Karlsruher Majolika-Kunst kommt in den Tunnel / Projekt mit Strahlkraft weit über die Region hinaus
Lüpertz fängt mit seinen Arbeiten an

Markus Lüpertz in seinem Atelier in der Majolika | Foto: jow
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Karlsruhe. Mit einer Vision zum Karlsruher Stadtgeburtstag fing es an, im Sommer 2017 wurde das Kunstprojekt vom Gemeinderat mit großer Mehrheit genehmigt – und vergangene Woche startete der Künstler Markus Lüpertz mit den ersten Arbeiten in seinem Atelier in der Karlsruher Majolika. Die Probearbeiten, bei denen Ton, Glasuren und Brennöfen getestet wurden, brachten dabei schon gute Ergebnisse.

Die Kunst in den Haltestellen der Karlsruher U-Strab soll jetzt Gestalt annehmen, da die Finanzierung (Gesamtaufwand bei rund 900.000 Euro) in trockenen Tüchern sei, so der Promotor und Ideengeber des Projektes, Anton Goll: „Von 14 möglichen Hauptpartnern konnten alle gewonnen werden, dazu viele weitere Spender und Sponsoren.“ Mit dabei sind viele Privatpersonen und Unternehmen aus der gesamten Region, ein bürgerschaftliches und gesellschaftliches Engagement, wie es Kulturbürgermeister Albert Käuflein erläuterte: „Ein vorzügliches dazu. Die Stadt steht voll hinter diesem Projekt.“

„Zunächst machen wir die Rahmenvorarbeiten mit dem Ton“, so Lüpertz zum „Wochenblatt“: „Dann geht es an die großen Platten von 2 x 4 Meter. Daran kann ich dann arbeiten.“Danach müssen die XXL-Keramikplatten gewissermaßen zerschnitten werden, damit sie in die Öfen passen, dann wird gebrannt. Die als Relief gestalteten Platten können dabei eine Dicke von bis zu 13 cm bekommen. „Und dann wird es wieder zusammengebaut“, erläutert der Maler und Bildhauer, der früher schon Keramiken gemacht hat: „Das hat mich sehr fasziniert, eine spannende Arbeit.“Allerdings gebe es keine Garantie, „was am Ende herauskommt“, und dabei schmunzelt Lüpertz sichtbar: „Aber sicher können Sie sein, dass ich mir Mühe gebe.“ Die stark relieffierten Keramikobjekte (je rund 170 kg schwer) werden dann die sieben Haltestellen zieren.

Doch bevor die erste Skizze überhaupt angefangen wurde, gab es in Karlsruhe schon eine Diskussion über seine Arbeit, was man in der Öffentlichkeit dürfe oder was nicht. „Nun ja, für die Öffentlichkeit bin ich nicht zuständig. Die müssen sich dann damit auseinandersetzen, was sie sehen. Und dann gibt’s sicherlich Leute, die das großartig finden und sicherlich welche, die das nicht großartig finden.“ Einen genauen Einblick ins Werk gab er jedoch noch nicht, „auch wenn ich natürlich Skizzen und Zeichnungen gemacht habe“, übrigens auch auf Packpapier in Originalgröße. Dazu habe Lüpertz, der zu den bedeutendsten deutschen Künstlern der Gegenwart zählt, eine ungefähre Vorstellung, wie er anfangen möchte, „aber das ist vage. Schließlich entwickelt sich die Arbeit auch aus der Beschäftigung mit dem Material – was möglich ist.“

Noch ein Wort zum gewählten Arbeitstitel „Genesis“? „Das ist für mich ein Begriff für Schöpfung – schließlich ist auch jede künstlerische Arbeit eine Schöpfung“, so Lüpertz: „Von einer religiösen Interpretation konnte gar keine Rede sein, das waren die Vorstellungen der Leute“ – und schiebt mit einem verschmitzten Lächeln hinterher: „Abgesehen davon, warum nicht? Es sind eben sieben Stationen – und bei sieben Tagen bietet sich das doch geradezu an“, so Lüpertz: „Aber ich will doch dem lieben Gott keine Konkurrenz machen.“

Strahlkraft für Karlsruhe
Bemerkenswert findet der renommierte Künstler, der mit seinen Werken auf alle Fälle Karlsruhe internationalen Glanz verleiht, dass sich eine Diskussion entwickelte, was man im öffentlichen Raum dürfe oder nicht. „Es ist aber kein öffentlicher Auftrag“, betonte Lüpertz erneut: Karlsruhe stelle lediglich einem Künstler für seine Werke den Raum temporär zur Verfügung. Diskutiert wird es allemal. Allerdings gehe Kunst, die allen gefällt, betonen Spötter, meist ja kaum über ein „Malen nach Zahlen“ hinaus.
Ein paar Einblicke ließ Lüpertz dann doch zu: „Dienstag zum Beispiel, das ist der Tag des Dienstes. Der Mittwoch, da teilt man. Der Freitag als den Tag der Freiheit. Diese Dinge sind aber ab-strakt, oberflächlich, denkbar. Das sind Anlässe. Daran werde ich mich orientieren – dann aber der Arbeit folgen, wie es sich aus dem Material ergibt.“ jow

Infos: Lüpertz wird wohl mindestens ein Jahr benötigen, um die 14 Reliefarbeiten aus über 20 Tonnen Ton (aus dem Westerwald) zu schaffen. Da die Fertigstellung der U-Strab wohl erst 2021 erfolgt, können die einzelnen Kunstwerke ohne Zeitdruck fertiggestellt werden. Sechs Jahre lang sollen die Werke dann statt Werbeplakaten in den Haltestellen zu sehen sein, danach werde entschieden, was damit geschieht, schließlich bleibt der Verein Eigentümer der Arbeit, www.majolika-karlsruhe.de – www.karlsruhe-kunst-erfahren.de

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Markus Lüpertz in seinem Atelier in der Majolika | Foto: jow
An einer „rohen“ Probeplatte (v.l.): Klaus Lindemann, Vorstand der Majolika-Stiftung, Bürgermeister Albert Käuflein, Markus Lüpertz und Initiator Anton Goll | Foto: jow
Autor:

Jo Wagner

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