Ökologische Sanierung
Ausgleich für den Windpark - Freckenfelder Hohlwege wieder Lebensraum für Wildbienen
Freckenfeld. Hohlwege sind prägend für die Landschaft in der Südpfalz und wichtige Biotope für die hiesige Flora und Fauna. Aber viele Steilwände der südpfälzischen Hohlwege sind über die letzten Jahrzehnte zugewachsen, abgebrochen und haben dadurch ihre Bedeutung als Lebensraum vor allem für Wildbienen verloren. Die NVS NaturStiftung Südpfalz hat im Frühjahr 2022 deshalb damit begonnen, vier Hohlwege bei Freckenfeld unter ökologischen Gesichtspunkten zu sanieren und wird diese bis 2035 im Sinne des Naturschutzes weiter ehrenamtlich pflegen.
Die Hohlwege sind von Menschen gemacht und doch über einen langen Zeitraum hinweg natürlich entstanden: Die Spuren der Pferdefuhrwerke und Ochsenkarren haben sich im weichen Lössgestein über viele Jahrhunderte - im wahrsten Sinne des Wortes - in die Landschaft "gegraben". Herabfallender Löss wurde aufgesammelt und als Dünger verwendet, Bäume, die im Weg waren, wurden zu Feuerholz, Gräser und Hecken zu Futtermittel. So konnten die markanten Hohlwege mit ihren imposanten Steilwänden entstehen und heute noch die Landschaft der Südpfalz mit prägen. Heute sind jedoch auch viele der alten Steilwände zugewachsen und verfallen, was sich mit diesem Projekt in Freckenfeld nun ändern soll.
Eine Besonderheit, die alle Beteiligten freut: Das Projekt wird mit Ersatzzahlungen als Ausgleich für den Windpark Freckenfeld finanziert. Rund 72.000 Euro sind bisher in die Maßnahme geflossen. Auch Volker Poß, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kandel, betonte: "Als wir dem Windpark Freckenfeld zugestimmt haben, haben wir immer betont, dass wir uns wünschen, dass die Ersatzzahlungen - zumindest teilweise - auch hier vor Ort eingesetzt werden. Das ist nun mit diesem tollen Naturschutzprojekt geschehen und das freut uns sehr. Denn so sind die Maßnahmen für die Freckenfelder sichtbar und erlebbar. Zumal die Hohlwege ein so wichtiger und markanter Teil unserer Landschaft sind, dessen Pflege und Erhaltung die Gemeinden ohne die finanzielle Unterstützung und das Knowhow der ehrenamtlichen Naturschützer gar nicht leisten können. Daher gilt mein Dank heute auch ihnen."
Besonders eindrucksvoll sind die Maßnahmen in der Landauer Hohl nachvollziehbar. Hier wurden Gehölze zurückgeschnitten, lockere Lösskeile entfernt und die markanten Lösswände wieder steiler aufgestellt. So bekommen sie mehr Sonne ab, erwärmen sich besser und bieten damit ideale Nistmöglichkeiten für viele Vogel- und Insektenarten. Zahlreiche Wildbienen-Arten etwa graben sich ihre Nistplätze in die nahezu senkrechten Wände aus Löss. Im nächsten Schritt werden nun blütenreiche Grünstreifen rund um die Wege und Felder angelegt, um den Tieren auch die nötige Nahrung zu bieten. Denn viele der über 140 hier gefundenen Wildbienenarten sind recht wählerisch, was ihre Ernährung betrifft - sammeln Pollen nur von bestimmten Pflanzen, wie Matthias Kitt, Biotopbetreuer im Landkreis Germersheim und Bienenexperte, erklärt. Und nur wo Nistmöglichkeiten und ausreichend Nahrung zu finden sind, werden die Tierarten sich dauerhaft niederlassen.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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