Suche nach Ankerinvestor entzweite Gremiumsmitglieder - Zwischenfinanzierung stark umstritten
Waffenstillstand nach Aufsichtsratsquerelen
FCK. „Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben!“, sagte einst der deutsche Ehrenspielführer Fritz Walter. Der aktuelle Aufsichtsrat des 1. FCK war davon in den
letzten Wochen leider meilenweit entfernt - eine Bestandsaufnahme.
Von Jens Vollmer
Mit der Rücktrittsandrohung von Vereinsvorstand Rainer Keßler bei der Jahreshauptversammlung wurden die Streitigkeiten der derzeitigen Vereinsfunktionäre erstmals öffentlich. Es folgte ein Rücktritt vom Rücktritt Keßlers und eine Kündigung seitens des Aufsichtsrates. Seither ist der e.V. ohne Führung.
Der Geschäftsführer der neuen Kapitalgesellschaft Michael Klatt sowie der Aufsichtsratsvorsitzende Patrick Banf sollen Keßler Unterlagen verweigert haben, unter anderem eine Liste von möglichen Investoren. Keßler argumentierte, dass auch der e.V. noch Verpflichtungen an der am 1. August fälligen Betze-Anleihe über 6,9 Millionen habe und er daher mit in der Verantwortung stehe und helfen wolle.
Mittlerweile berichtete Klatt in der Fanversammlung vergangenen Sonntag von dieser Liste. Zusammen mit einer Unternehmensberatung seien zwar über 330 Interessenten abgeklappert worden, dabei aber relativ wenig hängengeblieben. Einige Interessenten scheinen auch zu warten, bis ein Ankerinvestor gefunden ist.
Mögliche Großinvestoren verrieten die Aufsichtsratsmitglieder im Dezember zwar nicht ihrem ehemaligen Vereinsvorstand, aber mittlerweile dem SWR und BILD und somit der Öffentlichkeit.
Im Laufe der letzten Woche eskalierte der Streit im Aufsichtsrat an der grundsätzlichen Frage, wie man nun verfährt, um die Lizenz für ein weiteres Jahr 3. Liga zu erhalten. Neben einer Finanzierungslücke von fünf Millionen für den laufenden Spielbetrieb addiert sich der Gesamtfehlbetrag mit der am 1. August fälligen Betze-Anleihe zu einer Summe von insgesamt zwölf Millionen Euro.
„Ich möchte noch mal klarstellen, dass wir bis 1. März unsere Lizenzunterlagen für die Dritte Liga beim DFB einreichen müssen“, betonte Finanzchef Klatt bei der Fanversammlung, „aber wir haben länger Zeit, das Kapital aufzubringen, nämlich bis zum 30. Mai.“ Klatt ist weiterhin optimistisch und arbeitet mehrgleisig daran, die Finanzlücke zu schließen: Schon seit der Jahreshauptversammlung können Aktienpakete ab 100.000 Euro gekauft werden, dazu kann eine dreijährige Zwischenfinanzierung über ein Banken-Konsortium und eventuell die Ausgabe einer neuen Fan-Anleihe inklusive Umtauschangebot für Alt-Anleihe-Inhaber im April kommen. Anteile an der neuen KG sollen für Kleinanleger ab Mai möglich sein.
Auch wenn Klatt Eigenkapital bevorzugt, mit einem Finanzierungsmix sei die Insolvenz abwendbar und die Lizenz zu bekommen. „Ich habe alle Aufsichtsräte mit schriftlichen Dossiers umfassend über die Lage und die Handlungsoptionen der Kapitalgesellschaft informiert. Aber mit einer Zwischenfinanzierung erkaufen wir uns keine Lösung“, erklärte Klatt, „wir erkaufen uns lediglich Zeit.“ Zeit, die der FCK nicht mehr hat, Zeit, um den richtigen Investor für den FCK zu finden. Doch dabei noch eine Wahl zu haben, daran glauben die meisten Fans und Vereinsmitglieder sowie die Aufsichtsratsmitglieder Michael Littig, Paul Wüst und Jürgen Kind nicht mehr.
Der SWR bekam die Information zugespielt, dass der Russe Michail Ponomarew angeblich mit bis zu 30 Millionen Euro beim FCK investieren wolle. Während der Aufsichtsratsvorsitzende Patrick Banf und Kontrolleur Jochen Grotepaß gegenüber großen Investoren wie Ponomarew gegenüber skeptisch sind – beim KFC Uerdingen ist dieser Alleinherrscher und Hasan Ismaik bei 1860 München wird gerne als Negativbeispiel angeführt - hatte Littig mit dem Russen Gespräche geführt: „Die vielfach berichtete Sicht, wonach die Investorenansprache erst nach der Lizenzsicherung und folglich erst nach einer Zwischenfinanzierung intensiviert werden soll, halte ich für nicht richtig“, unterstrich der Unternehmer und Lokalpolitiker gegenüber der Rheinpfalz.
Ganz so einfach wäre ein Einstieg mit solch einer Summe jedoch nicht, denn der DFB schreibt vor, dass ein Investor nur bei einem Verein pro Liga mitsprechen darf. So dürfte Ponomarew derzeit nur 9,9 Prozent Vereinsanteile des FCK erwerben, solange sein Engagement in Uerdingen fortbesteht und die Vereine in derselben Liga spielen. Bei einem taxierten Unternehmenswert des FCK von 120 Millionen sind diese 9,9 Prozent aber schon fast zwölf Millionen – gerade eben die vom FCK dringend benötigte Summe. Weiteres Hemmnis für den Russen: Im Kaiserslauterer 4-Säulen-Modell ist zu viel Einfluss eines Großinvestors ausgeschlossen. Trotzdem könnte ein Sitz im Beirat mit einer Mindestbeteiligung von 20 Prozent erkauft werden. Laut SWR liege, trotz öffentlichem Dementi des Russen in der Rheinzeitung, dem FCK eine Absichtserklärung seitens Ponomarew vor. Littig zeigt sich im Rheinpfalz-Interview sogar diskussionsbereit, die gerade erst vor knapp einem Jahr verabschiedeten Vereinsstatuten zu Gunsten eines großen Geldgebers aufzuweichen.
Die Vorzüge des FCK im Vergleich zu Uerdingen skizzierte der FCK schon bei der Jahreshauptversammlung: Eine bestehende Infrastruktur, ein erstligataugliches Stadion und eine große Fangemeinde sind vorhanden und müssen nicht unter Einsatz von viel Kapital erst aufgebaut werden.
Mit Veröffentlichung der möglichen Investitionssumme Ponomarews von bis zu 30 Millionen brach auch ein Shitstorm über Patrick Banf ein, denn zahlreiche Fans würden den Heilsbringer mit Kusshand nehmen, um den FCK vorm Untergang zu bewahren - ohne großes Wenn und Aber. Auch Hauptsponsor Harald Layenberger attackierte Banf per Facebook hart.
Nur zwei Tage später nannte BILD einen weiteren interessierten möglichen Investor. Der luxemburgische Geschäftsmann Flavio Becca, Mäzen des luxemburgischen Fußball-Erstligisten F91 Düdelingen, habe Interesse beim FCK einzusteigen. „Entweder Lautern oder gar kein Verein.“ Doch der Artikel war so fehlerhaft, dass sich der FCK zu einer Gegendarstellung am vergangenen Dienstag gezwungen sah: „BILD-Online hat am 20. Januar 2019 behauptet, die Aufsichtsräte Michael Littig und Jürgen Kind hätten sich mit dem russischen Investor Ponomarew getroffen, während der Aufsichtsratsvorsitzende Patrick Banf mit der Mannschaft im Trainingslager in Spanien weilte. BILD-Online hat weiter behauptet, dies sei ohne Mandat – also hinter dem Rücken des Aufsichtratsgremiums geschehen. Diese Behauptungen treffen nicht zu. Ein Treffen der Aufsichtsräte Michael Littig und Jürgen Kind mit Herrn Ponomarew gab es zum behaupteten Zeitpunkt nicht. Soweit es Kontakte der Aufsichtsräte Michael Littig und Jürgen Kind zu möglichen Investoren gegeben hat, erfolgten diese in Abstimmung mit dem Verein. Der Aufsichtsratsvorsitzende Patrick Banf weilte zum behaupteten Zeitpunkt auch nicht mit der Mannschaft im Trainingslager in Spanien.“
Fütterten nun beide Lager des Aufsichtsrates die Medien mit Vertraulichkeiten?
Zeitgleich muss sich der Kaiserslauterer Oberbürgermeister Dr. Klaus Weichel verwundert die Augen gerieben haben und ließ per Tageszeitung verlauten, er halte sich an die Ausschließlichkeitsvereinbarung, die einer Schweizer Fondsgesellschaft bis Ende Januar garantiere, dass nur mit ihr verhandelt werde. Er werde infolgedessen auch nicht vor Februar Gespräche mit anderen Interessenten führen. Die Schweizer haben insbesondere an den vereinseigenen Flächen rund um das Stadion und dem Stadion Interesse und würden auch in den FCK investieren wollen, doch scheinen die Preisvorstellungen noch viel zu unterschiedlich zu sein, als dass eine Einigung in Sicht wäre.
Der Streit um Ponomarew gipfelte in der bundesweit in der Presse veröffentlichten Überlegung, ob die Aufsichtsräte Michael Littig, Paul Wüst und Jürgen Kind ihren Gremiumsvorsitzenden abwählen, um den Weg frei zu machen für Ponomarew. Der große Knall blieb jedoch aus, am Montagabend ließ der Aufsichtsrat mittels Pressemitteilung wissen: „In einer Sitzung des Aufsichtsrates fand innerhalb des Gremiums ein intensiver und lösungsorientierter Austausch von Sachargumenten statt. Allen Gremiumsmitgliedern ist bewusst, dass die anstehenden Aufgaben nur gemeinschaftlich in dieser Zusammensetzung von Aufsichtsrat und Geschäftsführung bewältigt werden können.“ Die jetzige Einigung war wichtig, um gemeinsam für das oberste Ziel, die Lizenz für ein weiteres Jahr 3. Liga, an einem Strang zu ziehen. Ab 15. März denkt man darüber nach, den Vorstandsposten im Gremium rotieren zu lassen.
Für den Posten des ehrenamtlichen Vereinsvorstandes stellten sich Wilfried de Buhr, vor vielen Jahren kaufmännischer Geschäftsführer des FCK, und der ehemalige Aufsichtsratskandidat Johannes B. Remy in der Aufsichtsratssitzung am Montag vor.
Autor:Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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