Eine virtuelle Zeitreise ins Barock gibt's in Karlsruhe
Eine Audienz im Karlsruher Schloss
Karlsruhe. Es ist ein Traum, so alt wie die Menschheit: einmal durch die Zeit in vergangene Epochen zu reisen. Im Badischen Landesmuseum wird das nun möglich – Virtual Reality (VR) sei Dank! Ab dem 19. April sind Besucher im Schloss Karlsruhe zur Audienz geladen und können mit einer VR-Brille am Originalschauplatz den Marmorsaal im Wandel der Zeit erleben.
Passend zum 100-jährigen Jubiläum des Badischen Landesmuseums erwacht die wechselvolle Geschichte des Marmorsaals noch einmal zum Leben: In einem rund sechsminütigen 360°-Film, der über insgesamt vier VR-Brillen abgerufen werden kann, ist der frühere Ball- und Audienzsaal in drei prägenden Epochen zu sehen.
Der Glanz im Schloss wird erlebbar
Im Barocksaal der badischen Großherzöge wurden im Glanz von Kronleuchtern, Gold und Marmor feudale Feste gefeiert. In diesem Rahmen empfängt die bekannte Opernsängerin, Kabarettistin und Entertainerin Annette Postel in der Rolle eines der legendären Tulpenmädchen die Besucherinnen und Besucher. Die Gespielin des Markgrafen Karl Wilhelm plaudert dabei manche Anekdote über das Schloss und seine Bewohner aus.
Auch in die jüngere Vergangenheit tauchen die Zeitreisenden ein: Nach dem Schrecken des Zweiten Weltkrieges bleiben vom Karlsruher Schloss und seinen repräsentativen Räumen nur noch die Grundmauern stehen. Ein Luftangriff vom 27. September 1944 lässt das Schloss und den Marmorsaal als ausgebrannte Ruine und Mahnmal des Krieges zurück.
Bis in die 1960er Jahre wird das Schloss wieder aufgebaut und erneut als Sitz des Badischen Landesmuseums eingerichtet. Die barocke Fassade wird originalgetreu rekonstruiert, während die ursprünglichen barocken Zimmerfluchten einer modernen Raumaufteilung weichen. Aus dem im Mittelbau angesiedelten Marmorsaal wird somit in einem musealen Rahmen ein Ort der Begegnung, des Wissenstransfers und des kulturellen Austauschs.
„Audienz im Schloss“ ist eine Arbeit des renommierten Darmstädter Studios "Faber Courtial", das sich auf die virtuelle Animation geschichtlicher Ereignisse und berühmter Bauwerke spezialisiert hat. Seine detailreichen Rekonstruk-tionen sind regelmäßig in großen TV-Dokumentationen zu sehen. Für den VR-Film im Badischen Landesmuseum wurden historische Fotografien nach Angaben aus zeitgenössischen Berichten und Inventarlisten koloriert und anschließend in ein dreidimensionales Umgebungsmodell übertragen. Das 360°-Panorama wurde ergänzt durch eine reale Schauspielerin, die zuvor vor einem Greenscreen gefilmt wurde. Übertragen auf Virtual Reality entstand so ein authentisches Bild des einstigen Marmorsaals in seinen einzelnen Zeitphasen – als Festsaal, als Ruine und als modernes Museum.
Die virtuelle Zeitreise ins Barock fügt sich in die Digitalisierungsstrategie des Badischen Landesmuseums ein und schafft ein neuartiges Besuchserlebnis im Karlsruher Schloss: „Der Wunsch, etwas vom ehemaligen barocken Schloss sehen zu können, wurde schon oft an uns herangetragen. Wir sind sehr stolz, den Besucherinnen und Besuchern des Badischen Landesmuseums mit der virtuellen Zeitreise nunmehr ein neues Highlight im Schloss Karlsruhe präsentieren zu können. Im Jubiläumsjahr ist es für uns ein Anliegen, nicht nur einen Blick zurück in die eigene Vergangenheit zu werfen, sondern durch innovative Vermittlungsformen mit großen Schritten auf die Zukunft des Museums zuzugehen“, so Prof. Dr. Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums. (pm)
Infos: Audienz im Schloss – Eine virtuelle Zeitreise ins Barock, ab 19.4.2019, Schloss Karlsruhe, Di–Do 10–17 Uhr, Fr–So, Feiertage 10–18 Uhr, Oberes Foyer, www.landesmuseum.de
Autor:Jo Wagner |
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