FCK-Legende und Ehrenbürger Kaiserslauterns
Norbert Thines im Alter von 80 Jahren verstorben

Norbert Thines in seiner "Schaltzentrale", dem Büro mit vielen FCK-Erinnerungen | Foto: Jens Vollmer
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Kaiserslautern. Am Montag, 7. Juni 2021, ist FCK-Legende Norbert Thines nach jahrelanger Demenz-Krankheit im Alter von 80 Jahren verstorben. Der ehemalige FCK-Präsident durfte unter seiner Führung Pokalsieg und Meisterschaft feiern und wurde mit seiner sozialen Ader zur guten Seele des FCK und zum sozialen Gesicht der Stadt Kaiserslautern. 

von Chefredakteur Jens Vollmer

"Komm, mer gehn nuff in die Schaltzentral'", begrüßte mich Norbert Thines mit seiner sonoren Stimme immer mal wieder in seinem Haus nahe der Marienkirche, das vor 30 Jahren über Nacht von Fans anlässlich der Meisterschaft in rot-weiß angemalt wurde. Unter dem Dach befand sich dieses kleine Büro, von Thines liebevoll "Schaltzentrale" genannt. Die Wände bestückt mit Urkunden, die Schränke voll mit Ehrungen, Memorabilien und Korrespondenz mit europäischen Vereinen. Darunter auch das Bundesverdienstkreuz, das er im ersten Anlauf ablehnte, der Goldene Ehrenring des FCK oder die Ehrenbürgerschaft Kaiserslauterns und das legendäre "Quietschbuch", welches so manche Geschichte offenbarte.
Jahrzehntelang hat Norbert Thines postalisch Kontakt zu europäischen Clubs gehalten, die einst auf dem Betzenberg zu Gast waren, immer in lupenreiner Handschrift. Aus Gegnern wurden Freunde. Wer Post von Norbert Thines bekam, weiß, wie liebevoll er Umschläge nicht nur beschriftete, sondern auch mit Aufklebern versah, meist mit Logos oder dem Roten Teufel des FCK.

Mal ging es bei unseren Treffen um Norberts Ehrenämter, mal um die FCK-Geschichte, eine Buchveröffentlichung oder einen runden Geburtstag. Wir fanden immer mal wieder einen Grund uns zusammenzusetzen und eine gute Geschichte auszuhecken.

„Wer etwas bewegen will, braucht Netzwerke“, verriet mir Norbert Thines einst und die hatte er wie kein anderer. Er kannte jeden und jeder kannte Norbert. Oft saß er bis tief in die Nacht in seiner Schaltzentrale. Wenn es auf Weihnachten zuging, schrieb er handschriftlich um die 250 Briefe – alle individuell und persönlich. „Freundschaft ist für mich ein Stück Lebensqualität“, betonte Thines und Freunde hat er auf der ganzen Welt. Er bedauerte, dass „zwischenmenschliche Dinge heutzutage nicht mehr gepflegt werden“.

Das „Quietschbuch“

Mit leuchtenden Augen erzählte Thines von den Zeiten, als er unglaubliche Geschichten und immer wieder neue Freundschaften auf internationaler Ebene erlebte. „Fußball verbindet – das war unser Leitmotto, wir wollten uns immer freundschaftlich gegenüber stehen“, erzählte Thines und präsentierte ein Kleinod, das legendäre „Quietschbuch“. Beim Öffnen knarrt der massive Holzdeckel und gibt den Blick frei auf zehn Jahre internationale Spiele der Roten Teufel während der Präsidentenzeit von Norbert Thines.

Alle Vereinspräsidenten der Gegner haben sich eingetragen, meist versehen mit Visitenkarte und einer persönlichen Widmung. „Damals gab es nix Falsches“, schaute Thines wehmütig zurück auf die gute alte Zeit. „Überall waren wir Freunde und haben zusammen gefeiert.“

"Elton John ist ein feiner Kerl"

Auch Pele und Elton John konnte er damals kennenlernen. „Ein feiner Kerl, mit dem hab ich mich gut verstanden“, erinnerte sich Thines an den Starsänger und damaligen Präsidenten des englischen Fußballclubs FC Watford. 1983 traten die Hornissen in der ersten Runde des UEFA-Cup gegen die Roten Teufel an.
Nur eine im „Quietschbuch“ vertretene Person hatte der langjährige Präsident der Roten Teufel in schlechter Erinnerung. Doch mit seiner Meinung über Sepp Blatter ist er heutzutage längst nicht mehr alleine.

Ehrenamt war Ehrensache

Noch bis vor fünf Jahren war Norbert Thines immer wieder aktiv und engagiert, sagte für einen guten Zweck immer gerne Termine zu, bevor ihn Demenz zunehmends seinen Lebensinhalt nahm und alles Erlebte vergessen ließ. Nicht nur bei "alt - arm - allein" war Thines seit 1997 als Gallionsfigur engagiert und konnte zusammen mit der Rheinpfalz Spenden in Millionenhöhe realisieren, er organisierte vorher auch schon zahlreiche LKW-Convois nach Osteuropa und war drei Jahrzehnte Vorsitzender der Kolpingfamilie. Auch andere Hilfsorganisationen konnten mit seiner Anwesenheit rechnen, Thines war omnipräsent und sorgte gerne für die notwendige Öffentlichkeit, wenn es um die gute Sache ging. 

Unkalkulierbare Abenteuer im Kalten Krieg

In der Thines-Ära machte der FCK 44 internationale Spiele, die meisten davon hinter dem eisernen Vorhang in Osteuropa. Was Thines dort an Elend sah, bewegte ihn tief und er beschloss zu helfen. „Keiner kann sich ein Urteil erlauben, der das nicht gesehen hat“, berichtet der Ex-Präsident. Mit Hilfe der Kolping-Bruderhilfe und der FCK-Fanclubs begann das Abenteuer. Der Kalte Krieg machte jede Hilfsfahrt zum unkalkulierbaren Abenteuer.

Es begann alles 1981 mit dem Transport von Babynahrung nach Polen und fortan gab es regelmäßige Hilfsfahrten in viele Gebiete. Dabei wollte Thines nie jemandem diese Hilfe überstülpen, er bot sie lediglich an. Angenommen wurde sie dankbar, Thines hielt auch später zu vielen Kontakt und baute so Freundschaften in der ganzen Welt auf.

Lachend erzählt er, dass er einmal den Amerikanern für hundert Mark 100 Paar Stiefel abkauft hatte und ein Dorf in Weißrussland damit ausgestattet hatte: „Das gesamte Dorf, vom Kind bis zum Opa, lief in denselben Stiefeln umher.“ Mit der Zeit wuchs die Erfahrung und die Durchführung wurde leichter.

Nach Slowenien (1992) oder Tarnovo (1994) in Bulgarien, 1991 Gegner im Pokal der Landesmeister, rollten Hilfsgüter genauso wie nach Rumänien und Kroatien. Damals war man zwei bis drei Tage früher im Land des Pokalgegners und Thines nutzte die Zeit, um sich ein Bild über die Lage vor Ort zu machen. Er berichtet von einer Frau in Rumänien, die alleine versucht hatte, hundert behinderte Kinder zu betreuen - die unglaublichen Zustände bestürzten ihn noch nach Jahrzehnten.

2013 trauerte Thines um sein Patenkind Elena, das im Alter von 31 Jahren an den Spätfolgen von Tschernobyl verstarb. Auch dort, im Heimatdorf von Elena, konnte geholfen werden. Thines kam mit sechs frisch gebackenen Handwerksmeistern für acht Tage vor Ort, die die Schule mit sanitären Anlagen und Heizung ausstatteten.

Politisch unangepasst

Politisch vor einen Karren spannen ließ sich Thines nie. „Bei den Roten war ich der Schwarze und bei den Schwarzen der Rote. Ich habe mich nie angepasst“, betonte er. Mit seinem Freund Kurt Beck heulte er beim damaligen Abstieg, Helmut Kohl machte er zum Ehrenmitglied des FCK. „Ohne Kohls Hilfe hätten wir bei der Einführung der Bundesliga keine Chance gehabt, Saarbrücken war uns damals voraus“, erinnerte Thines an die Verdienste des Altkanzlers. Generell kam aber der Ur-Lautrer mit jedem gut aus, „sowohl mit den Großkopferten als auch dem Allerkleinsten“.

Mit dem Betze-Virus infiziert

Schon kurz nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges wurde Norbert Thines mit dem Betze-Virus infiziert, als er zum ersten Mal ein Spiel auf dem Betzenberg beiwohnen durfte. Die Walter Elf, insbesondere Fritz Walter, wurde zum Vorbild. Ab 1977 war Thines Geschäftsführer des Vereins, Vizepräsident unter Udo Sopp ab 1985 und wurde 1988 zum Präsidenten gewählt, durfte zwei Pokalsiege, eine Meisterschaft und den Supercup feiern, bevor ihn 1996 eine Opposition im Rahmen des Abstieges stürzte - eine unappetitliche Geschichte, die Thines so nicht verdient hatte und bis heute für die ganze Familie schmerzhaft blieb. 
Als Thines beim Abstieg den Verein an Atze Friedrich übergab, war allerdings das Stadion noch vereinseigen und auf dem Konto lagen 13 Millionen Mark Festgeld. Darauf legte Thines nach all den Querelen höchsten Wert. FCK-Präsident war er im Ehrenamt, wie es sich damals für Bundesligapräsidenten gehörte: „ Es gab einen Ehrenkodex, dass man nichts nahm, sondern nur brachte.“
Und obwohl manche Neider versuchten, ihm am Zeug zu flicken, konnte niemand je etwas finden, weil es nichts zu finden gab, berichtete Thines stolz.

Die große FCK-Familie

Auch beim FCK konnte Norbert Thines mit seiner Lebenseinstellung punkten. Nicht wenige Spieler lehnten bessere Offerten ab, weil sie sich in der Pfalz wohlfühlten. Jeder Neuling wurde in die FCK-Familie aufgenommen. Thines achtete darauf, dass die Spieler Anschluss hatten und herzlich willkommen geheißen wurden. So ist es nicht verwunderlich, dass noch bis vor wenigen Jahren viele, wie zum Beispiel Benny Wendt oder Ronnie Hellström, regelmäßig in Kontakt mit ihrem alten Präsidenten standen.

Große FCK-Tradition wahren

Darüber hinaus war es Thines wichtig, die große Tradition des FCKs zu wahren. Er setzt sich für das werdende Museum ein, war Vorstand der „Initiative Leidenschaft“ und oft vertrauensvolle Ansprechstation für Fans, die Exponate dem Verein zur Verfügung stellen. Auch für die Restaurierung des Denkmals verstorbener FCK-Mitglieder setzte er sich aktiv ein.

Kartenspielen bei Fritz Walter

Mit Fritz Walter verband ihn eine enge Freundschaft und es war ihm eine Ehre, wenn der Weltmeister anklingelte und freitags zum Kartenspiel nach Alsenborn rief. Obwohl es nur um Pfennige ging, konnte sich der Ehrenspielführer immens aufregen, berichtete Thines mit einem Schmunzeln. Aber spätestens, wenn Fritz seiner Ehefrau Italia auftrug, eine gute Flasche Rotwein aus dem Keller zu holen, wurde der Abend in Einigkeit beschlossen.

Choreografie in der Westkurve 

Dem ehemaligen FCK-Präsidenten Willi Müller waren Fans nicht geheuer. Er ignorierte Fanschreiben, wollte nicht, dass die Fans zu viel Macht bekämen. Doch Thines sah darin ein großes Potential und bohrte, bis Müller sagte: „Mach, was du willst.“ Daraufhin war Thines Tag und Nacht unterwegs, gründete über 200 Fanclubs für den FCK, genoss seitdem große Sympathie in der FCK-Anhängerschar und ist gerade in der Westkurve unvergessen. „Dir geht es nie ums Geld – nur um die Menschen... und den geilsten Club der Welt“, bestätigten ihm die Fans 2013 mit einem Transparent über die gesamte Westkurve.  „Mir lief es eiskalt den Buckel hinunter“, schwärmte Thines über den Moment, als die Choreographie sich über 40 Meter in der Westkurve ausrollte. „Dass junge Leute immer noch mein Wirken zu schätzen wissen und sich an mich erinnern, macht mich stolz. Das war eigentlich die höchste Ehre“, gestand er im Interview zum 75. Geburtstag mit ergriffener Stimme. 1.500 Stunden werkelten die Ultras ehrenamtlich an der Thines-Choreo. Die Überraschung war damals gelungen: Das ganze Stadion wusste Bescheid, nur der Geehrte nicht.
2017 folgte eine bisher einmalige Ehrung des Vereins: Er wurde zum Ehrenpräsidenten des FCK gewählt.

Glockengeläut in Kaiserslautern

"Die Pfarrei Heilig Geist mit der Gemeinde Sankt Maria und der Kolpingsfamilie verneigt sich vor Norbert Thines in Dankbarkeit. Wir beten für ihn, dass sein Schöpfer ihm nun Leben in Fülle schenkt und wünschen seiner Familie Kraft und Trost für die kommende Zeit. Heute um 15 Uhr gedenken wir seiner mit einem Totengeläut der Marienkirche", vermeldete die Kirche am frühen Montagnachmittag auf Facebook. 

Persönliche Worte der Familie Thines

Mit persönlichen Worten wandte sich die Familie Thines an die Öffentlichkeit:
"Ihr lieben Freunde, Bekannte und Kollegen,
seit mehr als sieben Jahren ist mein Mann/unser Vater Norbert Thines jeden Tag ein bisschen gestorben. Sein Geist, seine Fähigkeit zu kommunizieren und seine Physis wurden stetig weniger, was für ihn und für uns als Familie eine große Qual dargestellt hat. Er hat uns in dieser Zeit, in der er Unerträgliches durchleiden musste, schon sehr als Mann, Vater und Opa gefehlt. Er war ein Humanist, der seine Ideale und Überzeugungen tatkräftig gelebt hat. Mit großer Energie und Empathie hat er sich den sozial Schwachen und den in der Gesellschaft am Rande stehenden Mitmenschen gewidmet. Eine Gesellschaft, in der alte Menschen keine Hoffnung haben, sozial schwache Menschen keine Chance und junge Menschen keine Perspektiven haben, war für ihn völlig inakzeptabel.
Sein größter Wunsch war, dass dieser Geist und seine Ideale nicht verloren und vergessen gehen, wenn er einmal aus dem Leben scheiden würde. Dass wir alle, wenn wir uns an ihn erinnern, auch diese Dinge leben würden. Frei nach Voltaire hat er große Hoffnung daraus geschöpft, dass er nicht mehr da sein wird, aber dass er, und damit sein Geist, überall dort sein wird, wo Ihr/wo wir sind.
Heute müssen wir Euch mitteilen, dass das große Herz meines Mannes/unseres Vaters/unseres Opas aufgehört hat zu schlagen. Wir hoffen in dem Wissen Trost zu finden, dass er jetzt von seinem grauenvollen Leiden erlöst ist."

Der FCK trauert um Norbert Thines

Auch der FCK verschickte im Laufe des Nachmittags eine Pressemeldung, in der es heißt: "Er hat den 1. FC Kaiserslautern über Jahrzehnte geprägt und stand mit seinem Namen wie kaum ein anderer für die Werte der Roten Teufel. Am Montag, 7. Juni 2021, verstarb FCK-Ehrenpräsident Norbert Thines im Alter von 80 Jahren. Der FCK hat die Nachricht vom Tode seines langjährigen Funktionärs mit großer Betroffenheit und tiefer Trauer aufgenommen", schreibt der FCK auf seiner Homepage.
"Er galt als "Vater der FCK-Familie", "Gute Seele des Vereins", "leuchtendes Vorbild", "FCK-Urgestein", "Präsident der Herzen” - für Norbert Thines gab es rund um den 1. FC Kaiserslautern viele Bezeichnungen. Aber alle hatten in ihrem Grundtenor eines gemeinsam: Die Bewunderung für die menschliche Art und die soziale Ader, mit der er den FCK jahrzehntelang entscheidend mitprägte. Von 1977 bis 1984 war er als Geschäftsführer des FCK tätig, von 1985 bis 1988 dann als Vizepräsident und schließlich von 1988 bis 1996 als Präsident des 1. FC Kaiserslautern. Im Dezember 2017 wurde er schließlich mit einer Ehrung ausgezeichnet, die es so vorher beim FCK noch nie gegeben hatte: Als erster Funktionär in der langen Geschichte des 1. FC Kaiserslautern wurde er zum Ehrenpräsidenten des FCK ernannt.
In seiner Zeit am Betzenberg setzte Norbert Thines auf Zusammenhalt und sorgte für eine freundliche, familiäre Atmosphäre innerhalb des Vereins. Kein Wunder, denn niemand geringeres als Fritz Walter war sein großes Idol. Dessen Werte lebte der ehemalige Präsident des FCK Zeit seines Lebens vor. Alle, die es mit Norbert Thines zu tun hatten, erlebten ihn als bescheidenen Menschen, das Materielle stand für ihn nie im Vordergrund. Er gehörte zu den Menschen, die klare Richtlinien und Prinzipien verfolgten. Im Besitze eines festen Glaubens, danach zu leben und zu handeln, war der Begriff der Nächstenliebe für ihn kein leeres Wort. Im Sinne dieses Credos hatte er immer neue Pläne, voller Ideen und Tatendrang. Ein Motor, der fast nie abgeschaltet wurde. Mit größtem Elan und Ehrgeiz ging er zeitaufwendige Dinge an. Seniorentreffen, Kinderbetreuung während der Bundesligaspiele, die Initiative für die Gründung und Betreuung der Fan-Clubs und Fan-Arbeit und vor allem ein offenes Ohr für die meisten menschlichen Probleme. Norbert konnte nie an einem wartenden FCK-Fan vorbeigehen ohne ein Wort des Grußes oder der Aufmunterung, oft mehr: Ein Händeschütteln, ein Schulterklopfen, ein gemeinsames Foto für die Behinderten und Rollstuhlfahrer, dafür hat er sich immer Zeit genommen.
Trotz eines langen und stressigen Arbeitstages - auch nach Eintritt in den Ruhestand - fand er stets Mittel und Wege, den Mitmenschen in vielfältigster Weise zu helfen. Ganz gleich bei welcher Organisation, sei es der Kolping-Familie, der Pfarrei St. Maria, "Alt-Arm-Allein", der "Initiative Leidenschaft - Fritz Walter Museum", deren Mitbegründer er war, oder bei der Restaurierung des FCK-Ehrenmales, um nur einige aus der Vielzahl von Beispielen herauszustellen. Norbert war ein "Macher" im positiven Sinne, der "Spiritus Rektor", die Leitfigur vieler Gemeinschaften, der seine Geistesblitze stets in den Dienst der guten Sache und des Gemeinwohls stellte.
Auch wenn es während seiner Zeit beim FCK sportlich nicht nur Sonnenschein gab, gab es viele Erfolge zu feiern: Eine Deutsche Meisterschaft (1991), zwei Pokalsiege (1990 und 1996), dazu noch eine Vizemeisterschaft (1993), die so unglücklich zustande kam und zuvor ein verlorenes Pokalendspiel (1981). Zahlreiche große Spiele im Europapokal, mit dem Höhepunkt im März 1982, das legendäre 5:0 gegen Real Madrid und 1991 das bittere Aus gegen Barcelona nach einer 3:0-Führung.
Von 2011 bis 2017 war er Mitglied des Ehrenrates und übernahm bei Heimspielen die Betreuung der Präsidiumsmitglieder der Gästeclubs, um auch ihnen den FCK näher zu bringen. Alle waren voll des Lobes und Anerkennung für die fürsorgliche Aufnahme im Fritz-Walter-Stadion. Für den FCK war der Wert seines Einsatzes und Engagements nie in Zahlen und Erfolgen zu messen oder gar mit Geld aufzuwiegen. Alles, was er tat, fiel unter die Kategorie "Ehrenamt", im Sinne von, es war ihm eine Ehre, diese Ämter anzunehmen, zu bekleiden und vor allem zu helfen.
Am 07. Dezember 2013 überreichten die Verantwortlichen Norbert Thines den Goldenen Ehrenring, verbunden mit einem herzlichen Dank für sein überragendes Engagement beim und für den 1. FC Kaiserslautern. Die höchste Auszeichnung wurde ihm zuteil, als er im Rahmen der Jahreshauptversammlung am 04. Dezember 2017 zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde.
Die gesamte FCK-Familie, alle Fans, Mitglieder, Mitarbeiter und Gremien sind tief bestürzt von der Nachricht vom Tode von Norbert Thines und ist in seinen Gedanken bei der Familie und den vielen Menschen, die er in seinem Leben berührte. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren."

Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz:
Mit seinem großen Herzen bleibt Norbert Thines ein Vorbild

„Menschen wie er tragen dazu bei, unsere Gesellschaft zusammenzuhalten und sie menschlicher zu machen. Mit seinem großen Herzen und seinem am Wohl anderer orientierten Handeln bleibt Norbert Thines ein großes Vorbild für uns“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer zum Tod von Norbert Thines. Der Ehrenpräsident des 1. FC Kaiserslautern ist heute im Alter von 80 Jahren verstorben.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer drückte seinen Angehörigen, aber auch der FCK-Familie ihr tief empfundenes Beileid aus. Seine Zeit als Geschäftsführer, Vizepräsident und Präsident des 1. FC Kaiserslautern sei vielen Fußballfans sehr positiv in Erinnerung. Mit dem Gewinn des DFB-Pokals 1990 und 1996 sowie der Deutschen Meisterschaft 1991 gelte seine Zeit als Präsident des Vereins als eine für den 1. FCK besonders erfolgreiche. „Norbert Thines hat als gute Seele des Vereins die Werte seines großen Idols Fritz Walter gelebt“, so die Ministerpräsidentin.
Norbert Thines setzte sich auch in vielen anderen Bereichen stark für seine Region ein. Sein großes ehrenamtliches Engagement wie beispielsweise sein Einsatz für den Verein „alt-arm-allein“ ist beispielgebend. Sein Wirken wurde u.a. mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Stadt trauert um Norbert Thines

Die Stadt Kaiserslautern trauert um ihren verstorbenen Ehrenbürger Norbert Thines, der am Montag im Alter von 80 Jahren verstorben ist. Die Verwaltung erreichte die Nachricht während der laufenden Stadtratssitzung. Oberbürgermeister Weichel unterbrach die Sitzung daraufhin für eine Gedenkminute.

„Mit Norbert Thines verliert die Stadt Kaiserslautern eine herausragende Persönlichkeit. Sein Wirken beim 1. FC Kaiserslautern und sein beispielhaftes soziales Engagement werden uns allen in Erinnerung bleiben, noch mehr aber seine menschliche und herzliche Art, die jeden, der mit ihm zu tun hatte, sofort in ihren Bann zog. Es ist schmerzlich, von ihm Abschied nehmen zu müssen. Unsere Gedanken sind bei der Familie und allen Angehörigen“, so das Stadtoberhaupt im Namen des gesamten Stadtvorstands.

Thines war von 1988 bis 1996 Präsident des 1. FC Kaiserslautern. Beliebt und bekannt war er aber vor allem auch durch sein vielseitiges soziales Engagement, insbesondere im Rahmen der Altenhilfe „alt – arm – allein“. Thines war darüber hinaus kommunalpolitisch engagiert. Ab 1974 war er Mitglied im Stadtrat, 1997 wurde er Mitglied im Berater- und Vermittlerkreis des damaligen Ministerpräsidenten Kurt Beck.

Ehrenbürger war Thines seit 2016. Im Rahmen eines Festaktes am 27. Januar 2016 in der Fruchthalle erhielt er nach einstimmigem Stadtratsbeschluss die Ehrenbürgerurkunde der Stadt Kaiserslautern aus den Händen von Oberbürgermeister Klaus Weichel. Nach Eugen Hertel und Fritz Walter war Thines erst der dritte Ehrenbürger der Stadt in der Nachkriegszeit. Er war außerdem Träger des Bronzesiegels der Stadt, der Goldenen Stadtplakette sowie des Ehrenrings der Stadt.

Ab dem morgigen Mittwoch wird im Rathausfoyer ein Kondolenzbuch für Norbert Thines ausliegen, in das sich alle Bürgerinnen und Bürger eintragen können. Wer möchte, kann seine Beileidsbekundungen auch per Mail oder per Post an die Verwaltung schicken. Sie werden dann später in das Kondolenzbuch eingefügt:

Anja Hessler-Hager
Büro des Oberbürgermeisters
Repräsentation und Protokoll
Raum 1222
Rathaus, Willy-Brandt-Platz 1
67657 Kaiserslautern
a.hessler-hager@kaiserslautern.de

Die Trauerfeier findet am Mittwoch, 16. Juni, um 15 Uhr in der Marienkirche statt. Da die Plätze im Innern der Kirche pandemiebedingt stark begrenzt sein werden, wird der Gottesdienst im Internet live gestreamt und ebenso auf den Platz vor der Kirche übertragen. Dort werden 250 Sitzplätze zur Verfügung stehen. Alle Besucherinnen und Besucher müssen sich vorab bei der Kirchengemeinde zur Trauerfeier anmelden. Die Anmeldedaten und die URL des Livestreams werden noch bekannt gegeben.

Virtuelle Gedenkseite mit Kerzen und Kondolenzbuch:
www.deschutter.de/gedenkseiten/norbert-thines/

Artikel zum runden Geburtstag im Wochenblatt Kaiserslautern mit weiteren Anekdoten :

Norbert Thines feiert 80. Geburtstag

Beruflicher Lebenslauf Norbert Thines

(Quelle: persönliche handschriftliche Aufzeichnungen seitens Norbert Thines für die Redaktion des Wochenblatt Kaiserslautern)

Geboren wurde Norbert Thines am 19. August 1940. 1946 kam er in die Volksschule, 1954 bis 58 absolvierte er bei Pfaff eine Lehre als Mechaniker. Nach der Lehre war er bis 1963 Vertrauensmann in der Abteilung Projektforschung und Jugendvertreter im Betriebsrat der Firma Pfaff. 1960 und 61 leistete er seinen Wehrdienst in der Bundewehr in Marburg und Wuppertal und war mit der Beendigung des Dienstes Stabsunteroffizier der Reserve.
1963 wechselte Thines von Pfaff zum Ingenieurbüro Wentz in Glanmünchweiler und wurde bei der BASF zum Mess- und Regeltechniker ausgebildet. Sechs Jahre war er Betriebsratsvorsitzender der Firma Wentz und auch Mitglied im Prüfungsausschuss der IHK Ludwigshafen.
1970 folgte der Wechsel zum Kolpingwerk DV Speyer als Diözesansekretär. Es galt, 70 örtliche Kolpingfamilien zu betreuen. Verbandsorganisation, Schulung, Bildungswesen, Jugendarbeit und Veranstaltungsplanung gehörten zu seinen Aufgaben.
1977 folgte der Wechsel zum FCK als Geschäftsführer des Bundesligavereins. Gleichzeitig wurde Thines Mitglied des Kaiserslauterer Stadtrates in der CDU-Fraktion, des Kirchenrates St. Maria, sowie Vorsitzender der Kolping.
1985 wechselte Thines beruflich zwar als Geschäftsführer zur Firma Kissler in Speyer (Anlagenbau und Robotertechnik), doch schon 1986 kehrte er für drei Jahre als ehrenamtlicher Vizepräsident des FCK unter Präsident Udo Sopp auf den Betzenberg zurück.
Am 1. April 1986 begann Thines als Verkaufsleiter, Niederlassungsleiter und Repräsentant für die Pfalz bei der saarländischen Karlsberg Brauerei, die ihr Gebiet erweitern wollte.
1988 wurde Norbert Thines zum ehrenamtlichen Präsidenten des FCK gewählt. Zu seiner Erfolgsgeschichte gehören zwei Pokalsiege, eine Deutsche Meisterschaft, der Supercup sowie zahlreiche Teilnahmen des FCK an internationalen Pokalwettbewerben (44 Spiele) bis zum ersten Abstieg des FCK im Jahr 1996.
Ende 2000 ging Norbert Thines in den Ruhestand.

Buch „Mensch Thines“

Zu Thines' 75. Geburtstag veröffentlichte Michael Dittrich, Journalist des SWR, das Buch „Mensch Thines – Ein Leben rund um den Betzenberg“ über den ehemaligen FCK-Präsidenten. „Ein Dreivierteljahr hat er mich gelöchert“, erzählte Thines über die Entstehung des Buches. „Fast täglich kamen Nachfragen, oft habe ich gesagt, dass ich gar nicht mehr weiß, wo ich das nun wieder finden soll in über 80 Archivordnern. Das Buch ist Dittrichs Sicht auf die Dinge, nicht meine. Dabei hat er sich große Mühe gegeben und ging sehr tief in die Details. Das hatte ich so nicht erwartet. Zudem ist es unterhaltsam geschrieben. Das Buch ist sehr gelungen“, lobte Thines die Akribie und die Recherchearbeit des Autors.
Dass Norbert Thines selbst nichts an dem Buch verdiente, ist typisch für ihn und selbstverständlich. Sein Anteil am Buch wurde gespendet. Auch bei seiner Geburtstagsfeier zum 75. bat er von Geschenken abzusehen und für den guten Zweck zu spenden.

Trauermarsch zu Ehren von Norbert Thines
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Autor:

Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern

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