Neuer Treffpunkt in Kandel
„Mittags gemeinsam“ im #wärmewinter
Kandel. Seit dem 10. Januar sind die Räume im Untergeschoss des Protestantischen Gemeindezentrums am Marktplatz in Kandel von Dienstag bis Donnerstag geöffnet. Von 12 bis 15 Uhr heißt es „Mittags gemeinsam“. Willkommen sind alle, die auf einen Teller Suppe, eine Tasse Kaffee oder einen Plausch vorbeikommen möchten. Speisen und Getränke sind gratis, eine Anmeldung ist nicht nötig.
Mitmenschlichkeit statt sozialer Kälte
Gemeindepfarrerin Miriam Dembek dachte seit dem Herbst über einen warmen Treffpunkt im Winter angesichts Energiekrise und Inflation nach. Den endgültigen Anstoß gab zum einen die Aktion #wärmewinter der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Diakonie Deutschland. Sie rufen dazu auf, Zeichen für Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe und gegen soziale Kälte zu setzen. Zum anderen erreichte die Gemeinde eine größere Spende mit dem Auftrag, das Geld für ein soziales Projekt einzusetzen.
Im nächsten Schritt suchte die Kirchengemeinde einen Caterer und fragte bei der Lebenshilfe an. „Der Koch Markus Nagel hat keine Sekunde gezögert und zugesagt, dass sie uns mit Suppe beliefern“, berichtet die Pfarrerin. Die Lebenshilfe stellt nur den Warenwert in Rechnung, erbringt die Arbeitszeit ehrenamtlich.
Weites Netz unterstützt das Projekt
Es war auch kein Problem, weitere helfende Hände zu finden, die das Essen ausgeben und sich um das Drumherum kümmern. Auf die Nachfrage bei Vereinen und Institutionen „kam ganz viel Rückmeldung“, sagt Miriam Dembek. „Die Vernetzung funktioniert super“ – ebenso im kirchlichen Bereich mit methodistischer und katholischer Gemeinde. Stadt und Verbandsgemeinde unterstützen „Mittags gemeinsam“ durch Öffentlichkeitsarbeit, eine Bäckerei im Ort spendet Brot zur Suppe. Ehrenamtliche und Stammgäste bringen gerne selbstgebackenen Kuchen mit.
Rund 30 Freiwillige stehen bereit, so dass das Füllen des Dienstplans einfach geht. „Die Stimmung unter den Ehrenamtlichen ist immer gut, es macht ihnen Spaß“, meint Miriam Dembek – oder wie eine Helferin sagt: „Im Wesentlichen ist es ja das, was ich zu Hause auch machen würde – aber hier habe ich noch nette Gesellschaft und Gespräche dabei.“
Auch die Gäste fühlen sich wohl. „Es ist schön, dass man einfach so kommen kann. Man wird immer freundlich begrüßt, und es ist immer jemand zum Quatschen da, ganz unkompliziert“, berichtet eine Besucherin. Rund 20 Gäste nutzen pro Tag das Angebot, darunter Beschäftigte der Kirchengemeinde, Familien oder Geflüchtete. Mitarbeitende der Lebenshilfe kommen mit ihren Anvertrauten aus der Tagesförderstätte. Im Blick hat die Gemeinde auch Menschen, die den Partner verloren haben. „Ihnen tut es nicht gut, allein zu sein beim Essen“, weiß die Pfarrerin.
Gemeinschaft steht im Mittelpunkt
Bedürftigkeit spielt „Mittags gemeinsam“ keinesfalls die Hauptrolle, sondern vielmehr die Gemeinschaft, „damit alle zusammen besser durch diesen Winter kommen“, betont Miriam Dembek. „Etwas Warmes im Bauch zu haben und ein freundliches Gesicht zu sehen, das kann jedem guttun, egal ob arm oder reich oder irgendwas dazwischen.“
Am 10. Januar lud das Projekt zum ersten Mal ins Gemeindezentrum ein und soll auf jeden Fall bis Ende März laufen. Bis dahin will die Pfarrerin mit Ehrenamtlichen überlegen, wie es weitergehen kann, denn das Angebot wird gut angenommen. Sogar der rheinland-pfälzische Sozialminister Alexander Schweitzer schaute zum Mittagessen vorbei, ließ sich das Vorhaben erläutern und sprach mit dem Team und Gästen. Die Gemeinde hatte ihn über ein soziales Netzwerk nach Kandel eingeladen.
Übrigens: Der Zusammenhalt wird auch finanziell deutlich. Noch hat die Gemeinde für „Mittags gemeinsam“ kein Geld benötigt, das die Landeskirche für #wärmewinter-Aktionen bereitstellt. Besucherinnen und Besucher spenden immer mal wieder den einen oder anderen Euro. red
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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