"Antarktika" am Badischen Staatstheater
Von der Qual zwischen Hoffnung und Todesgewissheit

"Antarktika" am Badischen Staatstheater -  Frida Österberg, Timo Tank, Lucie Emons, Gunnar Schmidt | Foto: Felix Grünschloss
2Bilder
  • "Antarktika" am Badischen Staatstheater - Frida Österberg, Timo Tank, Lucie Emons, Gunnar Schmidt
  • Foto: Felix Grünschloss
  • hochgeladen von Heike Schwitalla

Karlsruhe.Theater in Karlsruhe ist gewöhnlich nicht gerade für seine Experimentierfreude bekannt, eine ausgesprochen wohltuende Ausnahme war jedoch am Sonntag die Premiere von "Antarktika - White Out" am Badischen Staatstheater. Das Stück - inszeniert von Swana Rode - zeichnet, basierend auf den Reiseberichten und Tagebüchern von Roald Amundsen und Robert Falcon Scott, das Wettrennen zum Südpol nach. Dieser und die Antarktis galten 1911 als letztes unerforschtes Territorium auf der Erde, was die beiden Entdecker auf den Plan rief.
Beide brechen mit ihren Teams 1911 zum Südpol auf, am Ende ist Amundsen als erster am Ziel, Scott und seine Mannschaft verzweifeln an ihrem Scheitern und überleben die Reise nicht. In Rodes Inszenierung steht Scott für den kolonialistischen, zynisch-arroganten "Übermenschen", der die Natur und alles Fremde als Feind sieht, mit Brachialgewalt, völlig wertfrei und kompromisslos ans Ziel kommen will. Amundsen hingegen respektiert die Natur. Statt sich ihr entgegenzustellen, kommt er - auf sie eingehend und sie verstehend - ans Ziel. Dennoch blieb Scott wegen seines dramatischen "Unglücks" und aufgrund der überlieferten Legenden der eigentliche "Held" der Geschichte. Manchmal ist es einfach "spektakulärer" zu scheitern - auch das ein Element der Geschichte, das Rode beeindruckend darstellt.

Mutiges, modernes und junges Theater

Die Aufführung im Studio des Badischen Staatstheaters ist nichts für schwache Nerven, kein nettes,  zuschauerfreundliches Theater. Die Schauspieler - Frida Österberg und Gunnar Schmidt als "Team Amundsen" und Timo Tank und Lucie Emons als "Team Scott" - spielen wechselnde Rollen, mal Mensch, mal Tier, monologisieren die Reiseberichte und Tagebucheinträge der Entdecker, brüllen sich an, imitieren Motorschlitten, Hunde und Ponys - tanzen und spielen. Kurz und gut, sie leben die Geschichte mit Haut und Haar.
Ganz bewusst wirkt das manchmal absonderlich, übertrieben und absurd - aber gerade diese Absurdität ist es, die das Stück auf seine zweite Ebene hebt. Die den Kampf ums Überleben im ewigen Eis mit den Kämpfen des alltäglichen Dasein gleichsetzt, mit dem Gefühl der Fremdheit des Menschen in der Welt, die Camus als eben jenes "Absurde" bezeichnet.
Die Schauspieler legen ihre "Polarausrüstung" ab  - entkleiden sich, was im Zustand des Erfrierens ein bekanntes Phänomen ist - und gehen damit gleichzeitig auch optisch den Schritt von der Geschichte um die Forscher in die Metaebene des menschlichen Daseins. Der nicht enden wollende Marsch durch den Schnee wird dabei zum Symbol des stumpfen Alltag dieses menschlichen Daseins, der sich als nicht minder qualvoll und monoton erweist. Camus spricht von der Qual zwischen Hoffnung und Todesgewissheit - ein Gefühl das aus den Aufzeichnungen Amundsens ebenso spricht, wie aus denen von Scott. Ein Gefühl von Verzweiflung, vom Versinken in der Eintönigkeit des Lebens oder eben einer Polarexpedition. 

Vom Rausch des Sieges zum Rausch der eigenen Verlorenheit

"Antarktika - White Out" heißt das Stück: Als "White Out" bezeichnet man das Phänomen der Helligkeit im ewigen Eis, die Boden und Himmel verschmelzen lässt. Ein Phänomen der rauschhaften Orientierungslosigkeit - für Polarforscher, aber auch für jeden anderen, der seine Perspektive irgendwo und irgendwann im Leben verloren hat. 
Wer sich auf das Stück einlässt - auf das minimalistische, absurd-abstrakte Bühnenbild, in dem Kissen und Decken die schneebedeckten Berge und Schluchten der Antarktis darstellen, auf die laute, brillant "aufdringliche" und eindringliche Spielweise der Schauspieler, der kann Eintauchen, sich treiben und berauschen lassen. "Antarktika - White Out" ist nicht bequem oder nett anzuschauen, aber das Stück ist mitreißend, berührend und regt auf vielen Ebenen zum Nachdenken an. Eine wirklich gelungene Abwechslung im Karlsruher Theateralltag, die Lust auf mehr macht.
Eine weitere Aufführung ist für den 27. Dezember geplant.

Lokales
so kurios, lustig und bizarr war 2024  | Foto: Heike Schwitalla

Lachen, Staunen, Kopfschütteln: der kuriose Jahresrückblick auf 2024

Jahresrückblick 2024. Manchmal ist das Leben absurder, als es jede Satire sein könnte, lustiger als jede Komödie. Während große Schlagzeilen oft die ernsten Momente des Jahres einfangen, gibt es dazwischen immer wieder die kuriosen, witzigen und völlig unerwarteten, skurrilen und überdrehten Geschichten, die uns zum Lachen oder Staunen bringen. Ob rebellische Tiere, skurrile Zwischenfälle oder geniale Missgeschicke – 2024 hatte alles zu bieten. In diesem Rückblick werfen wir einen humorvollen...

Lokales
Was weißt du noch von 2024? Teste dein Wissen im Quiz mit zwölf Fragen über die Ereignisse des Jahres in der Pfalz – von den größten Highlights bis zu den kleinen, aber spannenden Überraschungen. | Foto: Erstellt von OpenAI’s DALL·E/Katharina Wirth

Weißt du noch, was 2024 alles passiert ist? Mach das Wochenblatt-Quiz!

Quiz.  Das Jahr 2024 hatte es in sich – auch in unserer Region. Große Ereignisse, kleine Kuriositäten und so manche Überraschung: Aber wie viel davon ist wirklich in deinem Gedächtnis hängen geblieben? Mit unserem Quiz kannst du dein Wissen testen – oder zumindest mit einem Augenzwinkern herausfinden, ob du das Jahr vielleicht komplett verschlafen hast. Von den spannendsten Faschingsumzügen über politische Schlagzeilen bis hin zu sportlichen Highlights: In 12 Fragen nehmen wir dich mit auf eine...

Ratgeber
Jahresrückblick 2024: Emotion pur bei den FCK-Fans, die das Pokalfinale in Berlin unvergesslich gemacht haben | Foto: Harald Brunn
5 Bilder

Jahresrückblick: So ereignisreich und turbulent war das Jahr 2024

Jahresrückblick. Wenn sich das laufende Jahr dem Ende nähert, dann blicken wir gerne zurück auf das, was war. Persönlich, politisch, regional, global: Was hat uns im Jahr 2024 Freude gemacht, bewegt, schockiert? Welche Fotos bleiben uns im Gedächtnis, welche Aktionen und Momente waren auch für die Menschen in der Region rund um die Pfalz, Mannheim und Karlsruhe in diesem Jahr prägend? Blicken Sie mit uns zurück auf die letzten Monate: Januar 2024: Rückblick Januar 2024: Bauernproteste, extremes...

"Antarktika" am Badischen Staatstheater -  Frida Österberg, Timo Tank, Lucie Emons, Gunnar Schmidt | Foto: Felix Grünschloss
"Antarktika" -  Lucie Emons, Timo Tank | Foto: Felix Grünschloss
Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

Heike Schwitalla auf Facebook
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Ausgehen & GenießenAnzeige
Karlsruhe Aktivitäten: Auch im Advent bietet die MS Karlsruhe beliebte Ausflüge an. | Foto: Thomas Adorff
2 Bilder

Karlsruhe Aktivitäten: Erlebnisse mit dem Rheinschiff

Leinen los und mit der MS Karlsruhe Sehenswürdigkeiten entdecken. Aktivitäten und Erlebnisse locken auch im Herbst und Winter. Karlsruhe Aktivitäten. Die Tage werden am Ende des Sommers immer kürzer, die Temperaturen draußen kühler. Die reizvolle Stimmung an Bord der MS Karlsruhe bleibt einzigartig. Oben auf dem Deck den zunehmend frischeren Fahrtwind zu spüren und in der Dunkelheit das Spiel der Lichter in den vorbeigleitenden Dörfer und Städte auf der badischen, pfälzischen oder elsässischen...

Wirtschaft & HandelAnzeige
Digitale PR Karlsruhe: Bruno Williams berät seine Kunden rund um Online-PR, Social Media Ads und Display Ads im Content-Umfeld der Wochenzeitung WOCHENBLATT mit wochenblatt-reporter.de und der Tageszeitung DIE RHEINPFALZ mit rheinpfalz.de.  | Foto: Bruno Williams

Digitale PR Karlsruhe: Mit Mediawerk Südwest in die Zeitung

Karlsruhe: Digitale PR über Gaststätten und Geschäfte wird in der Google-Suche schnell gefunden und erscheint im Umfeld der Zeitung.  Ansprechpartner für erfolgreiche digitale Media-Lösungen in Karlsruhe ist Digital Sales Manager Bruno Williams. Er berät seine Kunden rund um Online-PR, Social Media Ads und Display Ads im Content-Umfeld der Wochenzeitung WOCHENBLATT mit ihrem Online-Portal wochenblatt-reporter.de und der Tageszeitung DIE RHEINPFALZ mit ihrem Online-Portal rheinpfalz.de.  Events...

Online-Prospekte aus Karlsruhe und Umgebung



add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.