Minfelder Grundschüler fährt um Pocketbike-Pokale
Leon Briesach will auf dem kleinem Motorrad ganz groß rauskommen
Minfeld. Leon Briesach ist 10 Jahre alt. Noch besucht er die Grundschule in Minfeld, nach den Sommerferien wechselt er auf die Realschule plus in Kandel. Er ist ein guter Schüler, bestätigt sein Vater, obwohl der Junge schon ein kleiner Leistungssportler ist und ein sehr Zeit-intensives Hobby hat. Leon Briesach fährt Pocketbike - und zwar nicht einfach so, im Hof und aus Spaß - sondern ambitioniert im Kampf um Meisterschaften und Pokale. Derzeit geht er in der Rennserie "Sachsencup" um die sächsische Pocketbike-Meisterschaft an den Start und peilt dort den Titelgewinn an.
Die Freude am Motorradsport wurde Leon quasi in die Wiege gelegt. Vater Sven, der heute als Hobby-Mechaniker für Leons Maschine verantwortlich ist, ist früher selbst als Hobby Rennen gefahren und schon als Baby hat Leon die Eltern an Rennstrecken und Fahrerlager in ganz Europa begleitet. Das erste Mal saß Leon mit zweieinhalb Jahren auf einem Kindermotorrad und zeigte schnell neben Begeisterung auch Talent und ganz viel Gefühl für den Motorradsport. Und das obwohl sein Vater ihn eigentlich gar nicht an den Start gehen lassen wollte. "Ich habe diesen Sport selbst lange genug betrieben, kenne alle Höhen und Tiefen, habe mich dabei auch schon richtig schwer verletzt. Das ist nicht unbedingt das, was man sich für sein Kind wünscht", sagt Sven Briesach und ergänzt lachend: "Aber ich bin ja selbst schuld. Ich wollte nach seiner Geburt nicht aufhören und so haben meine Frau und ich ihn einfach zu den Rennen mitgenommen. Da war seine Leidenschaft für Motorräder ja fast schon abzusehen."
Nachdem Sven Breisach dann noch von Außenstehenden bestätigt bekam, dass der Junge außergewöhnlich viel Talent hat, konnte er sich den Wünschen seines Juniors nicht mehr länger verschließen. Zuerst fuhr Leon Motocross, aber das hat ihn schnell unterfordert und gelangweilt, mit acht Jahren ging es dann aufs Pocketbike - allerdings erst einmal, der Pandemie geschuldet, ohne offizielle Rennen oder Trainings. "Ich wollte unbedingt auf den Asphalt. Das mach mir einfach mehr Spaß. Die Geschwindigkeit und das Gefühl, in extremer Schräglage mit dem Knie auf den Boden zu kommen, das ist einfach der Hammer", sagt der Zehnjährige, der nebenbei auch noch Rennrad fährt und regelmäßig ins Boxtraining geht.
Das sei beides gut und wichtig für Leons Konzentrationsfähigkeit, sagt Vater Sven. Und Konzentration braucht es beim Pocketbike-Rennen mindestens genauso sehr wie Talent und das Gefühl für Maschine und Strecke, sagt der Hobby-Motorradsportler. Denn so ein Motorrad kann bis zu 100 km/h schnell fahren.
Fulltime-Job für die ganze Familie
Immer samstags fährt Leon mit seinen Eltern nachmittags nach Ettlingen zum Training auf dem Bike. Alle vier Wochen geht es zu den Rennen im Osten der Republik - da kommen schon mal über 1.000 Kilometer auf den Tacho des Kombis, den Familie Briesach zum Campingmobil ausgebaut hat. "Die Rennwochenenden sind für uns als Familie - trotz aller Anspannung und Nervosität - tolle Erlebnisse", sagt Vater Sven Briesach, der unter der Woche einem Bürojob nachgeht und sich für die Renntage beurlauben lässt. Leons Mutter ist Krankenschwester. Sven Breisach lacht, als er davon erzählt. "Wie passend, könnte man meinen. Natürlich hoffen wir, dass Leon sich nie verletzen wird, aber das Risiko ist uns allen bewusst und immerhin ist meine Frau vom Fach." Seine Frau sei diesbezüglich neben der Piste auch viel ruhiger als er selbst. "Ja Papa, du kriegst bei jedem Rennen schier einen Herzinfarkt", Leon grinst. "Weil Du Angst hast, dass ich stürzen könnte, aber auch wegen der Maschine, dass die kaputt gehen könnte."
Auch Schule ist ein Thema bei Familie Briesach: An den Rennwochenende wird Leon freitags und montags beurlaubt. Das sei aber ok, weil er ein guter Schüler ist, sagt Leons Vater. Und mit der neuen Schule sei das sportliche Engagement ebenfalls bereits geklärt. Seine Mitschüler in der Grundschule kann Leon mit seinem außergewöhnlichen Hobby übrigens kaum beeindrucken. "Die spielen lieber Fußball", sagt er. "Und glauben mir manchmal gar nicht, wenn ich von den Rennen erzähle." Das wird in der Realschule bestimmt anders, denn was der 10-Jährige leistet, ist für viele seiner Altersgenossen vermutlich einfach gar nicht nachvollziehbar.
Sponsoren gesucht
Natürlich will Leon nach der Schule am liebsten Profi-Fahrer werden. "Aber nur, wenn ich dabei genug Geld verdiene", sagt der Junge. Sonst arbeite ich lieber was anderes und fahre nur als Hobby. In Deutschland sei es schwer, als Motorradsportler eine Profi-Karriere zu machen, erklärt Leons Vater. Daher gehen viele ambitionierte Fahrer schon mit 16 Jahren nach Spanien und Italien - wo der Motorradsport einen anderen - höheren - Stellenwert hat.
"Einerseits würde es mich freuen, wenn sich Leons Träume auf diese Art erfüllen könnten, auf der anderen Seite erschreckt mich der Gedanke, dass ich da als Vater dann keine Kontrolle mehr über Leons sportliche Entwicklung hätte", sagt Sven Briesach. "Aber man muss natürlich auch sehen, dass man das als Familie, ohne Team oder Sponsoren im Rücken, finanziell auf Dauer nicht stemmen kann. Ein gutes Pocketbike kostet mindestens 3.000 Euro - Ersatzteile, Ausrüstung, Reisekosten, Teilnahmegebühren - da kommt man schon gut auf 6.000 Euro pro Saison", berichtet der Vater weiter. Und das wird in den höheren Klassen nicht günstiger. Sponsoren oder ein Team, für das er antreten kann, wären also der nächste Schritt auf der Karriereleiter von Leon Briesach. "Wir freuen uns über jeden, der Leons Talent erkennt und uns unterstützen möchte", sagt Vater Sven Briesach abschließend.
Weiterführende Infos
Als Pocket Bike oder Pocketbike (englisch „Taschenmotorrad“) werden motorisierte Zweiräder bezeichnet, die die Maße von 110 cm × 50 cm × 50 cm nicht überschreiten. Ein Pocketbike ist ein Motorsportgerät und sollte nur mit geeigneter Sicherheitsausrüstung (Helm, Handschuhe, Boots, Lederkombi) gefahren werden. Das Fahren von Pocketbikes im öffentlichen Straßenverkehr ist meist nicht erlaubt.
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Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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