Wohnraumsituation noch angespannt / Kampagne "Dach Gesucht!" zieht Bilanz
Studis suchen noch Zimmer in Karlsruhe
Karlsruhe. Man kennt es aus Berlin und München, aber auch in Karlsruhe werden zu Semesterbeginn die gängigen Wohnportale mit Anfragen überschwemmt. Nicht selten gibt es auf ein WG-Zimmer nach zwei Stunden schon über 100 Anfragen. Wohnungsbesichtigungen mit 20 weiteren Personen sind keine Seltenheit mehr.
Seit 2012 macht die Wohnraumkampagne "Dach Gesucht!" mit ausgefallenen Aktionen im öffentlichen Raum auf die Wohnraumsituation aufmerksam und animiert Wohnungsbesitzer, ungenutzten Wohnraum an Studierende und junge Menschen in Ausbildung zu vermieten. Dieses Jahr war sie vom 14. bis 28. September mit einem Info-Pavillon auf dem Kirchplatz St. Stephan aktiv. Neben der Funktion als Kontaktbörse, bei der Vermieterinnen und Vermieter mit wohnungssuchenden Studierenden und Auszubildenden zusammenkamen, konnten diese sich im Rahmen verschiedener Thementage informieren und durch gemeinsame Aktivitäten die Stadt Karlsruhe kennenlernen.
Persönliche Hilfe schnell erhalten
Studierende aus dem Ausland haben es meist besonders schwer eine Unterkunft in Karlsruhe zu finden. So auch Ana Rios Pastora und Daniel Arauz Espinoza aus Nicaragua. Das Pärchen kam für das Wintersemester im Austauschprogramm nach Karlsruhe. Nachdem die Zusage für eine angedachte Wohnung kurzfristig zurückgenommen wurde, standen sie ohne Unterkunft am "Dach gesucht!"-Pavillon. Hier wurde ihnen eine Bleibe bei einer hilfsbereiten Familie in Palmbach vermittelt, die sich im Vorfeld bei der Kampagne gemeldet und ihr Gästezimmer angeboten hatte.
Von der temporären Unterkunft kamen die beiden daraufhin täglich zum Kirchplatz St. Stephan, um die neuen Wohnungsangebote zu durchstöbern. "Ana und Daniel haben jetzt eine Wohnung gefunden – leider, muss ich sagen. Denn ich wollte sie gar nicht mehr hergeben. Es war eine sehr schöne Zeit mit den beiden. Wir haben nicht nur davon profitiert unser Englisch auffrischen zu können, sondern auch davon, etwas über Nicaragua lernen zu dürfen. Wir haben unsere Familie ein wenig erweitert und ich kann nur dazu ermutigen, junge Studierende aufzunehmen und Ihnen in dieser schwierigen Wohnraumsituation zu helfen", so die Gastgeberin Andrea Dreusch.
Gesamtnachfrage konnte gelindert werden
"Wir sind sehr dankbar für die zahlreichen Mietangebote, die wir über das Internet und telefonisch bekommen haben", kommentiert Michael Postert, Geschäftsführer des Studierendenwerks. Im September gingen rund 500 Wohnungs- und Zimmerangebote beim Studierendenwerk ein, die über deren Webseite sowie Aushänge im Studentenhaus und dem Infopavillon weitergegeben wurden. Zusammen mit den rund 4.400 Wohnheimzimmern in Karlsruhe habe man die große Nachfrage zwar nicht komplett aufgefangen, aber zumindest lindern können.
"Wir stellen jedoch fest, dass das Preisniveau der eingehenden Wohnungsangebote sich, der Situation auf dem privaten Wohnungsmarkt angepasst, deutlich nach oben entwickelt hat. Hält diese Entwicklung an, wird der private Wohnungsmarkt immer schwerer die Spitzen der studentischen Wohnungssuche abdecken können", so Postert weiter. Der Durchschnittspreis für ein Zimmer in einem Studierendenwohnheim des Studierendenwerks liegt laut Postert bei 239 Euro, der durchschnittliche Preis der privaten Wohnungsangebote liege weit darüber. Das mache die Suche für Studierende in diesem Jahr nicht einfacher.
Positives Signal der Stadtgesellschaft
"Es freut uns, dass mit der Kampagne zusätzlicher Wohnraum auf dem Markt erschlossen wurde. Viele Angebote kommen von Privatvermietenden, die erstmalig ein Zimmer oder eine Wohnung vermieten wollen, oder auch für den Übergang ihr Gästezimmer für die Erstsemester zur Verfügung stellen. Das ist ein positives Signal für die Hilfsbereitschaft und offene Kultur in Karlsruhe und für die Arbeit der Wohnraumkampagne", bilanziert Michael Kaiser, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung und des Wissenschaftsbüros. "Die großen Zahlen der kostenlosen Zimmervermittlungs-Hotline 6909192 sind weiterhin ein Appell an alle Karlsruherinnen und Karlsruher, diesem Problem gemeinsam zu begegnen und freien Wohnraum, seien es leerstehende Kinderzimmer, ungenutzte Arbeitszimmer oder Privatimmobilien, an Studierende und Auszubildende zur Vermietung anzubieten", so Kaiser abschließend. (pia)
Infos: www.dachgesucht.de
Autor:Jo Wagner |
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