AWO Azubis stellen Geschlechterklischees auf den Kopf
Beruf des Hauswirtschafters bietet ihnen viel Abwechslung
Dass Samir Nasari und Musa Jallow mit ihrer Ausbildung zum Hauswirtschafter Geschlechterklischees ordentlich auf den Kopf stellen ist nicht die einzige bemerkenswerte Sache, die über die beiden erzählt werden könnte. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass die beiden Männer sich während ihrer Ausbildung für die AWO so unentbehrlich machten, dass sie jetzt unbefristete Arbeitsverträge erhalten haben. Für Samir Nazari hat Clarissa Simon, stellvertretende Geschäftsführerin und Geschäftsbereichsleitung Gesundheit und Pflege bei der AWO Karlsruhe gemeinnützigen GmbH, sogar extra eine neue Stelle geschaffen. „Wir haben da nicht lange gefackelt. Die Zusammenarbeit hat so toll geklappt, wir wollten Herrn Nazari als ausgelernten Hauswirtschafter nicht verlieren“, so Clarissa Simon.
Doch das ist immer noch nicht alles, was in diesem Zusammenhang Bemerkenswertes über die beiden Hauswirtschafter zu erzählen wäre. „Mich hat von Anfang an beeindruckt, wie viele Kilometer sie zurück legten, bevor sie nach Deutschland kamen und hier bei uns mit ihrer Ausbildung anfangen konnten“, erzählt Oliver Deppendorf, Leiter des Seniorenzentrums Hanne-Landgraf-Haus, „von den vielen bürokratischen Hürden will ich hier gar nicht erst sprechen.“ Rund 6700 Kilometer sind es von Afghanistan bis nach Deutschland und von Gambia immerhin noch stolze 4700 Kilometer. Ein neues unbekanntes Land, eine völlig andere Kultur – auf die beiden Männer mit muslimischem Glauben warteten in Deutschland so einige Herausforderungen. Doch dass sie ihre berufliche Erfüllung in einer Ausbildung zum Hauswirtschafter finden würden, das hätten sie sich vorher auch nicht träumen lassen. Denn in beiden Ländern sind es mehrheitlich die Frauen, die sich um Tätigkeiten im hauswirtschaftlichen Bereich kümmern. Samir Nasari, der seine Wurzeln in Afghanistan hat und seine Ausbildung im AWO Seniorenzentrum Grünwinkel absolvierte, erklärt seine Motivation so: „Ich arbeite sehr gern für und mit älteren Menschen, das mache ich mit ganzem Herzen und aus vollster Überzeugung. Es ist wichtig, dass jemand für die Senior*innen da ist.“
Dass man das Herz am rechten Fleck hat ist die eine Sache. Doch bei der Ausbildung zum*zur Hauswirtschafter*in handelt es sich darüber hinaus um eine äußerst komplexe und ausdifferenziert Tätigkeit. Es ist viel mehr als das, was sich viele gemeinhin als putzen, Wäsche waschen, bügeln und kochen vorstellen. „Es gibt für alle Tätigkeiten spezielle Hygienevorschriften, die zu beachten sind. Auch was die Arbeitssicherheit angeht müssen unsere Auszubildenden sehr viele unterschiedliche Anforderungen beachten“, so Petra Schönthaler, Leiterin des Bereiches Hauswirtschaft im Hanne-Landgraf-Haus. Schon allein über die vielen Maschinen, die richtig zu bedienen, erst mal erlernt werden muss, könnte man Bücher schreiben: Da wäre zum Beispiel die „Poliermaschine“, mit der man die Böden in den Seniorenzentren – wie der Name schon vermuten lässt – poliert. Oder die „Einscheibenmaschine“ mit der die Grundreinigung der Böden gemacht wird. Nicht zu vergessen die „Scheuer-Saugmaschine“ – die von Nass, über Scheuern bis hin zum Trocknen alles kann. Auch die Bedienung der „Sprühextrahiermaschine“ zur Reinigung der Teppichböden und Polster will gelernt sein. „Und das sind nur die Maschinen aus dem Bereich Reinigung. Hinzu kommen viele weitere Geräte aus der Waschküche und der Küche in der die Mahlzeiten zubereitet werden“, betont Elke Alex, Hauswirtschaftsleiterin im Seniorenzentrum Grünwinkel.
Die Azubis lernen während der Ausbildung nicht nur die vielen Hygienevorschriften, die Auflagen zur Arbeitssicherheit oder das Bedienen der unzähligen Maschinen kennen. Sie sorgen in der Küche und bei der Essensausgabe für das leibliche Wohl, waschen und bügeln die Wäsche und tragen mit der immer wieder wechselnden, liebevoll ausgesuchten Dekoration, zu einer heimeligen Atmosphäre bei, die den Seniorenheimen den letzten Schliff geben. Nicht zu unterschätzen ist auch die Rolle, die die Reinigungskraft im Gefüge des Mikrokosmos Seniorenzentrum spielt. „Sie kommt jeden Tag zu derselben Zeit in die Bewohner*innen Zimmer. Dadurch wird die*der Hauswirtschafter*in für die*den Einzelnen zu einer Art Vertrauensperson, mit der man sehr gern das ein oder andere Schwätzchen hält“, schildert Beate Meyerhöfer, Leiterin des Seniorenzentrums Grünwinkel.
Autor:AWO Pressestelle aus Karlsruhe |
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