Unterschriftenliste an Bürgermeister und Planungschefin übergeben
Stadtverwaltung nimmt Bitte um Moratorium entgegen
Jetzt ist es öffentlich und amtlich. Eine Liste von 220 handschriftlichen und weit über 500 virtuellen Petitionsunterschriften hat die Stadtverwaltung Karlsruhe am Mittwoch, den 28. April 2021 in der Mittagszeit auf dem Marktplatz Karlsruhe durch Bürgermeister Dr. Albert Käuflein und die Leiterin des Stadtplanungsamtes, Frau Prof. Dr. Anke Karmann-Woessner entgegengenommen.
Bei strahlendem Sonnenschein überreichte Jennifer Hillebrand für den Vorstand des Freundeskreises Rotes Haus Karlsruhe e.V. eine Mappe mit den Unterschriften. Viele besorgte Rüppurrer Bürger, aber auch viele Menschen aus Karlsruhe und Umgebung wünschen sich eine harmonische, kleinteilige und dem Ortsbild angepasst neue Bebauung in der Nähe des Roten Hauses, der ehemaligen Meierei des Schlosses Rüppurrer, neben der Mühle, letzter Zeuge der verlorengegangenen Anlage. Das Ensemble eines der ältesten Häuser Karlsruhe`s soll nicht verstümmelt werden. Die Hoffnung richtet sich jetzt auf ein Einlenkung der Stadtverwaltung, auf ein Moratorium, eine Pause im Genehmigungsprozess, verbunden mit der Bitte an den Grossinvestor, seine Pläne – nach Meinung der Initiatoren der Petition ein klein wenig - zu ändern. Es sollte ein Kinderspiel sein, das zweite Geschoss mit einer Terrasse davor ein wenig nach Süden zu verschieben. Planerische, intellektuelle, ästhetische und wirtschaftliche Kompetenz dazu müsste in einer Stadt wie Karlsruhe mit KIT, HfG, KHG und ZKM zu finden sein.
Die Übergabe der Unterschriften erfolgte anhand einer Unterschriftenliste auf rotem Papier. Zusätzlich sind alle Vornamen samt Initialen der Nachnamen auf einer fast acht Meter langen und 30 Zentimeter breiten roten Stoffrolle verzeichnet, die in Anlehnung an den historischen Wert des Denkmals Rotes Haus Frau Karmann-Woesnner und Herrn Bürgermeister Käuflein feierlich aufgerollt wurde.
Von links: Prof. Dr. Anke Karmann-Woessner, Bürgermeister Dr. Albert Käuflein, Jennifer Hillebrand mit - im Hintergrund - Gabi Herrmann, Hans Robert Hiegel und Klaus Lustig, alle vom Freundeskreis Rotes Haus Karlsruhe e.V.
Die Vorgeschichte: Anfang März wurde bekannt, dass die Stadt Karlsruhe im Rahmen einer Nachbarbenachrichtigung die Eigentümerin des Rotes Hauses, Dr. med. Andrea Menges-Fleig, von einem bereits eingereichten Bauantrag zur Neubebauung des südlich angrenzenden Areals (ehemaliges Lampenland) in Kenntnis gesetzt hat.
Einer der geplanten Gebäudeteile hält zwar nach Landesbauordung vorgeschriebenen Mindestabstand ein, er imponiert aber durch seine schier überwältigende Masse. Acht Meter hoch und 40 Meter lang soll er werden.
Betrachtet man nun das Bundesbaugesetz kommt man ins Staunen. Dort steht, dass innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile ein Vorhaben zulässig ist, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt. Dabei darf das Ortsbild jedoch nicht beeinträchtigt werden. Was nun ? Bei einem Blick auf die vorgelegten Pläne kann man sich kaum vorstellen, dass das Stadtplanungsamt dieser Art von monströsem unproportionierter und undifferenzierter Baumasse zugestimmt haben kann. Erwartet man nicht in Karlsruhe, einer Stadt der Innovation, Technik, Kultur, Architektur und internationalem Städtebau, ein wenig mehr Sensibilität gegenüber einem der ältesten Häuser Karlsruhes? Wie kann es sein, dass ein Gebäudeteil dem Roten Haus so nahe rückt, dass dem Besucher das Gefühl des Daseins in Hochsicherheit vermittelt wird ? Wie kann der letzte Zeuge des Rüppurrer Schlosses, das Ensemble des Roten Hauses, so verstümmelt werden ?
Hat man die Aussage der Stadtregierung vor vier Jahre vergessen, dass hinsichtlich Architektur und Denkmalschutz das Rote Haus, die ehemalige Meierei des Schlosses, eigene Rahmenbedingungen für eine Projektentwicklung setzen wird?
Der vorgelegte, möglicherweise gelungene Entwurf für diese spezifische Nutzung, käme in einem anderen Umfeld, vielleicht einem Industriegebiet, optimal zur Geltung und wäre dort vielleicht hervorragend plaziert.
Wenn es möglich wäre, das riesenhafte Gebäudeteil zum Roten Haus zu einer Terassenform umzuplanen, könnte dieser relativ kleine Eingriff die Atmosphäre eines Hochsicherheitstraktes verschwinden lassen.
Jetzt aber sind viele Rüppurrer Bürger erschrocken über die Dimensionen und den massiven Eingriff in das Ensemble des Baukulturdenkmals, die sie mit dem geplanten Bauvorhaben in keiner Weise antizipiert haben. In Unterschriftenaktionen am Ostendorfplatz, und bei der Christ-König-Kirche sowie bei der Petition im Internet wurden mehrere hundert Stimmen gegen das Bauvorhaben, gegen die gewaltige Mauer (Rückwand des Gebäudekomplexes) gesammelt.
Die Mitglieder des Freundeskreis Rotes Haus Karlsruhe - die das historische Ensemble schätzen, bewahren und kulturell weiterentwickeln möchten - genau so wie die Therapeuten, Besucher und Kulturschaffenden des Roten Hauses, sprechen sich nicht gegen die Bebauung des Areals aus sondern fordern und fördern eine sensible Planung und Gestaltung zur Erhaltung des historischen und kulturellen Erbes. Sie fordern mehr Respekt und Wertschätzung für einen der ältesten Zeugen Rüppurrer Stadtgeschichte.
Zu der überwältigenden Anzahl von Karlsruher und Rüppurrer Unterstützerstimmer des Anliegens haben sie Zuspruch, Ermutigung, viele zum Teil prominente Fachstimmen aus der ganzen Bundesrepublik und aus dem Ausland erhalten.
Eine Freude, dass es in Rüppurr so viele Menschen gibt, die gleichermassen Kultur bewahren und ästhetische Belange neben berechtigten wirtschaftlichen Interessen gelten lassen. Der Freundeskreis nimmt die jetzige schöne Resonanz daher zum Anlass, die Unterschriftenaktion weiterlaufen zu lassen und freut sich über weitere Unterstützung.
Hier geht es zur Unterschriftenaktion: RettungdesEnsemblesRotesHausKarlsruhe - Jede Stimme zählt ! Kontaktaufnahme gerne per Email an Freundeskreis_Rotes.Haus.Karlsruhe@gmx.de
Autor:Friederike Humdoldt = Team Rotes Haus aus Karlsruhe |
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