Erschreckend: kaum Einsicht – aber dafür oft Widerworte
Mehr Kontrollen kommen für Radler & Co. in Karlsruhe
Karlsruhe. Das sich ändernde Verkehrsverhalten in der Stadt ist im Alltag sichtbar: weniger Auto, mehr Rad & Co. „Das ist signifikant“, betont Bürgermeister Albert Käuflein vergangene Woche. Das aber führt auch zu einer „Verschiebung“ der Verstöße – ablesbar in jeder Statistik: Fast täglich trudeln Meldungen ein, dass bei Kontrollen von Radlern und E-Roller-Fahrern „etliche Verstöße festgestellt“ wurden. Stadt und Polizei arbeiten dabei übrigens Hand in Hand. „Die aktuellen Zahlen, Daten und Fakten geben diesen Trend leider auch wieder“, erläutert Martin Plate, Leiter der Verkehrspolizei Karlsruhe, auch durch die wachsenden Unfallzahlen mit Radler-Beteiligung, die in Karlsruhe meist von Radlern verursacht sind.
"In vielen Fällen ist keine Einsicht da"
Ob Rotlichtverstöße („dramatische Zahlen“), Gehwegfahrten, Rowdy-Radler oder das Fahren in falscher Richtung: Es ist so eine Sache mit der Akzeptanz bei vielen erwischten Radlern: „In vielen Fällen ist keine Einsicht da.“ Eine Beobachtung, die Polizei und Ordnungsamt so bestätigen können.
Qualität und Quantität der Radler-Fehlverhalten haben sich mit der stärkeren Nutzung des Verkehrsmittels auch verändert. Kein Wunder also, dass auch die Beschwerden über Rowdy-Radler deutlich zunehmen, „täglich laufen die ein“, bestätigt Ordnungsamts-Chef Björn Weiße: „Uns erreichen erhebliche Beschwerden über rücksichtsloses Verhalten der Radler.“ Die zuständigen Ämter werden dabei von der schieren Masse der Vorfälle überrollt. Polizei und Ordnungsamt sind sich bei den konsequenten Maßnahmen einig: „Wir haben die Zügel angezogen!“ Das bedeutet, dass künftig stärker kontrolliert wird, besonders vor dem Hintergrund, dass die Regelakzeptanz nicht wächst! Vielleicht liegt es auch daran, dass die Höhe der Bußgelder nicht abschreckend genug sind, um eine Wirkung zu zeigen? Denn statt kleinlautem Eingestehen des Fehlers, gibt’s stattdessen Widerworte und oft eine deftige Wortwahl der Sünder. Paradox! Zu einer fahrradfreundlichen Stadt gehört aber nun mal auch der freundliche Fahrradfahrer.
Und die E-Roller?
„Fahrrad frei“ heißt nicht „E-Roller frei“: Das wissen viele wohl nicht, aber ein E-Roller ist eben ein Kraftfahrzeug. Das spielt bei vielen Sachen eine Rolle (zum Beispiel alleine fahren, kein Gehweg) – und besonders beim Alkohol! „Wir hatten seit dem Start der Vermietungen in Karlsruhe schon rund 120 Verstöße“, so Plate: Rund 25 % davon haben mit Trunkenheit zu tun, etliche davon sogar mit Verlust des Führerscheins – obwohl man zum Fahren der elektrisch betriebenen Roller gar keinen braucht!
Mitunter ist die Rechtsprechung hier etwas kompliziert. Auf dem Radweg fahren ist erlaubt, auf dem Gehweg nicht, abstellen dürfe man den E-Roller zum Beispiel auf Gehwegen und in Fußgängerzonen, aber eben nicht hinfahren. Kann man nicht verstehen – muss man aber, weil es sonst Bußgeld kostet! Die E-Roller sind dem Rad eben nicht gleichgestellt.
Neue Schilder kommen
Deshalb sollen übrigens in der Stadt auch neue Schilder hinzukommen (Bild), erläutert Weiße. Wer darf wo fahren, was ist erlaubt, was verboten? Da müsse noch mehr informiert werden, so der Tenor von Ordnungsdienst und Polizei – aber eben auch kontrolliert. „Vieles wäre bei gegenseitiger Rücksichtnahme nicht nötig“, so Käuflein. Da das aber nicht so richtig klappt in Karlsruhe, gibt’s jährlich für Radler (und jetzt auch E-Roller) rund 60 größere Kontrollaktionen, mit rund 1.500 Anzeigen im Jahr – und da geht einiges an die Bußgeldstelle! Und die E-Roller sind als „neues Konfliktpotenzial“ in der Stadt hinzugekommen.
Von Planung und Theorie in die Praxis
Vor dem Rathaus gab es gleich Anschauungsunterricht – mit erschreckenden Zahlen: In 2,5 Stunden wurden rund um den Karlsruher Marktplatz über 70 Verstöße festgestellt! Dabei waren „nahezu alle Arten dabei“, so die Polizei: Ob „Befahren der Fußgängerzone“, Rotlichtverstöße, Fahren auf dem Gehweg oder Nutzung des Mobiltelefons bei der Fahrt. (jow)
Autor:Jo Wagner |
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