Zurück in die Erfolgsspur: Wie Lieberknecht den FCK verändern will [Bildergalerie]

- Leibchen werden verteilt - Trainer Torsten Lieberknecht bei seinem ersten Training im FCK-Dress
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FCK. „Es war schon was Besonderes für mich, in Kaiserslautern reinzufahren, hier auf den Betze hochzufahren.“ Mit diesen Worten beschrieb Torsten Lieberknecht die ersten Momente seiner Rückkehr an den Betzenberg – und setzte dabei nicht nur auf Emotionen. Der neue Cheftrainer des 1. FC Kaiserslautern will die „Roten Teufel“ sowohl kurzfristig zurück zu Erfolgen führen als auch langfristig eine schlagkräftige Mannschaft formen.
Nach den jüngsten sportlichen Rückschlägen markiert seine Verpflichtung einen Neuanfang auf der Trainerbank. Mit Lieberknecht, der in den letzten Jahren Erfolgsstationen unter anderem in Darmstadt und Braunschweig vorweisen konnte, wagt der FCK einen Neustart. Der 51-Jährige tritt gemeinsam mit seinem Co-Trainer Carsten Rump die Nachfolge von Markus Anfang an, unter dessen Trainertätigkeit die Vereinsverantwortlichen zuletzt neben Siegen die Energie in der Mannschaft vermissten. Lieberknecht ist damit bereits der 15. Trainer des FCK in den vergangenen zehn Jahren.
Lieberknecht wurde am Montag vom 1. FC Kaiserslautern kontaktiert, da sich die Vereinsverantwortlichen dazu entschlossen hatten, Veränderungen auf der Trainerposition vorzunehmen. „Ich habe am Montag einen Anruf bekommen, dass hier eine Entscheidung ansteht und es die Anfrage gibt, ob ich bereit wäre, die Aufgabe zu übernehmen“, erklärte Lieberknecht. Er habe nicht lange gezögert, die Entwicklung abgewartet und schließlich zugesagt. „Jetzt stehe ich hier und bin wirklich sehr froh, dass ich meinen Job beim FCK beginnen darf.“
Auch FCK-Sportdirektor Marcel Klos sieht in der Entscheidung für Lieberknecht eine klare strategische Neuausrichtung: „Torsten bringt genau das mit, was wir jetzt brauchen: Energie, Führungsstärke und die Fähigkeit, Menschen mitzunehmen – in der Mannschaft, im Staff, im gesamten Verein. Und er kennt die Region und diesen Verein.“
Am Mittwoch, 23. April, stand der 51-Jährige erstmals als Trainer auf dem Trainingsplatz des FCK. Nach den sportlich enttäuschenden letzten Wochen und der Freistellung von Markus Anfang hofft der FCK nun auf einen Neustart – und Lieberknecht selbst bringt klare Prinzipien und eine Vision für die „Roten Teufel“ mit: Voller Einsatz, flexibles Coaching und eine Mannschaft, mit der sich die Fans wieder identifizieren können.
Erste Eindrücke von Lieberknechts Trainingseinheit
Die erste Trainingseinheit unter Torsten Lieberknecht zog rund 2500 Zuschauerinnen und Zuschauer an, die sich einen Eindruck vom neuen Coach verschaffen wollten. Trotz andauerndem Fritz-Walter-Wetters war die Resonanz beachtlich und die Atmosphäre bodenständig, wie Lieberknecht später betonte: „Das Wichtigste ist jetzt, meine Spieler in den Fokus zu rücken. Es geht um sie, nicht um mich. Mein Ziel ist es, ihnen das Selbstvertrauen zurückzugeben, das sie schon oft gezeigt haben.“
Während der Einheit und auch in den Beobachtungen der letzten Spiele habe Lieberknecht bereits erste Ansätze gesehen, mit denen die Mannschaft arbeiten müsse. „Es gibt Details, die ich direkt erkannt habe: das Verhalten in der Kette, die Orientierung der Mittelfeldspieler oder auch die Besetzung des Strafraums bei Torabschlüssen. Das sind Dinge, die ich mit der Mannschaft erörtern werde.“
Die Fans und Beobachter dürften gespannt sein, wie sich der frische Wind des neuen Coaches in den nächsten Tagen und im Spiel gegen Schalke bemerkbar macht. Zu den Erwartungen äußert sich Lieberknecht pragmatisch: „Jeder, der die Tabelle lesen kann, sieht, dass da noch etwas möglich ist. Aber es geht jetzt erstmal darum, wieder Ergebnisse zu liefern – zum Beispiel gegen Schalke. Wir wollen das Gefühl eines Sieges zurückholen, damit wir in den verbleibenden Partien noch über weitere Dinge nachdenken können.“ Rechne man realistisch, sei Platz 3 weiterhin in Reichweite. „Aber dafür müssen wir unsere Hausaufgaben machen.“
Der Plan mit Torsten Lieberknecht: Zielsetzung und Perspektiven für den FCK
Mit Lieberknecht übernimmt ein erfahrener Trainer die sportliche Leitung der zweiten Liga-Mannschaft. Während die ursprünglichen Saisonziele mit Platz sieben noch innerhalb der Erwartungen liegen, hoffen Fans und Verantwortliche auf frischen Schwung durch Lieberknecht. Für den FCK eröffne sich laut Vereinskreisen eine neue Perspektive, die nicht nur kurzfristig, sondern auch mittel- und langfristig ausgelegt sein soll. Lieberknecht gilt durch seine Aufstiege mit Braunschweig und Darmstadt als Trainer, der in der Lage ist, langfristig Erfolg zu entwickeln.
Der neue Coach legt Wert darauf, die Fans und Mannschaft auf eine gemeinsame Reise mitzunehmen: „Wichtig ist, dass wir Emotionalität und Leidenschaft reinbringen – und dass wir es gemeinsam machen. Das hat den FCK immer ausgezeichnet, und darauf möchte ich aufbauen.“
Lieberknecht betont, dass seine Mannschaften auf klaren Grundprinzipien aufbauen: „Es gibt Basiselemente, die ein Fußballspieler mitbringen sollte, und die wichtigste Tatsache ist für mich, dass man sich auf dem Platz voll verausgaben möchte.“ Fehler könnten passieren und seien Teil des Spiels: „Fehler müssen passieren, weil, wenn du keine Fehler machst, bist du auch nicht risikobereit.“
Sein Stil ist flexibel: „Ich glaube, du musst heutzutage alles abdecken können – du musst verteidigen können, du brauchst Elemente im Konterspiel, du musst hochpressen können, du brauchst Ballbesitzspiel.“ Wichtig sei dabei immer, dass sich die Mannschaft im Spielstil wiederfinde und die Zuschauer eine feste Identifikation entwickeln können: „Am Ende muss es darum gehen, dass die Leute nach Hause gehen und sagen: ‚Das ist eine Mannschaft, mit der können wir uns identifizieren, das ist ein Fußball, der passt zu uns.‘“
Auch Sportdirektor Klos sieht diesen Ansatz als entscheidend für den FCK: „Wir wollen uns defensiv stabilisieren, aber auch wieder mutiger und aktiver spielen. Natürlich müssen wir die Gegentore reduzieren – aber wir wollen auch wieder angreifen, mutig sein und mit Ballbesitz spielen.“
Torsten Lieberknecht: Ein gebürtiger Pfälzer zurück bei den Roten Teufeln
Torsten Lieberknecht und der 1. FC Kaiserslautern – diese Verbindung hat sowohl eine historische als auch emotionale Bedeutung. Der 51-Jährige wuchs in Haßloch auf und spielte dort, beim 1. FC 08 Haßloch, in der Jugend, ehe er über den VfL Neustadt bei der Jugend des FCK landete. Lieberknecht kennt die Atmosphäre auf dem legendären Betzenberg nicht nur als Trainer, sondern auch als Spieler. Von 1990 bis 1992 durchlief Lieberknecht die Nachwuchsabteilung der „Roten Teufel“ und schaffte den Sprung 1992 in den Profikader des Vereins. Im Trikot der Lautrer machte Lieberknecht 13 Spiele, bevor er später seine aktive Karriere bei anderen Vereinen wie Waldhof Mannheim, Mainz 05, Saarbrücken und Eintracht Braunschweig fortsetzte.
Trotz der Historie und Emotionen, die für ihn am Verein 1. FC Kaiserslautern hängen, betonte er, dass er vor allem aus professionellen Gründen da sei: „Ich bin hier, um einen guten Job zu machen.“ Mit einem Schmunzeln fügte er hinzu, dass er sich freue, wieder häufiger seinen pfälzischen Dialekt zu hören: „Es ist schön, wenn man hier mal wieder seinen Dialekt hören darf – das war in anderen Städten nicht ganz so oft der Fall.“
Trainerstationen: Erfahrung und Erfolge in der 2. Bundesliga
Lieberknecht hat sich in den vergangenen Jahren als Trainer einen Namen gemacht. Besonders seine Zeit bei Eintracht Braunschweig bleibt vielen in Erinnerung. Dort schrieb er fast ein Jahrzehnt lang (2008 bis 2018) Vereinsgeschichte: Er führte Braunschweig aus der dritten Liga erst in die 2. Bundesliga und schließlich 2013 völlig überraschend in die Bundesliga. Nach dem Abstieg kehrte er jedoch nicht wieder in die Erstklassigkeit zurück und beendete schließlich sein Engagement nach einem sportlichen Rückschlag.
Es folgte eine zweijährige Station beim MSV Duisburg. 2018 übernahm er den damals Tabellenletzten der 2. Bundesliga, den Abstieg in die dritte Liga konnte Lieberknecht nicht verhindern. Den direkten Wiederaufstieg in der Folgesaison 2019/20 verpasste er auf Tabellenplatz fünf und wenigen Punkten Rückstand zu den Aufstiegsplätzen knapp. 2020/21 starteten die "Zebras" unter Lieberknecht schwach in die Saison, weswegen die Verantwortlichen von Duisburg sich schon nach neun Spielen und nur acht Punkten im November 2020 von Trainer Lieberknecht trennten.
Bei Darmstadt 98 übernahm Lieberknecht im Juni 2021 eine neue Herausforderung. Hier folgte er auf Ex-Trainer Markus Anfang, wie auch jetzt auf dem Betzenberg. Auch mit den "Lilien" schaffte er den Aufstieg in die Bundesliga (2022/2023), bevor er mit dem Verein im folgenden Jahr direkt wieder in die 2. Bundesliga zurückkehren musste. Sein Vertrag lief noch, doch nach einem Fehlstart in die Saison 2024/25 verließ er den Verein nach nur vier Spieltagen im September 2024. Seitdem war Lieberknecht vereinslos, bevor nun der FCK ihn für die Aufgabe am Betzenberg verpflichtete.
Rückkehr eines Herzblut-Pfälzers mit Fragezeichen
Die Verpflichtung des aus Haßloch stammenden Torsten Lieberknecht ist für viele Fans des FCK ein freudiger Moment. In wiederkehrenden Trainerdiskussionen tauchte der Name Lieberknecht als "Wunschtrainer" auf, die Unzufriedenheit unter Anfang wuchs mit den letzten Niederlagen, seinen Startelfentscheidungen und seiner zuletzt defensiven Ausrichtung gegen Abstiegskandidat Eintracht Braunschweig. Mit Lieberknecht kehrt ein Trainer auf den Betzenberg zurück, der nicht nur Erfahrung, sondern auch eine enge Verbindung zum Verein und zur Region mitbringt. Doch so viel Leidenschaft Lieberknecht für den Klub auch mitbringt, die Entscheidung der FCK-Verantwortlichen birgt Risiken.
Die Saison befindet sich bereits im Endspurt, und der Verein steht mit Platz sieben aktuell komfortabel im Liga-Mittelfeld – weit entfernt von akuter Abstiegsgefahr. Mit Lieberknechts Vorgänger Markus Anfang hatte der FCK die Klasse längst sicher, der Trainerwechsel kommt dennoch zu einem Zeitpunkt, der Fragen aufwirft. In einer Stellungnahme begründeten die Vereinsverantwortlichen ihre Entscheidung mit den Eindrücken der vergangenen Wochen, wonach die Mannschaft ihr volles Potenzial nicht ausgeschöpft habe. „Mir hat die letzte Energie gefehlt. Ich habe einfach nicht gesehen, dass wir an die Leistungsgrenze gehen“, erklärte Sportdirektor Klos.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass der FCK schon einmal ein solches Risiko eingegangen ist – zuletzt 2022, als sich der Verein kurz vor dem Aufstieg von Marco Antwerpen trennte und Dirk Schuster übernahm. Damals zahlte sich das Risiko aus. Doch ein solcher Erfolg ist keineswegs garantiert.
In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob Lieberknecht die sportliche Trendwende einleiten und den FCK nicht nur stabilisieren, sondern perspektivisch nach oben führen kann. Die Entscheidung könnte sich langfristig auszahlen – doch ebenso birgt sie die Gefahr, dass Stabilität und Kontinuität geopfert werden. Es bleibt eine Gratwanderung, bei der Torsten Lieberknecht in den kommenden Wochen die Aufgabe hat, die Mannschaft wieder in die Erfolgsspur zu bringen und die letzte Chance auf den Relegationsplatz zu wahren. [kata]
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Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
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