Karlsruher Kunstfreunde in St. Blasien / Ausflug in den Schwarzwald am Sonntag, 1. September
Kreatives aus Holz – mit der Kettensäge
Karlsruhe. St. Blasien im Schwarzwald verwandelt sich in diesen Tagen zum offenen Kunst-Atelier. Seit einer Woche sind 16 internationale Künstler – verteilt im gesamten Ort – dabei, ihre Kreativität öffentlich „in Holz zu fassen. Ein lebendiger Werkstoff“, wie es Christel Steier von der künstlerischen Leitung des 24. „Internationalen Holzbildhauersymposiums“ umschreibt: „Eine Woche lang können Besucher den Künstlern dabei über die Schulter schauen“, so Bernhard Meyer vom Orga-Komitee: „Wir wollen mit dem öffentlichen Auftritt auch etwas die Schwellenangst vor der Kunst nehmen.“ Denn hier in St. Blasien sind die Künstler in diesen Tagen mittendrin, öffentlich. „Wir hatten 239 Bewerbungen“, betont Steier: 16 Künstler werden von einer Jury ausgewählt, sie erhalten ein kleines Honorar und einen Zuschuss in Sachen Reisekosten.
Mit der Kettensäge an rohen Stämmen arbeiten
Das Besondere dabei: Es wird mit der Kettensäge an rohen Stämmen gearbeitet. „Dabei haben die Künstler die Wahl zwischen Nadelholz oder Ahorn“: Hölzer, die es natürlich auch rund um St. Blasien gibt. Es ist auch sinnbildlich ein stark in der Region verwurzelter kreativer Prozess, der längst eine starke internationale Aufmerksamkeit erfährt. So gibt es gewissermaßen eine Woche lang offene Ateliers für die Betrachter, die am Gestaltungsprozess teilhaben können. „Wir stehen dabei auch für Fragen zur Verfügung“, schmunzelt Josef Briechle aus Tiengen, der seinen Stamm „mit der Kettensäge strukturiert und mit in der Natur vorkommenden Farbtönen koloriert.“
In St. Blasien, eine Gemeinde bei Schluchsee und Feldberg, einfach von Karlsruhe aus zu erreichen, duftet es in diesen Tagen entlang der Alb nach Holz – und Motorsägen sind unüberhörbar: Das begleitet die Gestaltungsprozesse der Könner – und der Kneipp-Kurort zieht so weiter kunst-interessiertes Publikum an. „Unser Ort ist von Holz geprägt“, betont Bürgermeister Adrian Probst: Bis auf 1.400 Metern Höhe gibt’s unter anderem Fichten, Tannen, Buchen oder auch Douglasien. Die Künstler werden „aus echtem Schwarzwälder Holz faszinierende Kunstwerke schaffen.“ Ein immer wichtiger werdender Punkt ist dabei auch das „Internationale Holzbildhauersymposium“ – gerade für den Tourismus des Ortes. „Und das passt eben sehr gut zu uns: Holz und Holzbildhauersymposium.“
Karlsruher Kunstfreunde in St. Blasien
Zustimmung bei einer Gruppe Besucher aus Karlsruhe: „Wir kamen vor Jahren eigentlich nur wegen des Doms hierher, haben das aber erlebt – und kommen jetzt jedes Jahr.“ Die meisten Besucher im Ort gehen in der Tat in die 1783 eingeweihte Abteikirche mit dem sehenswerten Kuppelbau – aber in der Bildhauerwoche mit der außergewöhnlichen Atmosphäre ist Kunst eben im gesamten Ort greifbar.
Stück für Stück wird dabei aus dem rohen Stamm ein Kunstwerk. Ob zur Idee oder der Ausdrucksform: „Wir werden auch zu Details gefragt“, schildert Steier das Interesse der Besucher. Sie selbst stellt „Vom selben Ursprung aus“, ein „Chromosomenpaar in Schwarz und Rot“, wie sie es beschreibt: Jeder Mensch hat 23 Chromosomenpaare, von denen sich 22 bei Mann und Frau gleichen. „Da möchten die Besucher schon einiges wissen – unter anderem, was es denn werden soll. „Am Anfang lacht man da noch, muss schmunzeln, aber dann irgendwann ist es nicht mehr so lustig, wenn man das am Tag mehrfach hört.“
Alle 16 Kunstwerke sind fertig, stehen am Platz vor dem Dom – zwischen "Dom Hotel" und Dom - sind dabei für Besucher gewissermaßen aufgereiht. Kunst auf dem Platz: Hier ist man mittendrin statt nur dabei! Dabei ist auch die „Archaische Ägyptische Harfe“ von Mariam Radwan aus Ägypten, die sich „sehr freut, hier dabei sein zu dürfen. Eine ganz tolle Erfahrung", auch durch in den internationalen Austausch. Die Harfenskulptur schaffe "eine gute Verbindung zwischen Bildender Kunst und altägyptischer, traditioneller Musik.“ Mit der Kettensäge sei sie jedoch nicht ganz so versiert, „ich musste an der einen oder anderen Stelle schon noch schleifen“, erklärt Radwan mit einem Lächeln.
Werke mit Ausstrahlung
Den „Kubusturm mit sitzender Person“ schuf Karin Hofer aus der Schweiz: „Wer gute Aussicht hat, genießt sie, wer keine hat, sucht sie“, beschreibt sie ihr rund 1,90 Meter hohes Werk. Die Figur oben hat übrigens keinen Namen, „ich kann mir Namen so schlecht merken“, schmunzelt Hofer: „Deshalb sind die Werke durchnummeriert.“ „181“ ist es in diesem Fall – aus Ahorn, „die Figur hat etwas Erfrischendes – auch wenn sie keine Gesichtszüge hat. Es ist etwas Motivierendes.“ Das finden auch die interessierten Kunstfreunde aus Karlsruhe, die „gerne hierherkommen - auch am Sonntag wieder, weil es immer etwas Kreatives zu entdecken gibt. Und das Werk hier hat eine echte Ausstrahlung!“
Versteigerung am Sonntag, 1. September
Erfreulich: Alle Skulpturen, die in dieser Woche erarbeitet wurden, werden am Sonntag, 1. September, öffentlich versteigert – um Gelder für das nächste „Internationale Holzbildhauersymposium“ – im Jahr 2020 – zu generieren. (jow)
Infos: Experten, Sammler und Liebhaber der kreativen Skulpturen können am Sonntag, 1. September, von 14 bis 16 Uhr öffentlich mitsteigern. Die Versteigerung wird übrigens der Entertainer und Schwarzwaldbotschafter Hansy Vogt auf der Hauptbühne am Domplatz (dem "Schwarzwälder Dom") durchführen. Dazu gibt’s in der Domstadt an diesem Tag einen verkaufsoffenen Sonntag und einen Kunsthandwerkermarkt. Das sorgt für reges Treiben in den Straßen, www.holzbildhauersymposium.de – www.stblasien.de
Autor:Jo Wagner |
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