ZKM Satellitenausstellung „BioMedien“ bei EnBW
Lebendige Kunst
Karlsruhe. Die Figuren spiegeln das Verhalten der Besucher: hebt man den rechten Arm, so hebt auch die Figur im Bildschirm auf dieser Seite ein Element. Die Figuren sind aus Stäben zusammengesetzt mit Gelenken wie bei einem Zollstock, nur dass die Stäbe verschiedene Längen haben. Und während man das Bein hebt oder mit den Armen rudert, wird die Figur, während sie unser Verhalten spiegelt, immer komplexer, bis sie schließlich zusammenbricht und das Spiel mit einer neuen Figur von vorne beginnt.
Satellitenausstellung des ZKM bei EnBW
„Future You“ heißt dieses interaktive Werk des Künstlerkollektivs Universal Everything aus dem Jahr 2019, das in der Empfangshalle von Energie Baden-Württemberg EnBW an der Durlacher Allee in Karlsruhe zu sehen ist. Es ist Teil der Ausstellung „BioMedien“ des Zentrums für Kunst und Medien ZKM. Mit der Ausstellung „BioMedien“ wird der Frage nachgegangen, wie wir in Zukunft mit Medien zusammenleben, die immer lebensähnlicheres Verhalten an den Tag legen. „Das 21. Jahrhundert wird die Epoche der biomimetischen Medien sein, die lebensähnliches Verhalten aufweisen“, sagt Peter Weibel, künstlerisch-wissenschaftlicher Leiter des ZKM und Kurator der Ausstellung. Vier Arbeiten zum Thema sind in der Empfangshalle der EnBW zu sehen.
"Crawler": Bots simulieren und manipulieren
Wie relevant diese Frage ist, zeigt die Installation „Crawlers“ von Alexander Schubert. Der hat Bots entwickelt, Computerprogramme, die soziale Medien durchforsten, Beiträge und Inhalte übernehmen und manipulieren. Mit diesen Bots wird ein paralleles Netzwerk, eine zweite virtuelle Realität erschaffen, die nicht mehr die Wirklichkeit abbildet, sondern eine manipulierte Wirklichkeit. Aber wie kann man diese künstlichen Profile von den echten unterscheiden? Bei Schuberts aktueller Arbeit geht das relativ einfach, weil die Beiträge nicht wirklich Sinn ergeben.
"Handshake": Nähe bei Kontaktverbot
Auf einer anderen Ebene setzt „Handshake“ des Kollektivs AATP aus 2020 an. Zwei überdimensionale Hände, eine grün, die andere rot, werden von Industrierobotern angetrieben. Auf dem Handy-Bildschirm kann der Besucher, aber auch jeder auf der ganzen Welt über ein Computerprogramm durch Wischen die Hände bewegen. So kann der in der Pandemie peinlich vermiedene Handschlag simuliert werden. Und tatsächlich spürt man eine gewisse Verbundenheit, wenn sich die Hände berühren.
"New Species" atmen
Noch einmal ganz anders erlebt man die Lebensähnlichkeit von künstlichen Wesen bei der Arbeit „New Species“ von Günter Weseler. In fünf Käfigen, die von der Decke hängen, sind jeweils struppige Wesen aus Fell, die ein wenig aussehen wie Quallen. Wenn man sie genau beobachtet, zeigen sie leichte Bewegungen, als würden sie atmen, beziehungsweise: vier atmen, eine atmet nicht. Welche nicht atmet, muss der Besucher selbst herausfinden. rk
Infos:
Der Ausstellungssatellit „BioMedien. Das Zeitalter der Medien mit lebensähnlichem Verhalten“ ist in der Empfangshalle von EnBW, Durlacher Allee 93, in Karlsruhe noch bis Sonntag, 31. Juli, mittwochs bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Da die EnBW systemrelevant ist, muss man sich aktuell anmelden, um die Ausstellung zu besuchen.
Die Hauptausstellung im ZKM, Lorenzstraße 19, in Karlsruhe ist noch bis Sonntag, 28. August, zu den gleichen Zeiten geöffnet. Nähere Informationen online unter www.zkm.de.
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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