel Gewichtheben. Auch das war ein Sportangebot beim FCK. Eben innerhalb der Leichtathletik-Abteilung. Nach dem 2. Weltkrieg kam 1953 dann noch Basketball hinzu. In den 1970er Jahren wurde auch eine Frauen-Fußball-Abteilung gegründet, die es mittlerweile nicht mehr gibt. Dazu hat übrigens Professor Dr. Markwart Herzog einiges publiziert. Weitere Neuerungen im FCK-Sportangebot waren auch Triathlon oder die in Kaiserslautern beim FCK 2012 entwickelte neue Sportart „Headis“. Auch die Rollstuhl-Basketballer „Rolling-Devils“, die 2014 bis 2016 sogar in der 1. Bundesliga spielten, leider aber 2015 aus dem Verein ausgegliedert und als Abteilung beim FCK aufgelöst wurden.
Der Fußball hat dem FCK sehr viel Ruhm eingebracht. Aber auch andere Sportarten sorgten für glanzvolle Momente in der 120-jährigen Vereinsgeschichte. In den späten 1950er und den 1960er Jahren mit Karl Mildenberger, Emil Schulz oder später Reiner Gies beispielsweise der Boxsport oder in der jüngsten Vergangenheit mit Miriam Welte, die 2012 Olympiasiegerin wurde, auch der Bahnradsport. Welche sonstigen herausragenden sportlichen Ereignisse und Erfolge außerhalb des Fußballrasens haben der Geschichte des FCK weitere Glanzpunkte verliehen?
Die Leichtathletik war eigentlich über die gesamte Vereinshistorie hinweg regelmäßig erfolgreich. Ein Beispiel aus frühester Zeit ist hier Richard Buck, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts Kapitän der Fußballmannschaft war, aber außerdem auch über 40 Leichtathletik-Titel errang und der im 1. Weltkrieg sein Leben ließ. Leichtathletik war zumindest vor dem 1. Weltkrieg eine reine Sommersportart. Nicht selten waren Fußballer in den fußballfreien Zeiten auch in anderen Sportarten, vor allem in Laufdisziplinen, im Verein aktiv. Erwähnen muss man sicher auch, dass die Basketballer 1957 und 1958, also erstmals 5 Jahre nach ihrer Abteilungsgründung zweimal deutscher Jugendmeister wurden. Auch hier habe ich noch Nachholbedarf. Im Sinne der dokumentierten Vollständigkeit aller sportlichen Titel und dazu gehören nicht nur internationale Erfolge. So hatten auch die FCK-Handballer und die Hockey-Abteilung zahlreiche Erfolge, die ich jedoch noch nicht alle erfasst habe.
Auch heute ist der FCK noch immer ein Sportverein mit mehreren Sparten. Vor allem rund um das Thema Finanzen ist es für die Verantwortlichen immer wieder eine Herausforderung die jährlichen Budgetwünsche zu erfüllen. Wie war das eigentlich früher mit der Finanzierung des Sports? Woher kamen die Gelder, die nicht durch Mitgliedsbeiträge erbracht werden konnten?
Das ist eine Fragestellung die ebenfalls einer tiefergehenden Recherche bedarf. Der Verein hatte 1938 beispielsweise grade mal 520 Mitglieder. Welche Rolle die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen oder aus Zuschauereinnahmen spielten kann man ohne wissenschaftliche Aufarbeitung nicht sagen. Auch nach Gründung der Bundesliga bewegten sich die Mitgliederzahlen eher in niedrigen Bereichen. Ende der 1980er Jahre reden wir hier von unter 4.000 Mitgliedern. Erst nach dem Pokalsieg 1990 und der Meisterschaft 1991 und dann nochmal mit der Sensationsmeisterschaft 1998 erreichten die Mitgliederzahlen fünfstellige Dimensionen. Seit Jahrzehnten generieren Vereine Gelder über Sponsoring. Etwas, das es in den Anfangszeiten der Bundesliga und in den Jahrzehnten davor so noch nicht gab. Davor hatten die Vereine eher mal Gönner und Mäzene. Das war viel verbreiteter. Auch beim FCK gab es immer wieder mal Funktionäre, die im realen Leben als Unternehmer über gewisse wirtschaftliche Möglichkeiten verfügt haben könnten. Ob und wie weit hier aber auch Gelder an den Verein geflossen sein könnten, das müsste man tatsächlich mal genauer recherchieren. Ab den 1950er Jahren hatte man natürlich auch schon Dauerkarten, um gewisse Einnahmegarantien zu generieren. Die Zuschauer-Einnahmen dürften in den erfolgreichen 1950er Jahren für den FCK zweifelsfrei eine lukrative Einnahmequelle gewesen sein. Welchen Anteil sie in einer jährlichen Finanzplanung hatten, dazu fehlen auch detaillierte Zahlen. In der Saison 1964/65 kostete eine Dauerkarte auf der Nord- oder Südtribüne 120,–DM, SüdVortribüne 90,–DM und ein KV-Sitzplatz 60,–DM. Vereine haben in jenen Zeiten Einnahmen häufig auch über andere Events, wie Tanz- und Karnevals-Veranstaltungen generiert, wobei die Umsätze meist nur die Kosten gedeckt hatten. Ob und in welchem Umfang hier auch Gewinne erwirtschaftet werden konnten, auch das müsste man näher untersuchen.
Der 1. FC Kaiserslautern ist untrennbar mit dem Namen Fritz Walter verbunden und auch umgekehrt. Welche Bedeutung hatte diese Liaison für die weitere Geschichte des Vereins?
Ab 1937 hat Fritz Walter den Verein geprägt. Er hat seine ersten Spiele absolviert, er hat wesentlich dazu beigetragen, dass es der FCK bis zur Saison 1939/1940 zurück in Gauliga schaffte, hat sein erstes Länderspiel absolviert und allein damit schon in jenen Jahren auch den Vereinsnamen in die Gazetten getragen.
Wenn man sich mal vor Augen hält, wie er beispielsweise selbst in seinem Buch „Das Spiel meines Lebens“ die Begebenheiten rund um die Vorkommnisse und die glücklichen Fügungen im Kriegsgefangenenlager in Rumänien bewertet, könnte man mutmaßen, ohne Fritz Walter würde es den FCK so nicht geben! Er wäre vielleicht nie aus der Gefangenschaft heimgekehrt, folglich hätte es kaum die legendäre Walter-Elf gegeben, der FCK wäre womöglich in der Oberliga nicht so erfolgreich gewesen, seinerzeit vielleicht auch nicht Deutscher Meister geworden und womöglich auch nicht in die Bundesliga eingezogen?
Letztlich ist diese Schlussfolgerung spekulativ aber auch nicht ganz von der Hand zu weisen.
Die Geschichte eines Sportvereins wird nicht nur durch seine Athleten und Sportler geprägt. Mitunter spielen hier auch Funktionäre eine nicht unerhebliche Rolle, wie es zum beispielsweise die Rolle von Karl Landauer beim FC Bayern München eindrucksvoll zeigt. Welche herausragenden Persönlichkeiten im administrativen Bereich können hier beim FCK genannt werden?
Wenn man in die Anfangszeit des Vereins zurückgeht, dann muss man zweifellos den Lehrer Georg Pöppl herausheben. Er war quasi der Turnvater Jahn für den Spiel-Sport in Kaiserslautern. Er war Turnlehrer, hat den Fußball in der Stadt salonfähig gemacht, war Vorsitzender des ersten Tennisclubs und des Schachvereins. Außerdem war er das erste Ehrenmitglied in unserer Vereinsgeschichte. Der FC Palatia hat ihn zum Ehrenmitglied ernannt. Nennen kann man natürlich auch Ludwig Müller, der in den Jahren 1931 bis 1936 und von 1950 bis 1955 Präsident und prägende Figur war. Man spricht beim Betrachten der Vereinshistorie des FCK viel über Personen und Persönlichkeiten, die mit dem FV Kaiserslautern in Verbindung stehen. Leider werden weniger diejenigen gewürdigt, die aus dem FC und dem SV Phönix hervorgegangen waren, wie zum Beispiel dem Unternehmer Paul Karch, dem ein Möbelhaus in Kaiserslautern gehörte. Er war auch der erste Nachkriegspräsident nach 1945 und gilt ebenfalls als prägende FCK-Figur. Zu nennen wäre auch Karl Wünschel, seinerzeit Direktor der Stadtsparkasse, der zwischen 1909-1910 und zwischen den Spielzeiten 1921/22 und 1924/25 zweimal Präsident war. In der jüngeren Vergangenheit war im positiven Sinne prägend zweifelsohne auch Norbert Thines, der nicht nur als Präsident sondern auch als Geschäftsführer viele Spuren hinterlassen hat, die bis heute sichtbar und fühlbar sind. Auch Pfarrer Udo Sopp war sicher eine prägende Präsidenten-Persönlichkeit.
Erst kürzlich konnte der Verein das 100-jährige Bestehen seiner Spielstätte am Betzenberg feiern. Wo hatte der Verein eigentlich vor dem Sportplatzbau auf der gleichnamigen Anhöhe Fußball gespielt. Welche Sportstätten waren früher und welche sind heute noch für die Vertreter anderer Sportarten von Bedeutung?
Die erste Spielstätte, die unser Verein beziehungsweise die Vorgängervereine genutzt haben war der städtische Spielplatz im Ländel, der so etwa 1895 erstmals für sportliche Aktivitäten genutzt wurde, auch für Fußball und unter anderem auch für Tennis. Da die Anlage früh auch schon für den Schulsport genutzt wurde, war sie irgendwann zu klein. Die Kapazitäten reichten nicht mehr aus. 1906 genehmigte die Stadt den Bau einer neuen Platzanlage an der Papiermühle, die dort 1908 eingeweiht werden konnte. Dort waren zwei Plätze für Fußball und ein dritter Platz für Hockey entstanden. Genannt wird auch oft der Sportplatz Waldschlößchen, der wohl vom FC 1900 angelegt und nach derzeitigem Stand zwischen 1907 und 1914 genutzt worden sein soll. Allerdings habe ich noch keinen Nachweis dazu gefunden, aus dem hervorgeht, dass die FCK-Vorgänger hier Heimspiele ausgetragen haben. Fest steht, dass die Anlage später vom FC Olympia übernommen wurde. Fußball und Leichtathletik wurden vor allem auf der Eselsfürth betrieben. Der dortige Barbarossapark war die Spielstätte, die bis zum Bau der Anlage auf dem Betzenberg die zentrale Sportstätte für unsere Vorgängervereine war. 1920 wurde dann die Anlage auf dem Betzenberg gebaut, mit Plätzen für Fußball, Handball, Hockey, Leichtathletik, Tennis. Zumindest in unserem Verein gab es für die genannten Sportarten ab da keine anderen Plätze als die auf dem Betze. Aber auch der 1921 eingeweihte Phönix-Platz an der Reichswaldstrasse hatte dem Verein bis 1934 gehört und der FCK hat in diesen Jahren immer mal wieder dort gespielt.
Spätestens seit Gründung der Fußball-Bundesliga zieren zahlreiche legendäre Spiele die Geschichte des Vereins. Mit bitteren Niederlagen und mit glanzvollen Siegen. Welche drei Begegnungen sind in Deinem Gedächtnis besonders verankert?
Da ziehe ich mal Begegnungen mit positiver Wirkung heran. Angefangen mit der Meisterschaft 1991. Das entscheidende Spiel in Köln habe ich zwar nicht live im Stadion erlebt, aber es war auch am TV-Gerät ein unvergessliches Erlebnis. 1998 war ich dann komplett dabei und hier ist für mich vor allem das Heimspiel gegen Wolfsburg am 33. Spieltag das Spiel, das mir besonders in Erinnerung bleiben wird. Aber von allen Spielen, die ich je gesehen habe, war die Partie gegen den 1. FC Köln am 18. Mai 2008 das für mich am meisten elektrisierende Spiel. Emotionalität, Tragik, Bedeutung, Choreographie des Ablaufes, all das hätte man nicht spannender inszenieren können.
Seit 2011 verfolgt der Verein den Aufbau eines Museums. Ein Prozess, den auch Du und zahlreiche Mitstreiter des Museums-Fördervereins „Initiative Leidenschaft FCK – Fritz-Walter-Museum Kaiserslautern e.V.“ unterstützen. Welche Bedeutung haben die Dokumentationsarbeit und die Ausstellung im heutigen Fritz-Walter-Stadion für die bisherige und für die künftige wissenschaftliche Aufarbeitung der Vereinsgeschichte?
Das Museum hat dafür einen unschätzbaren Wert. Die meisten Besucher sehen hier natürlich erst einmal nur eine Ausstellung. Aber es ist eben viel mehr. Es ist für uns vom Förderverein und für mich für meine Forschungsarbeit ein wichtiger Ort der Begegnung, ein Ort des Austausches, wo sich ständig neue Erkenntnisse, neue Blickwinkel ergeben. Eine Ausstellung anzubieten ist eine gute Sache, aber wenn wir die Geschichte dahinter, auch hinter jedem einzelnen Exponat nicht kennen, ist es eigentlich wertlos. Es ist unglaublich, wie viele Erkenntnisse wir dort schon gewonnen haben, nur weil man zum Beispiel mit jemand ein Gespräch führen kann, der ein Exponat aushändigt. Natürlich ist das Museum auch ein Arbeitsort, wo Forschung praktiziert wird. Dazu gehören Tätigkeiten wie lesen, sortieren, digitalisieren, analysieren, archivieren und vieles mehr. Fakten und Objekte werden durch ihren historischen Kontext interessant und bedeutsam. Egal ob es sich um einen Fetzen Papier oder eine wichtige Trophäe handelt.
Du bist selbst glühender FCK-Fan. Nach einem kleinen Exkurs in 120 Jahre Vereinsgeschichte zurück in die Gegenwart und damit verbunden noch eine persönliche Einschätzung. Wie siehst Du die Zukunft des 1. FC Kaiserslautern?
Es fühlt sich seit Jahren an, als hätten sich dunkle, graue, triste Wolken über dem Verein zusammengezogen. Man kann nur hoffen, dass sich daraus Fritz-Walter-Wetter ergießt und nicht ein Tornado, sonst wird es ganz dunkel.
Quelle:fck.de
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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