Durch das Mehr an bürokratischen Aufgaben werden zu viele Kapazitäten in Betrieben gebunden
Kreishandwerkerschaft, Handelsverband & Dehoga: Einblicke vor Ort sind wichtig
Karlsruhe und Region. „Wie läuft der Alltag?“ „Was belastet den Mittelstand aktuell?“ „Was sind die dringendsten Fragen für Betriebe?“ Bei den regelmäßigen Betriebs- und Unternehmensbesuchen geht’s für die Handelnden auch darum, ganz nah dran zu sein – und es geht dabei durchaus auch um einen Schulterschluss zwischen Handwerk, Handel und Gastgewerbe. Immerhin sind viele Themen gewerbeübergreifend. „Wir kooperieren dabei, weil viele Unternehmen ähnlich gelagerte Probleme haben“, so Andreas Reifsteck, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Region Karlsruhe: „Diese Verbände-Allianz ist somit auch eine themenorientierte Kooperation.“
Auf Infotour durch die Region waren diese Woche im Vorfeld der Europawahl Vertreter von DEHOGA Karlsruhe, Handelsverband Nordbaden und Kreishandwerkerschaft Region Karlsruhe – mit Daniel Caspary, Mitglied des Europäischen Parlaments.
Bei „Rewe Ullmann“ in Bruchsal ging es unter anderem um die Thematik der Verpackung mit einem weitgehenden Verzicht auf Plastik, Bio-Ware, die regionale Belieferung und um das Einkaufsverhalten der Kunden. „Wir arbeiten dabei eng mit rund 100 Lieferanten aus der Region zusammen“, erläuterten Henning Opper, Vorsitzender der „Rewe“-Geschäftsleitung Region Südwest, Bernd Grassel, Einkauf Obst und Gemüse bei „Rewe Südwest“, und Jens Ullmann von „Rewe Ullmann“. „Es ist für uns auch wichtig, mit der Europapolitik im Gespräch zu bleiben“, so Petra Lorenz, Präsidentin des Handelsverbands Nordbaden und Geschäftsführer Swen Rubel: „Denn gerade vor Ort lässt sich erleben, was Kaufleute mittlerweile alles bieten um den Einkauf zu einem Erlebnis zu machen – ob Aufbau oder Präsentation, vor allem regionale Produkte stehen immer mehr im Fokus. Das ist vor Ort gut darstellbar.“
Bei „Leicht Fenster und Türen“ in Karlsdorf-Neuthard, einem Familienbetrieb mit rund 75 Mitarbeitern, ging es um Anforderungen und Herausforderungen im EU-Kontext, „mit denen wir uns so positionieren müssen, dass die Kosten moderat gehalten werden“, so Leicht: „Aber da sind wir gut aufgestellt.“ Hilfreich sei dabei auch ein regionales Netzwerk verlässlicher Partner, obwohl das mittelständische Unternehmen längst weltweit auch unterwegs ist. „Allerdings wird der Bürokratieaufwand immer größer“, monierte Bernhard Leicht. „Hierbei könnte die Politik das Handwerk mehr unterstützen“, erinnerte Kreishandwerksmeister Frank Zöller: „Denn durch das Mehr an bürokratischen Aufgaben werden zu viele Kapazitäten in einem Betrieb gebunden – gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels.“ Immerhin sei der Mittelstand durchaus der Motor der regionalen Wirtschaft, der Arbeitsplätze schaffe, dazu für Steuereinnahmen sorge, die auch in der Region blieben:
Im Hotel-Restaurant Ritter in Büchenau, einem mittelständischen Betrieb mit 55 Mitarbeitern, Tagungsräumlichkeiten und rund 100 Hotelzimmern, ging es unter anderem um Arbeitszeitflexibilisierung, Ausbildung, Fachkräftemangel – und auch um das Thema Bürokratie. „Das sind große und wichtige Themen für uns“, betonte Ingrid Hellriegel-Sprenger von der Geschäftsleitung: „Gerade auch im Service. Das ist mitunter ein Riesen-Aufwand für uns.“ „Bei vielen Betrieben in der Region“, betonten Waldemar Fretz, Kreisvorsitzender DEHOGA Karlsruhe und Dr. Michael Kant, Geschäftsführer DEHOGA Karlsruhe, „werden immer dieselben Sorgen thematisiert. Die Betriebe sind mitunter einer enormen Belastung ausgesetzt“.
„Eine interessante Tour, die viele Einblicke ermöglichte“, so das Fazit von Daniel Caspary, Mitglied des Europäischen Parlaments: „Wenn mehr Vertreter aus der Politik sich vor Ort Eindrücke verschaffen würden, wäre das in vielen Bereichen besser. Wir brauchen diesen Austausch, diese Erfahrungen.“ (red)
www.handwerk-region-karlsruhe.de, www.dehogabw.de, www.badenwuerttemberg.einzelhandel.de
Autor:Jo Wagner |
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