In Karlsruhe gibt's Pralinen mit historischem Bezug
Badens Herz auf der Zunge
Karlsruhe. Thomas Kessel ist ein echter „Grenzgänger“: Der Karlsruher ist in der strategischen Planung bei „BASF“ in Ludwigshafen tätig – und war als studierter Musiker viele Jahre lang Leiter des Kirchenchors der Friedensgemeinde in Wörth.
Dazugekommen ist ein süßes Steckenpferd des Familienvaters: Kessel ist Hobby-Bäcker und experimentiert gerne in der heimischen Küche. „Wir hatten mal einen kulinarischen Abend beim Chor. Jeder brachte eine Spezialität aus seiner Heimat mit. Bei den Pfälzern gab es Saumagen, die Schwaben machten Spätzle, die Rheinländer Sauerbraten. Ich war für das Dessert zuständig. Also dachte ich mir Pralinen in Form kleiner gelber Füße aus, die mit Himbeeren – für rot – und Passionsfrucht – für gelb – garniert waren, die für die badischen Farben stehen“, gesteht er schmunzelnd.
Historisch gehen die „Gelbfüßler“ auf das badische Regiment im 18. Jahrhundert zurück, das gelbe Gamaschen trug. Auch heute noch wird die Titulierung gerne als spöttische Bezeichnung für Badener genutzt. „Man hat mich ja immer mal wieder freundlich-frotzelnd Gelbfüßler genannt. Dann hat ja alles zusammengepasst“, fügt er launig hinzu. Die Pralinen von der anderen Rheinseite kamen in Wörth hervorragend an. Also perfektionierte Kessel die Naschereien mit dem befreundeten Konditor Mario Köhler aus Ubstadt-Weiher, denn der 38-Jährige aus dem nördlichen Karlsruher Landkreis ist Experte für Süßes, stand schon als Patissier im Team der deutschen Koch-Nationalmannschaft – und ist ein echter „Pralinenverrückter“ sowie Spezialist für außergewöhnliche Torten.
Gemeinsam verfeinerten sie das Rezept und nannten die cremige Schokolade schließlich „Badens Herz auf der Zunge“. Musiker Kessel kam auf der Touristik-Messe CMT mit den Tourismus-Experten der Fächerstadt ins Gespräch, denen die Idee zusagte. Die Pralinen passen hervorragend ins Sortiment der Touristik-Information: Süßes in hübscher, regionalhistorischer Aufmachung als kleines Präsent, so etwas geht immer. Und seit einiger Zeit gibt es nun die „schokoladigen Füße“ in der Tourismus-Information am Hauptbahnhof. Jeder Packung sind übrigens Sinnsprüche beigelegt, die auf „badisch“ übersetzt wurden.
Nach Erfindung der Leckereien nahm Kessel Kontakt mit seinen Kollegen vom Patentamt der „BASF“ auf. Folge: Der 46-Jährige ließ sich auch den Namen „Gelbfüßler“ schützen. Eines ist dem Mann, der einst sein Abi am Helmholtz-Gymnasium gemacht hat und in Dammerstock lebt, wichtig: Die Pralinen, die ohne Konservierungsmittel und künstliche Aromen auskommen, laufen übrigens auf Non-Profit-Basis. Gewinne sollen keine erzielt werden – und 20 Prozent des Erlöses gehen an die „Karlsruher Tafel“: „Ich denke, es ist an der Zeit, etwas zurückgegeben. Ich hatte in meinem Leben viel Glück. Umso mehr sollte man auch an andere denken“, gibt der „überzeugte Badener“ zu Protokoll. (voko)
Infos: Die süße Versuchung ist übrigens begehrt, www.karlsruhe-tourismus.de
Autor:Jo Wagner |
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