Blick in den Karlsruher Untergrund
Organisation von Bauabläufen im Fokus
Karlsruhe. Die Organisation der täglich anstehenden Arbeiten beim Bauablauf sowohl beim Innenausbau des Stadtbahn- und Straßenbahntunnels wie auch bei den Rohbauarbeiten am Autotunnel in der Kriegsstraße und den ersten Arbeiten an der endgültigen Oberfläche fordert die Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (KASIG) heraus: Die Arbeiten werden derzeit so optimiert und flexibel umgestaltet, dass der Baufortschritt sowohl beim Bahntunnel wie auch bei der Kriegsstraße trotz der – allerdings bei der Kombilösung noch beherrschbaren - Spuren, die die Corona-Pandemie hinterlässt, gewährleistet ist.
Der Umbau der Kriegsstraße nähert sich indessen der Phase, in der in allen Baufeldern nur noch der Ingenieurbau – also der Bau des Autotunnels innerhalb der Baugrube – das Sagen hat oder bereits sogar abgeschlossen ist. Der Bereich, in dem als letztes der Ingenieurbau angepackt wird, ist der westliche Teil des Baufelds W 1 am Karlstor. Dort ist seit einigen Tagender Autoverkehr entlang der Karlstraße über die Kriegsstraße hinweg unterbrochen, so dass die Arbeiter mit ihren schweren Geräten überhaupt Platz haben, um beispielsweise die Drehbohrpfähle für die Baugrube herzustellen.
Die Pfähle stehen hier nicht bündig aneinander, sondern bilden eine aufgelöste Wand. Zwischen den einzelnen Bohrpfählen werden mit dem Düsenstrahlverfahren halbrunde Gewölbe hergestellt, die zusammen mit den Bohrpfählen die Baugrube gegen den Erddruck sichern und dafür sorgen, dass seitlich kein Grundwasser in die Baugrube eindringen kann. Dieses besondere Verfahren ist hier erforderlich, da der neue Baugrubenverbau, aus Platzgründen, genau an den Stellen entstehen muss, wo noch die Reste des alten Verbaus (senkrechte Stahlträger, zwischen diesen Stahlträgern eingespannte Stahlbetonplatten) aus den 70er Jahren, der Zeit der Herstellung der alten Unterführung, vorhanden sind.
Der Zustand des alten Verbaus ist allerdings nicht so, dass er mitverwendet werden kann. Noch mehr Platz für die Arbeiten und letztlich auch für den Abriss der alten Straßenüberführung der Karlstraße über die Kriegsstraße schafft dann die Sperrung des Gleisstrangs: Ab 20. April verkehren über das Karlstor keine Bahnen mehr. Fußgänger kommen ohne größeren Umweg aus, wenn die alten Wege über das Karlstor gesperrt sind: Am Donnerstag nach Ostern (16. April) werden Hilfsbrücken eingehoben – westlich der Kreuzung. Sie überspannen die alte (und neue) Rampe Kriegsstraße und erlauben ab 20. April das Queren von Norden nach Süden und von Süden nach Norden.
Auf der Ostseite des Karlstors bis zur Ritterstraße, dem östlichen Teil des Baufeldes W 1, ist der Ingenieurbau schon sichtbar: Zwar werden noch die letzten Reste der mehr als 50 Jahre alten Rampenwände abgerissen, der Erdaushub läuft ebenso wie das Verankern der Baugrubenwände in der untersten Lage. Im Anschlussbereich zum Baufeld W 2, in dem der Tunnelrohbau bereits hergestellt ist, wachsen jedoch schon die Tunnelwände in die Höhe. Hier werden jedoch die Rohbauarbeiten zugunsten des Baufortschritts in den anderen Baufeldern voraussichtlich ruhen müssen.Östlich des Baufeld W 2 in den Baufeldern W 3 und W 4 zwischen Lammstraße und Ettlinger Tor wird der künftige Autotunnel durch den Bau von Tunnelaußen- und mittelwänden sowie Tunneldecken immer länger – bis er am Ende an das Kombi-Bauwerk anschließt.
Dieses „Element“ der Kombilösung, in dem sich unter der Kreuzung Ettlinger Tor der Autotunnel und die unterirdische Stadtbahn- und Straßenbahnhaltestelle auf zwei Ebenen vereinen, ist seit 2017 im Wesentlichen fertig, da es im Zuge des Bahntunnels gebaut wurde.
Im Baufeld O 5 östlich vom Ettlinger Tor steht der Ingenieurbau ebenfalls vor der Tür: Hier werden noch die Reste der Rampe der früheren Unterführung unter dem Ettlinger Tor abgebrochen, Erdaushub und Ankern in der untersten Lage ist zu beobachten, bis im Juni die Tunnelbauer anrücken.Zwischen Staatstheater und Mendelssohnplatz in den Baufeldern O 4 und O 3 läuft der Tunnelbau dagegen schon auf fast der gesamten Länge. In Teilbereichen werden noch die letzten Baggerschaufeln Erdreich auf LKW abgefahren.
Über den Ingenieurbau hinaus sind im schon hergestellten Rohbautunnel in den Baufeldern O 1 und O 2 unter und östlich vom Mendelssohnplatz – die Arbeiter für den Innenausbau unterwegs, die Schlitzrinnen für das an-fallende Regenwasser und Notgehwege bauen. An der Oberfläche gibt es ebenfalls schon deutliche Fortschritte: „Oben“ auf den Baufeldern O 1 und O 2 wird auf der Nordseite der Ludwig-Erhard-Allee zwischen Kapellenstraße und Mendelssohnplatz die endgültige Fahrbahn sowie Rad- und Gehwege gebaut und in der Mitte der Ludwig-Erhard-Allee zwischen Ostendstraße/ Henriette-Obermüller-Straße und Kapellenstraße die Gleise hergestellt.
Die Unterbrechung der Gleise an der Kreuzung Ludwig-Erhard-Allee/ Ostendstraße/ Henriette-Obermüller-Straße für den Einbau der Anschlussweichen der neuen Trasse in der Kriegsstraße an die bestehende Gleistrasse in der Ludwig-Erhard-Allee wird ab Mitte Okto-ber vorgenommen.An der Oberfläche der neuen Kriegsstraße wird aber auch bereits auf Höheder Lammstraße im Baufeld W 3 gearbeitet: Hier befindet sich am Ende eine Kreuzung, auf der Autos, Radfahrer und Fußgänger die Kriegsstraße queren können. Schon jetzt werden Leitungen im Bereich der Einmündung der Lammstraße in die Kriegsstraße den neuen Verhältnissen angepasst und auch die Lammstraßenfahrbahn muss verbreitert werden, damit sie künftig die Radverkehrsstreifen aufnehmen kann.
Beim Innenausbau des Stadtbahn- und Straßenbahntunnels unter der Kaiserstraße zwischen Gottesauer Platz und Mühlburger Tor mit dem Südabzweig vom Marktplatz in die Ettlinger Straße sind die Monteure in ganz unterschiedlichen Gewerken unterwegs: Verkleidet und mit einem Akustik-Putz versehen, werden die oberen Haltestellenwand-Bereiche in den Haltestellen Lammstraße und Europaplatz, andernorts wie etwa in den Halte-stellen Marktplatz, Ettlinger Tor und Kongresszentrum werden zunächst noch die Verkleidungsplatten auf eine Unterkonstruktion geschraubt.
Praktisch in allen Haltestellen sind die Elektriker tätig: Von Starkstrom- bis hin zu Schwachstromleitungen reicht die Bandbreite ihrer Arbeiten. Dabei werden Leitungen verlegt, die in besonderer Weise dem Brandschutz genügen müssen ebenso wie Leitungen, die dem Funkverkehr von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten dienen, wenn „unterirdische“ Einsätze bewältigt werden.Das Lichtgespinst in der Haltestelle Durlacher Tor macht ebenfalls Fort-schritte: Von Wand zu Wand spannen sich auf zwei Ebenen Drahtseile, in die die Beleuchtung für die Haltestelle eingehängt werden wird. Die Befestigungen für die Drahtseile ziehen sich bereits durch die Haltestellen Kronenplatz, Lammstraße und Europaplatz.
Autor:Jo Wagner |
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