Das "Staatstheater Karlsruhe" stellt den neuen Spielplan vor
"Von Macht und Verführung"
Karlsruhe. „Wir richten den Blick in die Zukunft mit fünf starken Frauen und einem starken Mann“, freut sich Generalintendant Peter Spuhler auf die kommende Spielzeit. Zusammen mit seinen Spartenleitern stellte er das Programm 2019/20 unter dem Motto "Von Macht und Verführung" vor.
Mit großer Vorfreude präsentierte die designierte Ballettdirektorin Bridget Breiner ihre erste Saison des Staatsballetts: „Die Company, mein Team und ich freuen uns, hier, in dieser Stadt, ein neues Kapitel für den Tanz aufzuschlagen. Aus vielen bekannten wie neuen Gesichtern formiert sich ein Ensemble von Tänzer*innen, die mit ihren ganz individuellen Künstlerpersönlichkeiten ein großes Ganzes ergeben.“ In der Eröffnungsproduktion lädt das Staatsballett mit Seid umschlungen zu einer Begegnung mit den vielfältigen Choreographen der kommenden Jahre ein und eröffnet zugleich das Festival "Tanz Karlsruhe".
Was geschieht, wenn man sich eine bekannte Geschichte aus der Sicht eines der sogenannten Bösewichte vor Augen führt? Diese Fragen stellt Bridget Breiner in Ruß – Eine Geschichte von Aschenputtel der ganzen Familie. Wir freuen uns, dass die mit dem deutschen Theaterpreis ausgezeichnete Produktion nun auch in Karlsruhe zu sehen sein wird. Maria Stuart nach Schiller ist dann ihr erstes Handlungsballett für Karlsruhe. In der letzten Premiere der Spielzeit, "Movers & Shakers", werden drei wegweisende Choreografen des Balletts der Gegenwart vorgestellt. Die Neuproduktionen werden durch Wiederaufnahmen von Youri Vámos' Der Nussknacker – Eine Weihnachtsgeschichte und Germinal Casados Carmina Burana ergänzt. Abschließen wird die Ballett-Spielzeit mit Aufgefächert, einem dreitägigen Festival des Tanzes.
Nach ihrer ersten Spielzeit als Operndirektorin am Staatstheater blickt Nicole Braunger enthusiastisch in die Zukunft: „Mit großer Freude gehe ich nun in die neue Spielzeit und darf eine Einladung an alle aussprechen, mich durch die nächsten Monate zu begleiten.“ Mit Charles Gounods Faust widmet sich die erste Opernpremiere der Spielzeit 2019/20 einem urdeutschen Stoff über die Macht der Verführung. Damit setzt das Staatstheater seine Linie französischer Werke fort und bietet gleichzeitig Oper für Schüler*innen, die sich in Baden-Württemberg mit dem Stoff beschäftigen.
Die Reihe Oper und Medienkunst wird mit der internationalen Koproduktion von Giacomo Puccinis Turandot fortgesetzt. Das russische Videokunst-Kollektiv "AES+F" macht daraus mit überwältigenden Videoanimationen ein phantastisches und utopisches Märchen.
Mozarts verführerischer Don Giovanni darf in einer Spielzeit "Von Macht und Verführung" nicht fehlen. Regie führt Floris Visser, den das Publikum bereits für seine Karlsruher Semele gefeiert hat. Der junge russische Theatervisionär Maxim Didenko inszeniert mit Wozzeck seine erste Oper, die musikalisch in den bewährten Händen von Generalmusikdirektor Justin Brown liegt.
Bezaubern und verführen wird das Ensemble des Staatstheaters mit viel Operettenspaß in Die lustige Witwe.
Die kommenden Händel-Festspiele bieten eine Wiederaufnahme der umjubelten Produktion Serse des Karlsruher Publikumslieblings und weltberühmten Countertenorstars Max Emanuel Cencic und eine Neuproduktion von Händels Tolomeo, einem in Karlsruhe bisher nicht gespielten Werk, dessen Umsetzung in den Händen des französischen Regiestars Benjamin Lazar liegt, der bereits mit Riccardo Primo das Publikum der Festspiele verzaubert hat.
Das Schauspiel bleibt bei seinem deutschlandweit beachteten Ansatz, Geschichten radikal aus weiblicher Perspektive, also nur von Regisseuren, zu erzählen. „Unser Ensemble ist ab dieser Spielzeit erstmals in einem geschlechtergerechten Gleichgewicht besetzt: Bei uns gibt es so viele weibliche wie männliche Schauspieler“, freute sich Schauspieldirektorin Anna Bergmann. Im Kleinen Haus kommen in der neuen Spielzeit Uraufführungen auf die Bühne. Den Auftakt bildet ein großer Ingmar-Bergman- Abend: Passion – Sehnsucht der Frauen in der Inszenierung von Anna Bergmann. In der Regie von Alexandra Liedtke folgt ein Auftragswerk von Deutschlands meistgespieltem Autorenduo Sarah Nemitz und Lutz Hübner mit dem Titel Frauensache, das Erstarken neurechter Positionen ausschließlich mit Frauen schildert. Die schwedische Regisseurin Melanie Mederlind wird den Bestseller Der Susan-Effekt des dänischen Autors Peter Høeg zur Uraufführung bringen. Für die 25. Kulturtage schreiben sieben europäische Autorinnen sieben Kurzdramen: Die neuen Todsünden – Politik ohne Prinzipien, Reichtum ohne Arbeit, Genuss ohne Gewissen, Wissen ohne Charakter, Geschäft ohne Moral, Wissenschaft ohne Menschlichkeit, Religion ohne Opfer – diese Themen werden in der Uraufführung von Anna Bergmann untersucht. Die preisgekrönte Dramatikerin, Bestsellerautorin und Kolumnistin Sibylle Berg ist mit der deutschen
Erstaufführung ihrer Lysistrata-Version erstmals am Staatstheater vertreten.
Im Großen Haus kommt nach dem Publikumserfolg Hair wieder ein mitreißend schräges Musical für Erwachsene auf die Bühne: Struwwelpeter – Shockheaded Peter nach den berühmten Bildergeschichten mit Musik von den Tiger Lillies. Im Studio nehmen die Regisseurinnen Anne Habermehl, Pınar Karabulut, Anne Bader, Christina Tscharyiski und Mizgin Bilmen klassische Stoffe wie Woyzeck, Bunbury, Penthesilea und Die Verwandlung in den Blick.
„Besitzt das Theater in einer immer diverseren Gesellschaft die Macht, Veränderungen anzustoßen und in die Stadtgesellschaft hineinzuwirken?“, fragte Stefanie Heiner, die Leiterin des partizipativen Volkstheaters. Mit Casino Global lädt sie an den Spieltisch ein, um alle ökologischen Sünden auf den Tisch zu legen und sich davon frei zu spielen. Die Frage nach der Macht von Privilegien stellt Das Privileg, das mit einem theatralen Parcours Privilegien auf den Prüfstand stellen möchte. Im Rahmen der 25. Kulturtage wirft ein Autor von außerhalb einen Blick auf Europas. Was meinen wir, wenn wir von Europa sprechen und wer ist dieses „Wir“ eigentlich?
Otto A. Thoß erläuterte seinen Saisonstart im Jungen Staatstheater: „1719 wurde nicht nur das Hoftheater in Karlsruhe eröffnet – im gleichen Jahr erschien auch Daniel Defoes berühmte Abenteuergeschichte Robinson Crusoe. Als Geschenk für unser junges Publikum bringen wir im Jubiläumsjahr 2019 eine neue Fassung des jungen Erfolgsdramatikers Sergej Gößner auf die Bühne.“ Zur Weihnachtszeit feiert mit Max und Moritz eine Kultgeschichte von Wilhelm Busch Premiere. Planet B ist eine internationale Koproduktion mit Theatern in Bratislava und Budapest und einem Autor*innen-Team aus drei Ländern, in dem die Gedanken junger Europäer*innen zu Außengrenzen, Flüchtlingsströmen und Nationalismus verarbeitet werden. Ein Theaterabend über die Wurzeln des neuen Extremismus entsteht aus Rainer Werner Fassbinders Katzelmacher. Das Stück In einer Sommernacht wird von Karlsruher Jugendlichen ab 14 Jahren entwickelt.
Das große Theaterfest für alle zur Saisoneröffnung findet am 14.9.19 statt.
Der umfangreiche Konzertspielplan der Staatskapelle wird in einer eigenen Pressekonferenz von Generalmusikdirektor Justin Brown und Orchesterdirektorin Dorothea Becker vorgestellt. (pm)
Infos: Für den September und Oktober sowie für ausgewählte Vorstellungen beginnt der Vorverkauf am 8. Juli. Für Abonnenten und Mitglieder der "Gesellschaft der Freunde" beginnt der Vorverkauf bereits am 1. Juli. Ab dem 9. September startet der Verkauf für bereits terminierte Vorstellungen bis zum Ende der kommenden Spielzeit,
Autor:Jo Wagner |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.