Teure Sanierung
Kostenexplosion des Staatstheaters
Stadträtin Petra Lorenz und Stadtrat Jürgen Wenzel der FW|FÜR Karlsruhe Gemeinderatsfraktion besprechen mit Fraktionsgeschäftsführer Micha Schlittenhardt die Lage in Karlsruhe.
Weiterer Kostenanstieg
Das bestimmende Thema des zehnten Podcasts ist der enorme Anstieg der Kostenberechnungen für die Sanierung des Badischen Staatstheaters von ursprünglich 125 Mio. Euro auf mittlerweile 572 Mio. Euro, das anteilig von Stadt und Land aufgebracht werden muss. Was derart in die Schlagzeilen gerät, greift die Fraktion auf und bewertet diese. Nach der Anfangsausschreibung von 125 Mio. sind die Kosten bis 2017 auf maximal 320 Mio. angestiegen, inklusive Theaterplatz, Ausstattung und Interimslösung. Letztes Jahr kam es zum Kostenknall: Die Berechnungen erhöhten sich auf 508 Mio. Euro. Pikant: in einer Antwort der Verwaltung auf die Fraktion Ende 2020 hieß es, dass die 508 Mio. den Theaterplatz, Interimslösungen und Ausstattung beinhalten. Im Frühjahr 2021 heißt es, dass diese Kosten noch nicht berücksichtigt sind. Wer das für das Ende des Anstiegs hielt, wurde deswegen eines Besseren belehrt: Durch die Einbeziehung der Kosten des Theatervorplatzes und der Innenausstattung landet der Preis für das Staatstheater nunmehr bei 572 Mio. Euro - und diese Zahlen sind nicht gesichert. Stadtrat Friedemann Kalmbach brachte zuletzt 700 Mio. Euro ins Gespräch, also 18% mehr als bisher im Raum steht.
Neue Vorschläge
Wie wird im Gemeinderat mit diesen neuen Erkenntnissen umgegangen? Die Zeiten der vorbehaltlosen Zustimmung des Projekts sind vorbei. Aus verschiedenen Fraktionen gibt es Vorschläge, das Projekt auf anderem Wege zu Ende zu bringen: Ein kompletter Neubau am Theaterplatz, ein Neubau an einem anderen Standort, wie bpsw. den Messplatz oder eine kleinere, abgemilderte Sanierung des Theaters werden diskutiert. Entscheiden muss sich der Gemeinderat aber bis zur Juni-Sitzung. Bis dahin muss es noch deutliche Klärungen geben. CDU und FW|FÜR Karlsruhe reichten dafür unter anderen Fragenkataloge ein.
Bevölkerung als Entscheidungsträger
Lorenz, Wenzel und Schlittenhardt geht davon aus, dass die Kosten noch nicht ihre Grenzen erreicht haben. Weiterer Erhöhungen der Kosten sind mit Blick auf den Kostenverlauf wahrscheinlich - die Prognosen der Fraktionsmitglieder liegen Jenseits der 600 Millionen Euro, was bei der angeschlagenen Stadtkasse eine eklatante Nachricht wäre. Im Podcast wird deutlich, dass die Fraktion eine sture Fortsetzung des Projekts kritisch sieht und sich ein Meinungsbild der Bürgerinnen und Bürger, die das Bauprojekt finanzieren und später nutzen sollen, wünscht. Stadträtin Petra Lorenz sieht die Bildungs- und Kulturvorteile des Staatstheaters aber macht auf die geteilte Meinung in der Bevölkerung aufmerksam: Die Baukosten sollten sich an den Zukunftsperspektiven und Möglichkeiten des Staatstheaters orientieren. Die Bevölkerung verliert immer mehr Vertrauen in die Politik, wenn die versprochenen Kosten nicht eingehalten werden und das Theater am Ende nur ein Projekt eines elitären Kreises wäre und keine Attraktivität für den Rest der Bevölkerung darstellt. So ist man bei der Stadtverwaltung doch fest darauf beharrt, dass das Staatstheater den Brückenschlag zwischen Südstadt und Innenstadt in der Bevölkerung schafft.
Neue Ideen gesucht
Fehlende Kreativität und Offenheit für neue Ansätze schadet dem Projekt: Dass das Staatstheater nicht mehrere Funktionen erfüllt - beispielsweise als Eventhalle, Kultureinrichtung und Staatstheater zugleich - und durch innovative Ideen und attraktives Design einmalig in Deutschland und Europa wäre, sieht die Fraktion als eine vertane Chance. Karlsruhe hätte ein Alleinstellungsmerkmal, dass eine große Attraktivität ausstrahlen würde für Menschen aus ganz Deutschland und Europa. Wäre das nicht ein größerer Dienst gewesen für die Menschen in Karlsruhe? Die Beantwortung dieser Frage obliegt den Bürgerinnen und Bürgern heißt es. Sollte ein kompletter Neubau her? An einem anderen Ort? Sollte das Projekt wie geplant fortgesetzt werden? Die Gestaltung Karlsruhes sollte zurück in die Hände der Menschen gegeben werden. Vielleicht entstehen dadurch auch ganz neue attraktive Ideen für die Stadt. Ideen, die günstiger, umweltfreundlicher und für jeden da sind. Ideen für Projekte, die die Stadt und die Menschen verbinden - da kann jeder mitreden und mitwirken. “Das Beste für die Stadt steht auf dem Spiel!”, so das Resumé.
Gestaltung der Stadt
Viele Möglichkeiten der Mitgestaltung der Stadt gibt es nämlich schon. Die Freien Wähler und FÜR Karlsruhe beteiligen sich an der Begrünung von Karlsruhe. Stadträtin Petra Lorenz gärtnert mitten in der Stadt auf einem städtischen Bereich: "Wir sorgen dafür, dass die Fläche sauber und grün bleibt und können die Stadt aktiv mitgestalten." Im Urban Gardening sieht die Fraktion weiteres Potenzial: Die Bürgerinnen und Bürger können bei diesem stadtweiten Projekt Flächen mieten, Hochbeete setzen und verpflichten sich, auf die Instandhaltung der Flächen zu achten. Das kann beim Gartenbauamt angemeldet und als Gruppe oder Verein kreativ gestaltet werden. Auch können Bürgerinnen und Bürger Parkbänke für die Stadt stiften, so ein Vorschlag der Fraktion, der von der Stadtverwaltung nun aufgenommen wurde: einheitliche Kriterien von Banktyp, Beschilderung und Aufstellung sollen nun geschaffen werden um Spenden annehmen zu können. Die Namen der Spender werden dann auf der Bank vermerkt und man selbst wird ein Bestandteil der Stadt. Eventuell birgt das mehr Miteinander als das Staatstheater ein Miteinander zwischen Südstadt und Innenstadt schaffen kann.
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