Sprachliche Vielfalt ist ein erhaltenswertes Kulturgut in Baden-Württemberg
Wo schwätzt man wie im Land?

Prof. Dr. Hubert Klausmann bei der Vorstellung des „Sprachatlas Nord Baden-Württemberg“. Dabei hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann die sprachliche Vielfalt und Originalität im Land als erhaltenswertes Kulturgut gewürdigt. Die Erforschung und Dokumentation der Dialektlandschaft helfe auch, Vergangenheit zu verstehen.  | Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg
  • Prof. Dr. Hubert Klausmann bei der Vorstellung des „Sprachatlas Nord Baden-Württemberg“. Dabei hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann die sprachliche Vielfalt und Originalität im Land als erhaltenswertes Kulturgut gewürdigt. Die Erforschung und Dokumentation der Dialektlandschaft helfe auch, Vergangenheit zu verstehen.
  • Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg
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Sprache. „Wo schwätzt man wie?" "Welche Unterschiede gibt es von Ort zu Ort?“ betonte Ministerpräsident Winfried Kretschmann unlängst anlässlich der Vorstellung des "Sprachatlas Nord Baden-Württemberg": „Als in Oberschwaben aufgewachsenes Kind ostpreußischer Eltern haben mich solche Fragen schon immer interessiert. Deshalb hat es mir besonders große Freude gemacht, im ‚Sprachatlas‘ zu stöbern.

Dialektformen im Blick
Die Tübinger „Arbeitsstelle Sprache in Südwestdeutschland“, dokumentiert mit dem „Sprachatlas“, gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, die Dialektformen im Norden Baden-Württembergs. „30 Jahre lang fehlte bei der Erforschung der Dialekte von Koblenz bis Bozen das Gebiet zwischen Mannheim und Wertheim, Karlsruhe und Ulm. Diese Lücke haben wir, nach zehnjähriger Arbeit, mit dem ‚Sprachatlas‘ von Nord Baden-Württemberg geschlossen“, so Prof. Dr. Hubert Klausmann von der „Arbeitsstelle Sprache in Südwestdeutschland“. Jetzt könne anhand der 485 online zur Verfügung stehenden Karten erkannt werden, was schwäbisch oder was fränkisch ist – und auch wie stark sich die verschiedenen schwäbischen und fränkischen Räume unterscheiden. Dabei lassen sich auch Sprachräume überprüfen und Sprachbewegungen erfassen.

Wer übrigens Hörbeispiele haben möchte, findet auf der Seite
https://escience-center.uni-tuebingen.de/escience/sprachatlas/#8/48.674/8.989
viele Beispiele - ob regionale Aussprache der Ortsnamen, Hörbeispiele von Menschen aus den Regionen, Grammatik oder gar die unterschiedliche regionale Aussprache von Begriffen.

Die fünf Bände dokumentieren einerseits den „alten“ Sprachzustand, andererseits aber auch Neuerungen, die teils von der Standardsprache, teils von einzelnen Dialekträumen ausgehen. „Die sprachliche Vielfalt und Originalität, die wir bei uns in Baden-Württemberg haben, ist ein erhaltenswertes Kulturgut“, so Kretschmann bei der Vorstellung: „Dabei sind die Sprachatlanten und Dialektwörterbücher eine wunderbare Hilfe.“

Zum Beispiel lässt sich jetzt einfach feststellen, „wie viel unterschiedliche Ausdrücke es allein im Main-Tauber-Kreis für Marmelade gibt“, so Kretschmann. „Für mich ist das schlicht ‚Gsälz‘ – aber dort sagen die Leute ‚Schmier‘, ‚Eingemachtes‘, ‚Süß‘, ‚Gelee‘, ‚Streiche‘ oder ‚Salze‘ dazu. Und um Mosbach und Heidelberg: ‚Mus‘.“

Erforschung und Dokumentation der Dialektlandschaft würde auch dabei helfen, die eigene Vergangenheit zu verstehen, so der Ministerpräsident: „In der Sprache spiegeln sich Volkskultur und Geistesleben der Bevölkerung. Außerdem stärkt die wissenschaftliche Beschäftigung mit unserer Dialektlandschaft das Selbstbewusstsein der Dialektsprecher. Es ist einfach eine Freude, zu sehen, wie facettenreich unsere Mundart im Land ist.“ (wm/rj)

Ob Kurzvokalismus, Kartenband, Diphthonge, Quantitäten, Formengeographie oder Wortschatz: Der Sprachatlas erscheint in mehreren Bänden – und soll 2020 vollständig sein, https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/handle/10900/64865

Infos: www.sprachalltag.de

Autor:

Jo Wagner

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