Schiedsrichter-Ausbildung an der Tulla-Realschule in Karlsruhe
Vom Klassenzimmer auf den Fußballplatz
Karlsruhe. Geballtes Schiri-Wissen stand vom 22. bis 26. Oktober in der Rintheimer Tulla-Realschule auf dem Lehrplan. 20 Schülerinnen und Schüler der Klassen 6-8 hatten sich gemeldet, um direkt an ihrer Schule die Ausbildung zum Schiedsrichter zu absolvieren.
„Die Tage sind für die Schüler lang gewesen“, resümierte Gerda Desserich. Als Sportkoordinatorin der Tulla-Realschule unterstützte sie die Referenten der Schiedsrichtervereinigung Karlsruhe in dieser Woche. 40 Lerneinheiten umfasste die Mischung aus Schiedsrichter-Neulingslehrgang und Schülermentoren-Ausbildung. Regelkunde, administrative Aufgaben bis hin zu den Strukturen und Ansprechpartnern des Schiedsrichterwesens im Verband nahmen rund die Hälfte der Lehrgangszeit in Anspruch. 17 Regeln galt es zu verinnerlichen. „Es ist gut, die Regeln mal so genau zu lernen“, findet die 13-jährige Janina. Sie gehört zu den vier teilnehmenden Mädchen und spielt in Beiertheim und Hoffenheim Fußball. Der zweite Teil ging auf die praktische Umsetzung ein: Auftreten auf dem Platz, Konfliktmanagement und Deeskalationsstrategien sowie Souveränität. Auch Erste Hilfe stand an.
Merfach wechselten die Schülerinnen und Schüler zwischen Klassenzimmer und Sporthalle. Ging es zuvor noch um Spielbericht und DFBnet, griffen die Jugendlichen in der nächsten Einheit ganz praktisch selbst zur Pfeife. Dass hierfür viel Übung notwendig ist, um die gelernten Regeln auch sicher anwenden zu können, wurde beim gemeinsamen Kicken schnell klar. Spieler- und Schiedsrichtermeinung waren nicht immer deckungsgleich, auch das eine wichtige Erfahrung. Diese musste auch Referent Cedric Bollheimer machen. „Als Jugendspieler habe ich immer gepöbelt und zu viele gelbe Karten erhalten. Daraufhin hat mich mein Trainer verdonnert, Schiri zu werden. Und dabei bin ich geblieben“, erklärt der Landesliga-Schiedsrichter mit einem Schmunzeln. Die Ausbildung bringt somit nicht nur neue Schiris hervor, sondern die Schüler auch in ihrem Verhalten als Spieler weiter. Interessant dabei: Nur die Hälfte der Teilnehmer üben den Sport im Fußballverein aus. Eine gute Möglichkeit also, um als Fußballkreis und als Badischer Fußballverband (bfv) direkt in Kontakt zu treten und dem Schiedsrichter-Mangel entgegenzuwirken.
„Die Schüler-Schiris kommen bei uns bei schulinternen Turnieren und bei ‚Jugend trainiert für Olympia‘ zum Einsatz, aber auch für den Grundschulaktionstag des bfv stellen wir Schiedsrichter“, so Desserich. Bereits vor vier Jahren wurde an der Tulla-Realschule in Kooperation mit dem bfv eine Junior-Schiri-Ausbildung angeboten, die allerdings nur 25 Übungseinheiten umfasste. Alle damaligen Absolventen pfeifen noch heute bei Schulveranstaltungen, fünf davon auch für Vereine.
Das könnte sich auch der 13-jährige Rafail vorstellen, der beim Karlsruher SV kickt. Für die abschließende schriftliche Prüfung am letzten Tag hatte er sich mit den online zur Verfügung gestellten Fragen vorbereitet. „Immer 6 bis 18 Fragen sind das pro Thema, 17 Themen insgesamt“, so der Siebtklässler. Nach erfolgreicher Prüfung steht den Jungschiedsrichtern nun ein erfahrener Pate der Schiedsrichtervereinigung zur Seite, der sie in der Anfangsphase unterstützt. „Das Patensystem ist elementar, damit die Schiris dabei bleiben und wir so langfristig den Spielbetrieb sichern können“, betont auch Verbands-Schiedsrichterobmann Rolf Karcher.
Auch Pascal Rastetter, Lehrwart der Kreisschiedsrichter-Vereinigung Karlsruhe, ist vom Konzept überzeugt: „Ich fand den Lehrgang wirklich sehr angenehm und finde es schön, dass wir die Schiedsrichterausbildung an Schulen weiter verfolgen können. Es ist eine tolle Sache, dass das Kultusministerium uns hierbei unterstützt. In Summe kann der Lehrgang als Erfolg verbucht werden und wir hoffen, dass uns viele der Schüler nun tatkräftig als Schiedsrichter unterstützen werden. Schließlich trägt unser Hobby auch zur Persönlichkeitsentwicklung bei.“ (bfv)
Infos:
Autor:Jo Wagner |
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