Kommentar der Woche zum Fritz-Walter-Nachlass
Moralisch fragwürdig
Von Jens Vollmer
Am 16. Januar, einen Tag nach der Drucklegung der vorletzten Ausgabe, veröffentlichten wir exklusiv auf dem verlagseigenen Portal www.wochenblatt-reporter.de, dass der Nachlass von Fritz Walter im Februar in einem Heidelberger Auktionshaus versteigert werden soll. Die Meldung rauschte daraufhin innerhalb weniger Stunden bundesweit durch den Blätter- und Klickwald und wurde mit großer Emotionalität in Fanforen diskutiert. Mittlerweile konnten Interessierte die über 1.000 Einzelobjekte online oder vor Ort begutachten. Sichtweisen zu dieser Geschichte gibt es derzeit viele: Die Erben argumentieren, dass Fritz Walters Haus nach seinem Tod großen Renovierungsbedarf gehabt habe und einmal getätigte Zusagen für Finanzhilfen diverser Instutitionen rund um die WM 2006 niemals eingehalten worden seien. Auch Verhandlungen über den Nachlass sollen über viele Jahre immer wieder gescheitert sein. Stefan Kuntz hätte wohl in der Bundesligazeit des FCK 2010/11 den Deckel drauf machen müssen. Rechtlich gesehen dürfen die Erben mit dem Nachlass machen, was sie wollen. FCK, Fritz-Walter-Stiftung und DFB sagen, der Nachlass sei nicht die von den Erben veranschlagten 200.000 Euro für ein Museum wert, bedauern jedoch, zahlreiche Einzelstücke an Sammler in aller Welt zu verlieren. Memorabilien-Experten wie Hagen Leopold erwarten aber sogar ein noch höheres Ergebnis der Versteigerung, weil es weltweit private, solvente Sammler von WM-Exponaten gibt. Fans hingegen empfinden es als eine Schande, den Nachlass von Fritz Walter überhaupt zu Geld machen zu wollen und dann auch noch zum Höchstpreis. Sie hätten eher eine unentgeltliche Übergabe an das FCK-Museum erwartet. Die Initiative Leidenschaft will nun in Zusammenarbeit mit Fans, FCK, Experten und Geldgebern versuchen zu retten, was noch zu retten ist.
Autor:Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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