EU-Verbot von Tattoo-Farben
Farblos
Tattoo. Ein roter Koi, ein grüner Drache oder blaues Wasser – künftig drohen diese Motive bei Tattoos auszufallen. Denn mit der jüngsten Änderung der europäischen REACH-Verordnung wurden die meisten Inhaltsstoffe von Tattoo-Farben verboten und ab nächstem Jahr droht auch noch das Verbot zweier wichtiger Pigmente, die Grundlage für viele Tattoo-Farben sind. Nach den beiden Lockdowns ist dieses Verbot nun der nächste Nackenschlag für die Tattoo-Studios.
Die European Society of Tattoo und Pigment Research (ESTP), ein Zusammenschluss von Forschern, die sich mit den Auswirkungen von Tattoos und den verwendeten Pigmenten beschäftigen, halten die Verbote für unverständlich, sagt Maik Frey, Pressesprecher der Deutschen organisierten Tätowierer (DOT), seit über 30 Jahren Tätowierer und selbst ESTP-Mitglied.
Es gibt kaum REACH-konforme Farben
Mittlerweile gibt es zwar REACH-konforme Farben auf dem Markt, zunächst Schwarz, Weiß und Grautöne und mittlerweile auch andere Farben, aber vor allem Tätowierer, die sich auf farbige Tattoos spezialisiert haben, wie beispielsweise „Oldschool“ oder japanische Tattoos, stehen vor großen Problemen. „Stell‘ Dir vor, Du hast im Sommer mit einem großen farbigen Tattoo begonnen und jetzt sind die Farben plötzlich verboten“, erklärt der 65-jährige Tätowierer Frey ein Problem. Entweder die Kollegen machen mit den mittlerweile verbotenen Farben weiter oder sie verwenden die neuen, die aber einen abweichenden Farbton haben. Und es gibt zwar neue Farben, aber die sind praktisch nicht zu bekommen. Der Markt ist leergefegt. Und das sind nur die kurzfristigen Folgen.
ECHA: Inhaltsstoffe seien krebserregend
Die zuständige European Chemical Agency (ECHA) begründet das Verbot einerseits mit dem Gesundheitsschutz der Kunden. Die nun verbotenen Inhaltsstoffe seien krebserregend oder würden die Gesundheit auf andere Art gefährden. „Tatsächlich werden unsere Kunden durch das Verbot zu Versuchskaninchen“, sagt Frey, der das Tattoo-Studio „Wilde 13 Tattoo“ in Esslingen betreibt. Denn mit den alten Farben verfügten die Tätowierer über Jahrzehnte lange Erfahrungen. Mit den neuen Farben und den neuen Inhaltsstoffen fängt die Branche und die Forschung bei null an. Die andere Gefahr ist, dass Tattoo-Studios schließen und die Tätowierer zuhause in der Küche stechen. „Da kann niemand die Hygienestandards überprüfen“, so Frey.
Dieses Verbot trifft die Tattoo-Studios in einer heiklen Lage. Nach zwei Lockdowns, in denen sie nicht arbeiten durften, waren die Kunden ohnehin verunsichert. Und jetzt werden sie zusätzlich von der Diskussion um die Farben abgeschreckt. rk
Petition
DOT unterstützt eine Petition gegen das Verbot der Pigmente Blue 15 und Green 7. Die Petition unterstützten bis Ende März bereits über 50.000 Menschen: www.dot-ev.de/save-the-pigments-eu-petition-bitte-unterschreiben
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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