Kreishandwerkerschaft Region Karlsruhe ehrt: 28 goldene und 24 diamantene Meisterbriefe
„Bambi für das Lebenswerk“
Karlsruhe. Willy Schaßberger strahlt. Der 90-Jährige Malermeister freut sich über den diamantenen Meisterbrief, den ihm Kreishandwerksmeister Frank Zöller und Handwerkskammerpräsident Joachim Wohlfeil überreichen. Der rüstige Kürnbacher mit dem vollen weißen Haar ist nach wie vor in seinem Beruf tätig. „Nicht mehr jeden Tag acht Stunden, mal nur vier oder sechs Stunden, manchmal auch gar nicht“, lacht er verschmitzt. Sein Schwiegersohn, der ihn zur Feier begleitet hat, ergänzt: „Willy ist Kürnbachs beliebteste Maler. Das hält ihn fit“.
Rund 200 geladene Gäste applaudieren bei der festlichen Vergabe von insgesamt 24 diamantenen und 28 goldenen Meisterbriefen, zu der die Kreishandwerkerschaft Region Karlsruhe in die Räume der Volksbank Karlsruhe eingeladen hat.
Auch Konditormeister Karl Schmidt, an dessen Café in Karlsruhe, Ecke Kaiserallee und Yorckstraße, sich sicher viele Menschen erinnern, freut sich über den diamantenen Meisterbrief. 1959 hat er die Prüfung absolviert. Das Konditorhandwerk hat der 85-Jährige auch im Ruhestand nicht verlernt. Seine Tochter berichtet von Aktionen mit 20 Kuchen täglich für das Kirchencafé auf der Offerta und von süßen Köstlichkeiten, die er für den Kindergarten seiner Gemeinde zaubert.
Unter den Jubilaren, die mit dem goldenen Meisterbrief gewürdigt werden, ist eine Frau, Modistin Melitta Mußgnug aus Rheinstetten. Sie war Inhaberin von „Hut Mack“ in der Karlsruher Hirschstraße. Dort hat sie ihren Beruf gelernt und den Betrieb schließlich übernommen. „Das waren noch Zeiten, als die Damen noch Hüte trugen“, erinnert sich die 81-Jährige, die viel jünger aussieht. Nach dem Krieg ging eine Dame nicht ohne Hut. „Hüte mit Rand schmeicheln dem Gesicht“, lässt die Expertin wissen. Sie habe ihren Beruf geliebt und bedauert, dass er mit der Zeit verloren ging.
Mit Handwerk gestern und heute beschäftigt sich auch Kreishandwerkmeister Zöller in seiner Begrüßung. Er spricht von der Erfahrung und dem Schicksal der Jubilare und den Herausforderungen, denen sich die Handwerksmeister heutzutage stellen müssen. Den Fachkräftemangel beleuchtet er, und die Anstrengungen, potentiellen Lehrlingen die Vorteile der dualen Ausbildung als Alternative zur akademischen Ausbildung aufzuzeigen. Den Jubilaren gratuliert er zum „Bambi für ihr Lebenswerk“.
An die damals „hammerharte Ausbildung“ der Handwerks-Senioren erinnert Handwerkskammerpräsident Joachim Wohlfeil. Dank für die Leistungen in vergangener Zeit spricht er auch den Ehefrauen der Geehrten aus, die in der Regel im Betrieb mitgearbeitet hätten. Hubert Meier, Vorstandsmitglied der "Volksbank Karlsruhe", betont, dass die Zinspolitik der EZB dem Bauhandwerk zu neuem Leben verholfen habe, was man an den gestiegenen Kreditnachfragen erkennen könne.
Bürgermeister Albert Käuflein geht in der Festansprache auf das „Aktionsprogramm Handwerk“ ein, das die Stadt aufgelegt habe, um das Handwerk bei seinen Anstrengungen zur Zukunftsfähigkeit zu unterstützen. Dazu zähle auch die Ausstattung der beruflichen Schulen. Es gab auch Sonderpreise: Die Volksbank ehrte den ältesten Teilnehmer, Willy Schaßberger, Ehrenkreishandwerksmeister Friedrich Hoffmann würdigte die Leistung von Kevin Mayr, Bundessieger beim Leistungswettbewerb der Elektroniker. (mjo)
Autor:Jo Wagner |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.