Berlin, Berlin...
Fanträume versus Realität
von Jens Vollmer
Keine Frage, beim diesjährigen DFB-Pokalendspiel sind die David-Goliath-Rollen so klar verteilt wie noch nie. Auf der einen Seite die in dieser Bundesligasaison ungeschlagene, derzeit eine der besten Clubmannschaften Europas, auf der anderen Seite der Zweitligist mit gerade erst verjagtem Abstiegsgespenst.
Realisten und Pessimisten können an dem Spiel wenig Freude haben, schließlich beugen sie einer Enttäuschung mit genügend Realismus vor. Spaß macht das aber auch keinen.
Deshalb sei es der pfälzischen Fan-Seele gegönnt, dem Pokalfinale, dem größten Erfolg seit Ewigkeiten, positiv entgegenzufiebern. Dass Leverkusen als haushoher Favorit gehandelt wird, ist selbst dem größten Optimisten bewusst. Trotzdem macht es Laune, über die 0,001-prozentige Chance nachzudenken, mit anderen Fans zu spekulieren. Was wäre, wenn... Berlin und Kaiserslautern müssten dann wohl für die nächsten Wochen zum pfälzischen Tollhaus erklärt werden.
Der eine kleine Fehler, der zum Überraschungstor für die Pfälzer führen könnte, die unbequemen, verbissen kämpfenden Lautrer, vielleicht eine Rote Karte gegen noch vomMittwoch frustrierte Leverkusener, unvorhergesehene Auswechslungen – „de Deiwel iss e Migg“, sagt ein pfälzisches Sprichwort und zufällig handelt es sich ja beim Zweitligisten um Teufel, auch wenn die Männer in Weiß statt Rot antreten werden. Jedes Spiel muss erst einmal gespielt werden, im Fußball ist alles möglich, predigt das Phrasenschwein unaufhörlich.
Jeder Sportler muss sein Ziel stets im Auge behalten. Ein Sieg fängt immer damit an, dass man an ihn glaubt, sei er noch so unrealistisch. Das sieht auch Trainer Friedhelm Funkel so. Allerdings erteilt er so einigen Spekulationen eine klare Absage. „Leverkusen ist eine hoch professionelle Mannschaft. Sie werden uns nicht unterschätzen. Wenn wegen des Europa-League-Finales von Mittwoch auf Samstag durchgewechselt werden wird, spielen eben sechs andere, die genauso gut sind und noch betrunken wird mit Sicherheit auch keiner sein.“
Dass der FCK für Überraschungen ein geeigneter Kandidat sein kann, ist hinlänglich bekannt. Schließlich besiegte man einst die Bayern 7:4 nach 1:4 Rückstand, schickte Real Madrid mit einer 5:0-Schlappe nach Hause und auch als Absteiger wurde man bereits 1996 Pokalsieger. Die darauffolgende Meisterschaft 1998 als Aufsteiger wird wohl für immer einmalig bleiben.
Wer auf dem Jakobsweg pilgert, weiß: Der Weg ist das Ziel. Das gilt wohl auch für den FCK. Unzählige Fans werden nach Berlin pilgern, bereits auf der weiten Reise und auf der Fanmeile oder beim Public-Viewing in der Heimat im Vorfeld ihren Spaß haben. Es geht letztendlich darum, diesen Traditionsclub und die Pfalz zu feiern.
Der FCK ist zurück aus der Bedeutungslosigkeit der Dritten Liga. Wir sind wieder wer. Dieses Spiel hat nationale, ja sogar internationale Sichtbarkeit. Viele Fußballfans aus ganz Deutschland betonen schon jetzt, dass der FCK diese Zweite Liga bereichert und wohl auch die Erste Liga beleben würde. Und genau das gilt es beim Pokalfinale - ganz unabhängig vom Ergebnis - zu beweisen: Solange es in Deutschland Fußball gibt, gibt es auch den FCK!
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Autor:Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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